Jacob Gretz kam als Vierjähriger mit seinen Eltern aus Kasachstan nach Deutschland. Schon damals spielte der Sport in seiner Familie eine große Rolle. Früh begeisterten den Heranwachsenden Ring- und Boxkämpfe. Sein Vater schaute sie im Fernsehen. „Dann bot ein Fitnessclub in Pfullendorf das Boxen an. Da war ich sofort dabei“, erinnert sich der heute 38-Jährige.
Training von Kindheitsbeinen an
Mit ihm seien damals viele Jungen zum Boxen gegangen, aber bald habe bei den anderen die Begeisterung nachgelassen. „Letztlich bin ich nur noch alleine übrig geblieben. Da hat mich unser Trainer mit nach Horgenzell genommen. Das war mein großes Glück.“ Irgendwann in dieser Zeit müssen sich Jacob Gretz und Alex Kriger getroffen haben. Beide jungen Männer einte die Begeisterung für den Boxsport. Sie fuhren häufig nach Ravensburg oder Sigmaringen zum Boxtraining.
Boxclub in Pfullendorf gegründet
„Aber irgendwann wurde uns das zu blöd, die ewige Fahrerei“, sagt Gretz. „Da haben wir beschlossen, unseren eigenen Boxclub in Pfullendorf zu gründen.“ Der besteht bis heute, zählt gegenwärtig rund 80 Aktive einschließlich der Bambini, die sich regelmäßig in der Sechslindenschule zum Training treffen. Eine Metalltür der Schule, die aus der Sporthalle ins Freie auf den Sportplatz führt, trägt eine Grafik in Lebensgröße. Sie zeigt einen Boxer mit Kopfschutz und Boxhandschuhen im Kampfmodus. Darunter steht: Boxing – Best School of Life.
Warum ist Jakob Gretz vom Boxen so fasziniert?
Ein Leitsatz, dem sich Jacob Gretz verpflichtet fühlt: „Mich fasziniert der Sport, weil man wirklich dranbleiben muss. Du musst sehr diszipliniert sein, darfst kein Training verpassen, weil du nur Erfolge erzielen kannst, wenn du dich zusammenreißt.“ Boxen sei kein Draufhauen. Der Sport habe bei manchen ein schlechtes Image durch das Drumherum. Aber das wahre Boxen, das finde im Ring statt, im Wettkampf. Das sei der richtige Sport. Jacob Gretz sagt, er habe es im Blut, wie er eine richtige linke oder rechte Gerade schlagen müsse. Aber man müsse es lernen, auszuweichen, die Führhand und die Schlaghand gescheit einzusetzen. „Boxen ist ein sehr technischer Sport. Du brauchst viel Kondition, Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Köpfchen.“
Alex Kriger und Jakob Gretz fördern Kinder und Jugendliche
Der 38-Jährige hatte ein paar Jahre ausgesetzt „wegen Schule und so, hatte keine Lust“, sagt er, „damals habe ich es für mich vermasselt.“ Doch er kehrte an den Ring zurück, weil das Boxen für ihn das Leben bedeutet. Heute trainiert er mit Alex Kriger jüngere Boxbegeisterte. Dabei steht nicht an erster Stelle, ob die Mitglieder ihren Beitrag bezahlen. Für die beiden Boxer geht es auch um das Soziale. „Bei uns boxen viele Flüchtlinge aus der Ukraine oder aus anderen Krisengebieten. Manchmal stoßen auch welche, die aus dem Heim kommen, zu uns. Wir bieten das aktiv an, denn auch Benachteiligte haben ein Recht auf Sport.“ Man müsse nicht immer strikt sein. „Wer nichts zahlen kann, kann trotzdem kommen.“

Viele Erfolge erzielt
Boxen heißt aber ebenso, im Ring Erfolge zu erzielen. Zehn bis zwölf aktive Boxer schicken die Pfullendorfer in die Wettkämpfe. Mit Erfolg: Aus der Schule von Gretz und Kriger sind unter anderem ein Deutscher Meister, ein Vizemeister und mehrere Landesmeister hervorgegangen. Wer so für das Boxen brennt, will weiterkommen. Gretz: „Wir könnten hier im Süden sofort Stützpunkt des Boxverbandes werden. Wir benötigen nur einen Boxring.“ Er hofft, bei dem neuen Bürgermeister der Stadt dafür ein offenes Ohr zu finden.