Die Firma Tegos aus Ostrach hat im Pfullendorfer Sportartikelgeschäft Intersport Marco ihr neues Produkt vorgestellt: eine hygienische Umkleidekabine, die sich selbst desinfiziert – ohne den Einsatz eines Sprays oder Wischlappens. Peter Müller, Geschäftsführer von Tegos, erklärt: „Wenn das UV-C-Licht an ist, sind nach sechs Sekunden 99 Prozent, nach 25 Sekunden 100 Prozent der Keime abgetötet.“
Rund zwei Wochen wird der „Virenkiller“, wie er von den Mitarbeitern der Firma bezeichnet wird, im Pfullendorfer Sportartikelgeschäft von Inhaber Hans-Jürgen Braun stehen. Es ist zunächst ein Prototyp, der auf vier Rollen steht.
Feedback sammeln, dann soll es ein Serienprodukt werden
In den kommenden Wochen will Peter Müller gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Feedback sammeln. Man habe nämlich schon einige Varianten im Kopf.

Er sagt: „Der Plan ist, dass daraus ein Serienprodukt wird.“ Lieferbar soll es etwa ab Mitte September sein. Müller ist stolz auf das Produkt – vor allem aber auf sein Team: „Das isch unser Häusle, da erhoffen wir uns natürlich Erfolg.“
- Wie funktioniert die Umkleide? Gewährleistet wird die Hygiene über eine 150 Watt starke UV-C-Powerlampe, die die Keime abtötet.

Die Technik mit den UV-C-Strahlern sei aber, wie Müller erzählt, nichts Neues. UV-C-Strahler hätten sich als wirksame Alternativen zur chemischen Desinfektion auch längst in der Lebensmittelindustrie bewiesen.
Benjamin Boehm, der das Projekt der Umkleidekabine leitet, erklärt das Prinzip am Beispiel: „Sobald der Kunde die Kabine verlässt, wird das UV-C-Licht, das die Viren und Bakterien abtötet, eingeschaltet.“ Sprich: Die Technik funktioniert nur, wenn niemand in der Umkleide ist. Über einen Bewegungsmelder werde dies gesteuert.
Für Hans-Jürgen Braun von Intersport Marco ist es eine Innovation: „Es ist klasse, dass man einfach nichts machen muss. Außerdem ist es ein Hingucker.“
- Wie kam es zu der Idee? Durch Corona und die damit verbundene Hygieneproblematik sei die Firma Tegos auf das Thema Desinfektion gestoßen. „Wir wollten aus unseren Materialien ein Häuschen machen“, sagt der Geschäftsführer über die Kabine, die in Zukunft als Bausatz geliefert werden soll und laut Müller auch für einen Laien innerhalb von einer Stunde aufzubauen sei.

Den Grundgedanken, mit den eigenen Materialien etwas zu machen, habe es aber schon länger gegeben: „Wir wollten auf dem Markt schon seit vielen Jahren mit einem solchen Häuschen auftreten.“
2013 habe es die ersten Ideen gegeben, 2016 habe man aber noch einmal zurückgezogen. „Das schien uns dann eine Nummer zu groß“, sagt Müller. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse durch die Pandemie.
- Wie teuer ist die Kabine und wie viel Strom verbraucht sie? Der Preis für eine Umkleidekabine mit voller Ausstattung liegt, wie der Geschäftsführer von Tegos erklärt, bei 1900 Euro. „Wenn man auf gewisse Dinge verzichtet, sind es bis zu 300 Euro weniger“, ergänzt Müller.

Im Vergleich dazu liegt der Preis von handelsüblichen Umkleidekabinen laut Müller bei etwa 800 bis 1600 Euro. Was den Stromverbrauch angeht, erklärt Boehm: „Bei zehn Stunden liegt er unter einem Euro.“
- Was sind die Vorteile? Wie der Projektleiter erklärt, funktioniert die Kabine vollautomatisch. Das bedeutet: „Sowohl die Mitarbeiter des Ladens als auch der Kunde muss sich um nichts kümmern.“ Alles, was innerhalb des UV-C-Lichts liege, werde desinfiziert – also beispielsweise auch Kleidungsstücke, die in der Kabine hängen. Zudem sei ein Vorteil, dass die Kabine auf Wunsch in verschiedenen Größen geliefert werden könne.
- Was ist Tegos für ein Unternehmen? Die Ostracher Firma versteht sich als Entwicklungspartner und Systemlieferant der Hersteller von Freizeitfahrzeugen. Produkte des Unternehmens sind Aufbautüren und Klappen, Schließsysteme, Kabelsysteme sowie Insektenschutzsysteme für Reisemobile und Caravans. Zur Umkleidekabine sagt Peter Müller: „Wir wollen hier auch ein eigenes Produkt machen und über die Stufe des Zulieferers hinaus so etwas anbieten.“ Die Realisierung der Umkleidekabine habe drei Wochen gedauert.
Hilfreich? Das sagen die Überlinger Einzelhändler zu der Idee
- Intersport Schmid in der Innenstadt: Für Inhaberin Birgit Frauenfelder käme eine Anschaffung nicht infrage. Sie begründet: „Ich glaube, das macht nur für größere Läden Sinn.“ In ihrem Geschäft sei es für die Mitarbeiter kein Problem, die Umkleiden immer wieder selbst zu desinfizieren. „Wir bekommen das gut selbst hin.“
- Marco Moden im La Piazza: „Die Leute halten keinen Abstand, tragen im Einkaufzentrum teilweise keinen Mundschutz“, sagt Patricia Frey, stellvertretende Filialleiterin. Ihrer Meinung nach sei es viel wichtiger, dass in Corona-Zeiten darauf geachtet werde. In den Kabinen sieht sie kaum Probleme: „Ich glaube nicht, dass eine selbstdesinfizierende Umkleidekabine hilfreich wäre.“ Die Mitarbeiter hätten kein Problem damit, so oft wie möglich selbst zu desinfizieren.
- Sport Schmid im La Piazza: Filialleiter Norbert Herrmann kann sich momentan alles vorstellen. Aber er müsste sich die Kabine erstmal selbst anschauen. „Ist das praktikabel? Lohnt es sich aus finanzieller Sicht?“ Für ihn seien dies die entscheidenden Fragen. „Es hört sich aber auf jeden Fall interessant an“, so Herrmann.
- Grünvogel Sportartikel & Teamwear in Hödingen: Zwei Umkleiden gibt es im Sportartikelgeschäft. Selbstdesinfizierende Kabinen klingen für Timo Grünvogel spannend, aber: „In der Art und Weise, wie wir den Laden führen, ist es schlichtweg nicht notwendig.“