„Wenn diese Mauern reden könnten“, heißt es umgangssprachlich. Wenn Ja, dann hätte das „Alte Haus“ viel zu erzählen, gehört es doch zu den ältesten Wohnhäusern Süddeutschlands. Als kleinadliger Wohnturm wurde es vor mehr als sieben Jahrhunderten, im Jahr 1317 gebaut und Anfang des 15. Jahrhunderts zu einem Fachwerkhaus ausgebaut. Eine architektonische Besonderheit ist die radiale Balkenführung.

Damit ist das „Alte Haus“ das einzige noch bestehende Fachwerkgebäude in Deutschland mit dieser Baustruktur. Seit 1983 im Besitz der Stadt, dient es heute als Ausstellungsgebäude und in einem Raum als Museum für die Stadtgeschichte. Seit der grundlegenden Renovierung 1994/95 finden dort auch Einzelausstellungen statt und seit zehn Jahren kann das ganze Gebäude besichtigt werden.
Haus wurde wohl als Burgturm errichtet
Als erste Bewohner werden die Gremlichs aus der Linie „der Zelle zu Linz“ als Bewohner genannt, wie Heimatforscher Peter Schramm in einem kurzen geschichtlichen Abriss über das „Alte Haus“ erklärt. Der letzte Bewohner war bis in die 70er Jahre der Stadtarbeiter Albert Pöschle.

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte Wohnungsknappheit und das Spital, das 1911 das „Alte Haus“ für 30 000 Mark gekauft hatte, brachte alleinstehende und verarmte Personen in dem Gebäude unter. In dem Haus gab es nie Wasser, sondern die Bewohner mussten das Wasser von den Brunnen holen. Auf jedem Stockwerk lebte dereinst eine Familie, allein es gab nur ein Plumpsklo. Im Jahr 1953/54 wurde das Haus grundlegend saniert, um es überhaupt erhalten zu können. Vier Jahrzehnte später renovierte die Stadt, die das Gebäude 1983 für 180 000 Mark gekauft hatte, das Gebäude erneut aufwendig.
Stadtgeschichtliches Museum wurde im Alten Haus eingerichtet
Dem ehemaligen Rektor des Staufer-Gymnasium Peter Schramm war und ist das „Alte Haus“ eine Herzensangelegenheit und er war maßgeblich daran beteiligt, dass in einem Raum im ersten Stock das neue stadtgeschichtliche Museum eingerichtet wurde. 14 Tafeln erläutern die Geschichte der Reichsstadt Pfullendorf von den Anfängen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Wort und Bild.
Ein Modell der Stadt zeigt Pfullendorf um etwa 1830, vor Abriss von dreien seiner Stadttore und eines Teils der Stadtmauer. Ebenso gibt es ein kleineres Modell der ersten Grafenburg im mutmaßlichen Zustand aus dem 12. Jahrhundert. Die Burg des Grafen Rudolf ist der Ausgangspunkt einer Marktsiedlung, die sich zur Reichsstadt Pfullendorf entwickelte.
In sechs Vitrinen werden Objekte aus der Geschichte Pfullendorfs ausgestellt
Zu sehen sind Kopien die Stadterhebungsurkunde von 1220 und die Zunftverfassung von 1383 sowie andere wichtige Urkunden. Im Original eine Münze (Brakteat) des Grafen Rudolf aus dem 12. Jahrhundert. Im Original liegt das älteste in Pfullendorf verbliebene Siegel der Reichsstadt von 1379 vor. Ebenso im Original werden die berühmte Stadtchronik des Benefiziaten Andreas Rogg von 1774 und zwei Rechnungsbücher des Spitals gezeigt und seit dem Sommer 2014 ist die Ausstellung um eine Tafel zum Thema „Entdeckung der Stadtplanung nach dem goldenen Schnitt“ erweitert.