Die notwendige Sanierung der Hauptstraße beschäftigt Gemeinderat und Bevölkerung seit etlichen Jahren, und seit 24. März rollen die Bagger, die Ende November abgeschlossen sein sollen. Während der Bauphase ist die Ortsdurchfahrt gesperrt und der Verkehr wird weiträumig umgeleitet. „OD Ostrach gesperrt“ ist auf einem Schild zu lesen und unter einem Verbotsschild steht der Zusatz: „Frei bis Riedstraße“. Die Umleitung bedeutet für Verkehrsteilnehmer längere Strecken und Zeitaufwand, für Geschäftsmann Karl Schmid womöglich das wirtschaftliche Aus. Das Ehepaar Schmid betreibt an der Hauptstraße einen Markt für Garten- und Dekohandel (Stangen Schmid) und das Restaurant „Schmids Auszeit“.

Firma feiert 100-jähriges Bestehen

„Unsere Firma gibt es seit 100 Jahren. Wir haben den Krieg überstanden und nun bedroht diese Baumaßnahme beziehungsweise die Umleitung unsere Existenz“, macht Karl Schmid im SÜDKURIER-Gespräch eine klare Ansage. Viele Jahre saß er im Gemeinderat und befürwortete stets die Straßensanierung, machte aber schon früh auf die möglichen Probleme der Straßensperrung beziehungsweise Umleitung aufmerksam. Die Gemeinde hat zwei Wochen vor Beginn der Bauarbeiten eine Informationsveranstaltung durchgeführt, allerdings war nach Angaben von Schmid kein Vertreter des Unternehmens vor Ort, das die Umleitungsbeschilderung verantwortet und auch von der Straßenbaubehörde sei niemand in der Buchbühlhalle gewesen.

Kunden finden Weg nicht mehr

Die beiden Geschäfte des Ehepaars Schmid leben im Prinzip vom „Durchgangsverkehr“ und nun finden die Kunden den Weg dorthin nicht mehr. Denn aus allen Richtungen werden Autofahrer schon frühzeitig davon abgehalten, in Richtung Ostrach zu fahren. Die Schilder „OD Ostrach gesperrt“ dürfen dabei nur Anlieger und Anlieferer ignorieren. Denn der Wunsch eines Kunden, etwas zu kaufen, ist zwar ein Anliegen, aber rechtlich ist er damit kein Anlieger.

Die Umleitung ist außerörtlich weiträumig ausgeschildert. Fotos: Siegfried Volk
Die Umleitung ist außerörtlich weiträumig ausgeschildert. Fotos: Siegfried Volk | Bild: Volk, Siegfried

Und mit dem Hinweis, dass der Verkehr bis zur Riedstraße frei ist, können nur Ortskundige etwas anfangen, denn Stangen Schmid und Schmids Auszeit befinden sich vor der Riedstraße.

Autofahrer verirren sich in Wohngebiete

Seit Wochen erhält Schmid Anrufe von Kunden, die sein Geschäft nicht gefunden haben. Viele versuchen es dennoch, auf Um- und Schleichwegen und verirren sich in Wohngebiete. Dort haben Anwohner schon Alarm geschlagen. Auf etwa 30 Prozent taxiert Schmid den Umsatzverlust. Schon 2024 sei ein wirtschaftlich schwieriges Jahr gewesen, aber wie angesichts der aktuellen Verkehrssituation das Jahr 2025 verlaufen wird, wisse er nicht. Er befürchtet, dass sich die Lage noch verschlimmert, weil es sich rum spreche, dass seine Geschäfte nicht mehr einfach erreichbar sind und Kunden deshalb nicht Richtung Ostrach fahren. Sollte die aktuelle Umleitung bestehen bleiben, sieht Karl Schmid für seinen Betrieb schwarz, wovon auch seine Mitarbeiter betroffen wären.

Geschäftsmann hat pragmatischen Lösungsvorschlag

Dabei gibt es nach seiner Überzeugung eine pragmatische Lösung. Für den innerörtlichen Verkehr wurde an der Kreuzung der „Riedstraße“ eine Notstraße geöffnet, auf der Autos und Kleintransporter problemlos die Baustelle umfahren können.

An der Kreuzung ist eine Notstraße eingerichtet, die nach Überzeugung von Karl Schmid auch für den Durchgangsverkehr genutzt werden ...
An der Kreuzung ist eine Notstraße eingerichtet, die nach Überzeugung von Karl Schmid auch für den Durchgangsverkehr genutzt werden könnte, während der Schwerlastverkehr umgeleitet wird. | Bild: Volk, Siegfried

„Für diese öffentliche Straße könnte man ein Tempolimit ausweisen“, schlägt Schmid vor, um mögliche Verkehrsrisiken zu minimieren. „Für den Schwerlastverkehr würde weiter die bisherige Umleitung gelten.“ Entscheidend ist für den Ostracher, dass die außerörtliche Beschilderung entsprechend geändert wird, wenn quasi die innerörtliche Durchfahrtssperre dank der „Notstraße“ aufgehoben wird. Dies wiederum liegt in der Zuständigkeit des Landratsamts.

