Ganze drei Wochen wird Patrick Kutzbach mit seiner Frau und seinem Sohn auf dem Wohnmobilstellplatz am nördlichen Rand Pfullendorfs verbringen. Sommerurlaub so nah an der Heimat Steißlingen? „Wir haben hier in den vergangenen Jahren viele Leute kennengelernt. Die Gemeinschaft hier ist einmalig“, sagt der passionierte Camper.

Inzwischen gibt es in der Community schon eine große WhatsApp-Gruppe, in der die Wochenenden im Linzgau koordiniert werden: „Ich sehe die Menschen hier auf dem Platz öfter als meine Freunde zu Hause“, schmunzelt Kutzbach. Seit fünf Jahren sind die Kutzbachs regelmäßig in Pfullendorf zu Gast. Ein weiteres Plus: „Mein Sohn macht in den drei Wochen im Wakepark einen Wakeboardkurs.“
Seit fünf Jahren fast jedes Wochenende in Pfullendorf
Sobald das Wetter es zulasse, seien er und seine Familie so gut wie jedes Wochenende auf dem sogenannten „Wohnmobilhafen“. Vor allem die Infrastruktur sei hier vergleichsweise gut, lobt er. Einzig die angrenzende Biogasanlage im Norden und die Kläranlage im Süden des Platzes seien bei schlecht stehendem Wind unangenehm. Zudem seien Autoposer am späten Abend immer wieder ein Problem.
„Nicht viele Plätze sind so günstig wie dieser“, zeigt sich Patrick Kutzbach indes erfreut. Auch dass die Gebühr mit dem Handy bezahlbar sei, sei ein großer Vorteil. Sein Freund Peter Hof ergänzt: „Wenn du auf dem Campingplatz Marina di Venezia mit 10.000 anderen Gästen bist, musst du noch weiter zu den Waschräumen laufen.“ Für die Camper, die aus Steißlingen, Reutlingen und Tettnang stammen, ist der Weg zu Toiletten und Duschen somit kein Thema.
Nur Wasser ist ein Problem
Ähnlich geht es auch Rudolf Lehnert aus Kaufbeuren, der schon zum dritten Mal aus Bayern angereist ist. Auch er kennt inzwischen schon das eine oder andere bekannte Gesicht auf dem Platz. Aufgrund des nun wieder verbesserten Wetters ist der Rentner spontan angereist und genießt einen Kurzurlaub in Pfullendorf.
„Es wäre wünschenswert, dass es direkt am Platz Wasser gäbe. Ansonsten passt aber alles.“ Auch, weil der Campingplatz für 6 Euro für 24 Stunden preislich attraktiv und in der nahen Umgebung mit Supermärkten und Baumärkten eine gute Versorgung gewährleistet sei.
Lehnert kennt Pfullendorf noch aus seiner Zeit als LKW-Fahrer: „Da habe ich oft bei Kramer abgeladen.“ Deshalb sei er auf den Wohnmobilstellplatz aufmerksam geworden. „Die Stadt ist schön und nach dem schlechten Wetter kann man hier wunderbar lesen und entspannen“, freut sich der Kaufbeurer.
Mit dem Traktor vom Hegau ins Linzgau
Für Frank und Sabine Pahl aus Burladingen ist der Pfullendorfer Stellplatz Zwischenhalt, nachdem das Ehepaar eine Woche in ihrem Wohnwagen unterwegs war. Das Zugpferd: Ein Traktor. „Wir waren im Hegau und fahren jetzt wieder gemütlich zurück gen Heimat“, erzählen die Pahls. In den vergangenen drei Jahren waren sie bereits drei Mal auf dem Campingplatz.

„Es ist toll zu sehen, dass die Stadt etwas tut“, lobt Frank Pahl. „Die Parkplätze sind sauber, die Duschen und Toiletten gratis und gepflegt.“ Für ein bis zwei Nächte sei der Platz optimal. „Und durch die Freizeitaktivitäten, die hier geboten werden, und die Einkaufsmöglichkeiten ist man super aufgehoben“, sagt Sabine Pahl.
Die Camper sind oft Wiederholungstäter
Helfen dürfte dabei auch, dass der Wohnmobilstellplatz vergleichsweise günstig ist. In Sigmaringen zahlt man für einen vergleichbaren Platz zehn Euro, in Meßkirch 9,50 Euro. In Mengen müssen Camper sogar 18 Euro pro Nacht berappen – und das ohne die Möglichkeit, die sanitären Anlagen nutzen zu können.
Auch wenn Wohnmobile aus der Schweiz und aus Österreich auf dem Platz stehen: Es sind offenbar in erster Linie Menschen aus Baden-Württemberg und der näheren Umgebung, die hier ihre Zelte aufschlagen. Vor allem aber scheinen es Wiederholungstäter zu sein. Das könnte auch daran liegen, dass potenzielle Gäste abgeschreckt werden: Auf dem Branchenportal Stellplatz-Radar hat der Platz gerade einmal 2,8 von fünf möglichen Sternen. Vor allem Hundebesitzer sind aufgebracht, da ihre Vierbeiner nicht mit in den Seepark dürfen.