Die neuen Alno-Mehrheitsgesellschafter verlieren keine Zeit und machen ihre Ankündigung wahr. Seit gestern liegt das offizielle Übernahmeangebot für Alno-Aktien vor. 50 Cent je Stück wird geboten. Für Altbesitzer, die beim Börsengang vor fast zwei Jahrzehnten mehr als 30 Dollar zahlten, bedeuten 50 Cent, dass sie fast einen Totalverlust erleiden. Es bleibt abzuwarten, wie viele Aktionäre in den nächsten sieben Wochen ihre Papiere abstoßen, um wenigstens ein paar Euros in Händen zu halten, nachdem sie über all die Jahre auch keine Dividende gesehen haben. Es befinden sich etwa 57 Prozent der mehr als 75 Millionen Aktien im Streubesitz und Tahoe kontrolliert derzeit 33,4 Prozent der Stimmrechte. Was passiert, wenn die Altaktionäre nicht verkaufen und die Investoren damit keine Stimmenmehrheit bekommen? Noch spannender ist die Frage, was passiert, wenn Tahoe und Co. Alno übernehmen? Im Übernahmeangebot sind Absichtserklärungen enthalten, was man alles nicht machen wolle. Die Deutschen haben ein besonderes Verhältnis zu Sätzen, die mit "niemand hat die Absicht" beginnen. Klar ist, dass die hinter Tahoe stehende Unternehmerfamilie Hastor Druck ausübt, auch auf Vorstandschef Max Müller. Schnellstmöglich soll dieser ein Restrukturierungskonzept vorlegen, das den Konzern wieder in die positive Ertragszone katapultiert.
Warum sollen der Schweizer und seine Vorstandscrew jetzt diesen ultimativen Plan aus der Schublade ziehen, nachdem sie seit fünf Jahren vergeblich versuchen, den Küchenmöbelhersteller profitabel zu machen? Was passiert, wenn der Vorstand nicht liefern kann? Gibt es dann eine neue Führung? Die ganz spannende Frage lautet, wie Alno seine immense Schuldenlast reduzieren will. Tahoe hat wohl die Forderungen von Whirlpool beziehungsweise Bauknecht aufgekauft und hat Alno schon zig Millionen Euro an Darlehen gewährt. Was passiert, wenn nur noch Tahoe als Gläubiger übrig ist? Die Verantwortlichen, besonders die Arbeitnehmervertreter, müssen das 78-seitige Vertragswerk ganz, ganz genau lesen, um vor bösen Überraschungen gefeit zu sein.