Behörde ändert Umleitung nicht

Auf Anfrage des SÜDKURIER erklärt die Behörde, dass nach ihrer Kenntnis die innerörtliche Verkehrsführung auf Ebene der Gemeinde intensiv abgestimmt und den betroffenen Gewerbetreibenden kommuniziert wurde. Die Umleitungsführung gewährleiste eine klare und sichere Verkehrslenkung während der Bauphase und trägt dazu bei, unnötigen Verkehr auf innerörtlichen Ausweichstrecken zu vermeiden: „Vor diesem Hintergrund ist eine Änderung der offiziellen Umleitungsbeschilderung nicht vorgesehen.“ Die von Karl Schmid als „Notstraße“ bezeichnete Behelfsquerung an der Riedstraße wurde demnach ausdrücklich für den Linienverkehr eingerichtet. Sie ist erforderlich, um die Anbindung der Bushaltestellen während der Bauzeit zu gewährleisten. „Eine Freigabe dieser Strecke für den allgemeinen Durchgangsverkehr würde das bestehende Verkehrskonzept vor Ort konterkarieren und ist daher nicht vorgesehen“, macht das Landratsamt klar. Den Hinweis von Schmid zur Klarheit der Umleitungsführung habe man aufgegriffen und den Zusatz an der außerörtlichen Umleitungsbeschilderung textlich „bis Riedstraße/Gewerbegebiet frei“ angepasst.

Bürgermeisterin bietet Unterstützung an

Auch Bürgermeisterin Lena Burth kennt die Problematik und weist im SÜDKURIER-Gespräch darauf hin, dass es sich bei der Straßensanierung um eine seit Langem geplante Maßnahme des Regierungspräsidiums in Zusammenarbeit mit der Gemeinde handelt. „Die Sanierung ist aufgrund des baulichen Zustands der Straße und wegen notwendiger Arbeiten an der Kanalisation und der Wasserleitung erforderlich“, erklärt die Rathauschefin, was Ex-Gemeinderat Schmid hundertprozentig mitträgt. Schon 2024 habe man einen Haushaltsposten für die Sanierung eingestellt, mit der Planung begonnen und in der Ratssitzung am 10. März die Vergabe beschlossen, weist die Bürgermeisterin auf die Infoveranstaltung am 12. März in der Buchbühlhalle hin, zu der die Anlieger mit persönlichem Brief eingeladen wurden. „Frau Burth hat mich sogar persönlich angerufen“, bestätigt Karl Schmid.

Info-Veranstaltung der Gemeinde

Bei dieser Versammlung wurde nach Angaben von Burth der Wunsch geäußert, Hinweisschilder zur besseren Sichtbarkeit der Betriebe anbringen zu dürfen. Die Gemeinde habe diesen Vorschlag aufgegriffen und drei Standorte angeboten, an denen kostenfrei Bauzaunbanner an den Ortsausgängen platziert werden könnten. Betroffene Gastronomen hätten auch selbstständig Werbung an Hauswänden angebracht.

Eigene Hinweisschilder mussten wieder abgehängt werden

Laut Straßenverkehrsordnung ist das Anbringen von Werbematerial an Baustellenabsperrungen oder Umleitungsschildern grundsätzlich nicht erlaubt, wobei die Einhaltung dieser Regelungen durch das zuständige Landratsamt überwacht wird. Und diese Überwachung funktioniert, wie Karl Schmid berichtet. Er hatte an den aufgestellten Sperrungen eigenständig kleine Hinweisschilder angebracht, dass sein Geschäft erreichbar sei. Binnen kurzer Zeit hatte die Behörde davon erfahren und er musste die Schilder wieder abhängen. Dass die Gemeinde gewillt ist, die Situation zu entschärfen, anerkennt Karl Schmid. So hat er die Genehmigung für großflächige Plakate erhalten, die er heute an drei Standorten aufhängen wird. Denn für Plakate, die größer als ein Quadratmeter sind, braucht es eine behördliche Genehmigung. Nun platziert Karl Schmid seine drei Plakate, mit dem Hinweis, dass „Stangen Schmid“ und „Schmids Auszeit“ trotz der Straßenbauarbeiten für Kunden und Gäste erreichbar sind.