Die Nachricht, dass zwei von drei Krankenhäuser im Landkreis Sigmaringen geschlossen werden sollen, sickerte schon am Freitagabend nach dem ersten Klausurtag der Kreisräte in Bingen durch. Am Montag informierte die SRH-Geschäftsleitung offiziell über die Pläne, wonach die Krankenhäuser in Pfullendorf und Bad Saulgau schließen sollen.
Wird die Verantwortung für die Menschen weggeschoben?
Die Menschen im Kreis Sigmaringen sind enttäuscht und äußern ihre Meinung in den sozialen Netzwerken. „Ist ja beschämend zuzusehen, wie die Verantwortung für Bürger dieses Landkreise weggeschoben werden, aufgrund überhöhten ökonomischen Zielsetzungen der verantwortlichen Geschäftsführer, hierbei nicht einmal Lösungsstrategien entwickeln, die dienlich wären für das Allgemeinwohl“, schreibt eine Bürgerin öffentlich unter den Bericht dieser Zeitung in Facebook. Sie schreibt auch, dass die Rentabilität eines Unternehmens wichtig sei, allerdings gebe es auch andere kleine Krankenhäuser, die rentabel betrieben werden. Diese könne man als Beispiel heranziehen und hinterfragen, wie sie sich finanzieren.
Gesundheitsversorgung ist jetzt bereits nicht zufriedenstellend
Eine andere Frau schreibt: „Einfach nur traurig, für die Mitarbeiter der Krankenhäuser und traurig für die Einwohner der beiden Städte“. Andere Internetnutzer beklagen, dass die Menschen im Kreiskrankenhaus Sigmaringen bereits jetzt auf den Gängen liegen würden, weil die Kapazität nicht ausreichen würde. „Ich war 21 Jahre in Pfullendorf beschäftigt und ich muss sagen. Wir waren ein tolles Krankenhaus“, schreibt die Frau, die nicht mehr Mitarbeiterin der SRH ist. „Wenn die Chefetage und weitere leitende Funktionäre keine so großen Gehälter einstecken würden wäre es vielleicht auch wirtschaftlich“, äußert sich ein anderer Pfullendorfer.
Kritik an Kommunalpolitiker, Parteien, Bürgermeister und Landrätin
„Es ist mir ein Rätsel wie große Teile der SPD, Grüne und CDU sich hinter die SRH stellen, ohne mit dem dort arbeitenden Personal bzw. dem Betriebsrat zu sprechen. Man muss schon ziemlich blauäugig sein, wenn man nicht merkt, dass das Ganze von langer Hand geplant worden ist. Mal davon abgesehen, dass das Personal schon länger geahnt hat, was da läuft“, kritisiert eine Bürgerin. Ein anderer Nutzer kritisiert vor allem die Haltung von Landrätin Stefanie Bürkle, die stets betont hatte, dass man die Schließung der Geburtenstation in Bad Saulgau rückgängig machen werde, wenn ausreichend Hebammen zur Verfügung stehen. „SRH war der größte Fehler aller Zeiten und die Landrätin ist eine Lügnerin. Die Geburtenstation Bad Saulgau wird also nur ‚temporär‘ schließen? Hieß es das nicht noch im Sommer?“, fragt ein anderer Bürger kritisch. Scharfe Kritik wird am Schweigen von Gemeinderäten und Kreisräten geübt, die sich zumindest öffentlich äußerst bedeckt halten. Hinter verschlossenen Türen soll es Widerstand gegen die Sparpläne der SRH-Geschäftsführung und Landrätin Stefanie Bürkle gegeben haben.
Bürger messen Politiker an ihren Aussagen
„Soviel zum Thema: Wir setzen uns für jedes Krankenhaus ein, damit es erhalten wird. Aber das überrascht mich jetzt nicht, da in Pfullendorf schon ewig nichts mehr gemacht wurde und Sigmaringen neu gebaut wird“, schreibt eine Pfullendorferin. Sie erinnert an Versprechungen für den Erhalt der drei Standorte, die lange Jahre gemacht wurden. Zuletzt versuchten Bürgermeister Thomas Kugler und Landrätin Stefanie Bürkle, eine klare Aussage zu den Krankenhausstandorten zu vermeiden. Allerdings hatte die Landrätin bei den vergangenen öffentlichen Sitzungen betont, es handle sich um eine temporäre Schließung der Geburtenstation in Bad Saulgau.
Menschen fühlen sich im Stich gelassen
„Gerade im ländlichen Raum sind doch die kleinen Häuser ein wichtiger Grundversorger für die Bevölkerung“, erklärt eine Userin. In vielen Kommentaren spiegelt sich wieder, dass die Menschen sich von ihren Bürgermeistern, Gemeinderäten und Kreisräten im Stich gelassen fühlen. Die Nachteile im ländlichen Raum würden immer größer, heißt es. Zugleich kritisieren einige User auch, dass der Widerstand in Pfullendorf gering sei. In Bad Saulgau würden die Menschen für ihre Gesundheitsversorgung kämpfen und auf die Straße gehen. In Pfullendorf nicke man diese Entscheidungen einfach nur ab.