Stefanie Lorenz

Waschen, schneiden, färben, föhnen sind die typischen Aufgaben eines Friseurs – zumindest vor der Corona-Krise. Heutzutage sieht das anders aus. Die Liste dessen, was im Salon täglich geschafft werden muss, ist deutlich länger geworden. Jedes Utensil – von Schere, Kamm, Bürste bis hin zur Haarschneidemaschine – muss nach dem Gebrauch desinfiziert werden. „Die Schneidemaschinen werden sogar mit einem speziell für diese Geräte entwickelten Spray behandelt“, schildert Rainer Schmauder. Er ist Friseur in Pfullendorf, genauso wie Sohn Johannes. Vater und Sohn betreiben voneinander getrennte Betriebe, die sich aber im gleichen Gebäude in Pfullendorf befinden.

Nähe zum Kunden verpflichtet zu Hygienemaßnahmen

Als Friseur mit jahrzehntelanger Erfahrung und Obermeister der Innung weiß Rainer Schmauder genau darum, was in einem Friseursalon getan werden muss, um die Gefahr, sich mit dem Corona-Virus anzustecken, möglichst gering zu halten. „Wir haben einen Beruf, bei dem wir nahe an den Kunden sind, hier ist Hygiene oberste Pflicht“, betont der Pfullendorfer. Ihm und auch Johannes Schmauder ist es wichtig, dass sich die Kunden sicher fühlen bei ihren Terminen. Deshalb achten die beiden Chefs strikt darauf, dass sämtlich Vorschriften eingehalten werden.

Johannes Schmauder mit Stammkundin Marianne Müller. Sie fühlt sich sicher beim Friseurbesuch.
Johannes Schmauder mit Stammkundin Marianne Müller. Sie fühlt sich sicher beim Friseurbesuch. | Bild: Lorenz, Stefanie

Einfach nur in Vorfreude auf einen schicken, neuen Haarschnitt in den Salon stürmen, diese Zeiten sind bei Schmauders vorbei. „Unsere Kunden müssen vor der Türe warten, klingeln und sich die Hände desinfizieren, bevor sie ihren Termin bei uns im Laden wahrnehmen können“, schildert Johannes Schmauder das, was auch auf großen Hinweisschildern vor dem Salon zu lesen ist. „Es gibt keinerlei Zutritt ohne Mund-Nasen-Bedeckung“, betont Vater Rainer. Maskenpflicht gelte für den kompletten Aufenthalt im Salon.

Anna Ursprung verzichtet auch in Corona-Zeiten nicht auf den Friseurbesuch. Gemeinsam mit Friseurin Helga Hipp achtet sie dabei auf ...
Anna Ursprung verzichtet auch in Corona-Zeiten nicht auf den Friseurbesuch. Gemeinsam mit Friseurin Helga Hipp achtet sie dabei auf größtmöglichen Schutz. | Bild: Lorenz, Stefanie

Die Plätze für die Kunden in den Räumen wurden ordentlich ausgedünnt, um die Abstandsregeln einzuhalten. „Wir haben jetzt insgesamt nur noch sechs Plätze statt neun und nur noch zwei Waschplätze statt drei. Alles wurde um ein Drittel reduziert“, berichtet Johannes Schmauder.

Alle Arbeitsgeräte werden nach jedem Kunden desinfiziert

Ins Tauchbad wandern sämtliche Geräte, wie Kamm und Schere, nachdem der Kunde den Platz wieder verlassen hat. Jeder Arbeitsplatz und Bedienstuhl wird dann ausgiebig mit Flächendesinfektionsmittel gereinigt. „Umhänge und Handtücher werden nach jeder Benutzung gewaschen, die Umhänge auch desinfiziert“, ergänzt der erfahrene Friseurmeister.

Luftreinigungssystem soll Keime aus der Luft filtern

Doch das war dem Familienteam Schmauder noch nicht genug: Es wurde darüber hinaus noch ein neues Luftreinigungssystem angeschafft. „Dieses filtert pro Stunde rund 330 Kubikmeter Luft und tötet dabei rund 99,95 Prozent der Viren, die im Raum schwirren ab“, erläutert Rainer Schmauder. Das Gerät werde zusätzlich zum regelmäßigen Lüften eingesetzt. In den Räumen gibt es außerdem noch einen nächtlichen „Gast“: den neuen Wischroboter. Er werde, so Johannes Schmauder, abwechselnd mit alkoholischem Desinfektionsmittel und mit Tensiden befüllt.

