Den "Tag des Wassers" nutzten die Verantwortlichen der Technischen Werke Schussental (TWS) und vom Energiepark Hahnennest (EPH), um den Beginn einer langfristig ausgerichteten Kooperation öffentlich zu machen. Ein Ziel ist, den Anbau der durchwachsenden Silphie als Energiepflanze in der Region voranzubringen. EPH-Geschäftsführer Thomas Metzler und sein Landwirtskollege Ralf Brodmann haben in langwierigen Anbauversuchen die "Donau-Silphie" mit dem Ziel entwickelt, diese aus den USA stammende Stängelpflanze für die Nutzung in Biogasanlagen nutzbar zu machen. In diesem Jahr wird sie deutschlandweit auf etwa 2000 Hektar zwischen Juli und August erblühen.
Auf einer Deutschlandkarte zeigt Metzler, dass die Nachfrage nach dem Silphie-Saatgut in Baden-Württemberg und Bayern am höchsten ist, aber die Anfragen aus anderen Bundesländern sich stetig erhöhen. Die Pflanze wird nur einmal ausgesät, wächst bis zu 30 Jahre nach, weil das Wurzelwerk im Boden bleibt, wo sie für enormen Biomassenaufbau sorgt und so pro Hektar und Jahr bis zu acht Tonnen Humus entwickelt. Beim Kunstdünger benötigt man 35 Prozent weniger Stickstoff und auf Pflanzenschutzmittel verzichtet man gänzlich, was dazu führt, dass Bienen und viele andere Insekten einen idealen Lebensraum vorfinden. "Wir haben viele Anfragen von Imkern, ob sie ihre Völker bei den Silphie-Feldern aufstellen dürfen", ergänzt Brodmann, dass der Boden dank des meterdicken Wurzelwerkes samt Humusaufbau wie ein Schwamm wirke, der das Wasser speichert.
Die auf Nachhaltigkeit ausgelegte Bewirtschaftung und die Kulturvielfalt in Hahnennest habe die TWS schon länger beobachtet, erklärte TWS-Geschäftsführer Thiel-Böhm, dass man als Wasserversorger und Energieproduzent dieselben Prinzipien vertrete. Beim Strom mache es Sinn, sich gemeinsam auf dem Markt zu positionieren und nicht gegeneinander anzutreten. Darüber hinaus beziehe man einen Teil des Methangases von der EPH, wobei die Partner sehr viel weitergehende Pläne haben. So ist die Ausgabe einer "Oberschwabenkarte" in den nächsten Wochen vorgesehen. Als "Kundenbindungsinstrument" bezeichnet Thiel-Böhm diese Karte, die beispielsweise an von der TWS betriebenen Ladesäulen für Elektroautos benutzt werden kann. "Wir sind auf der Suche nach weiteren Partnern", kann sich der TSW-Geschäftsführer vorstellen, dass man mit der Karte in Ravensburg seine Parkhausrechnung bezahlen kann.
Ein weiteres Geschäftsmodell für Landwirte bringt EPH-Geschäftsführer Metzler ins Gespräch. Die Silphie binde sehr viel Kohlenwasserstoff, so dass er sich einen Emissionshandel mit CO2-Zertifikaten vorstellen kann. Dazu benötigen die Energiebauern auch entsprechende Nachweise, und deshalb wird der Anbau der Silphie wissenschaftlich umfangreich dokumentiert, so wie beispielsweise die so genannte "Hof-Tor-Nährstoffbilanz", wie Simon Rauch erklärt. Jeder Landwirtschaftsbetrieb muss belegen, wieviel Nährstoffe er quasi auf seinem Land erzeugt und wieviel verbraucht wird.
Bezüglich der Silphie wird es nach Angaben der Geschäftsführer Metzler und Böhme auch rund um Ravensburg blühende Felder geben, so dass sich die Menschen von den Vorteilen dieser Pflanze selbst überzeugen können. Thomas Metzler hatte im vergangenen Jahr in einigen Feldern schon Beobachtungsplattformen errichtet, um Besuchern die Gelegenheit zu geben, in die summende Blütenwelt einzutauchen. "Wir wollen bei uns so viele Tiere halten, wie auf unsere Flächen passen", benennt Metzler abschließend die Philosophie der Hahnennester Landwirte. Auf die Frage, wieviel Silphie angebaut werden könnte, verweist er auf die 2,1 Millionen Hektar, auf denen deutschlandweit Mais angebaut wird: "Wenn wir zehn Prozent dieser Fläche hätten, das wäre gut!"
Partner
Die Energiepark Hahnennest (EPH) beliefern nach eigenen Angaben derzeit 2000 Kunden mit Strom, wobei man 2015 startete. Die Technischen Werke Schussental haben rund 17 500 Kunden und sind seit 2008 auf dem Strommarkt aktiv. Zusätzlich ist TWS als Trinkwasserlieferant für 69 000 Einwohner von Weingarten Eschach und Ravensburg tätig.