Rund 4000 Euro in die Umsetzung von Hygienemaßnamen gesteckt

„So haben Viren, Bakterien und andere unerwünschte Erreger keine Chance“, ist sich der junge Friseur sicher. Rund 4000 Euro haben Rainer und Johannes Schmauder nach eigenen Angaben seit der Corona-Krise bereits in die Umsetzung von Hygienevorschriften zur Eindämmung des Virus gesteckt.

Kunden nehmen längeres Verweilen im Salon in Kauf

Viel positive Rückmeldung gibt es auch an diesem Tag von den Kunden: „Ich finde die Schutzmaßnahmen sehr gut und habe auch kein Problem damit, eine Maske zu tragen“, sagt etwa Christian Schatz. Dass der Friseurbesuch jetzt länger dauert, weil vor dem Schneiden die Haare noch gewaschen werden müssen, nimmt er für seine persönliche Sicherheit gerne in Kauf, betont er im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

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So sieht es auch Marianne Müller, die Stammkundin bei Familie Schmauder ist. „Trotz Corona gehe ich weiterhin regelmäßig zum Friseur, jetzt halt mit der Maske vor dem Gesicht“, schildert die Pfullendorferin. Sie führe sich sicher im Salon, draußen sei das manchmal nicht der Fall, meint die Seniorin. „Manchmal kommen mir Leute in der Stadt entgegen, die einfach nicht zur Seite gehen und bei denen ich dann aufpassen muss, dass ich selbst Platz mache, um Abstand einhalten zu können“, berichtet Marianne Müller über ihre Erfahrungen mit den Corona-Regeln.

Sicherheitsvorkehrungen werden akzeptiert

„So langsam habe ich mich daran gewöhnt“, sagt Anna Ursprung über das Maskentragen. Das gelte auch für den Friseurbesuch. Sie befürwortetet Schutzmaßnahmen in allen Lebensbereichen. „Das ist wichtig. Ich fühle mich hier richtig gut aufgehoben“, meint sie zu den vielen Sicherheitsvorkehrungen beim Friseur.

Maskentragen ist schon zur Gewohnheit geworden

Auch Werner Hornstein verzichtet während der Corona-Krise nicht auf den liebgewordenen, monatlichen Friseurbesuch. „Das Maskentragen ist man ja jetzt sowieso schon ein Stückweit aus dem Alltag gewohnt“, sagt der Großschönacher, der auch in seinem Beruf als kaufmännischer Angestellter zur Maske greifen muss. „Es ist einfach wichtig, sich und andere zu schützen“, ergänzt er. Im Bekanntenkreis habe er bereits den Verlauf von Corona-Erkrankungen miterleben müssen, gerade auch deshalb hält er die strikte Umsetzung der Schutzmaßnahmen in allen Bereichen für sinnvoll.

„Einbußen machen vielen zu schaffen“

Rainer Schmauder ist Obermeister der Friseurinnung im Landkreis. Der SÜDKURIER hat mit ihm über die aktuelle Situation gesprochen.

Herr Schmauder, wie geht es den Friseurbetrieben im Kreis Sigmaringen in der Coronakrise?

Viele der rund 150 Betriebe in unserem Landkreis müssen Umsatzeinbußen von 20 bis 30 Prozent hinnehmen. Ich habe aktuell noch nicht davon gehört, dass Betriebe aufgrund der Corona-Krise schließen mussten, aber vielen machen die sinkenden Einnahmen zu schaffen. Im Januar könnte es für einige besonders kritisch werden, wenn die Betriebe Nachzahlungen leisten müssen oder die gewährte Soforthilfe zurückgezahlt werden muss.

Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass sich die Friseure an die Hygienevorschriften halten?

Die große Masse hält sich strikt an die die Spielregeln. Nur vereinzelt haben wir von Betrieben erfahren, in denen etwa die Maskenpflicht verletzt wurde. Das waren aber keine Innungsmitglieder, denn diese wurden genau informiert darüber, was derzeit nötig ist, und haben dies umgesetzt.

Werden die Friseurbetriebe im Landkreis bezüglich der Einhaltung der Corona-Verordnung regelmäßig geprüft?

Die Betriebe werden vom Gesundheitsamt, den Ordnungsämtern der einzelnen Städte und Gemeinden und auch von der Polizei überprüft.

Fragen: Stefanie Lorenz