Es ist ein Abschied mit Wehmut, aber auch mit großer Vorfreude. Nach 16 Jahren als Bürgermeister der Gemeinde Sauldorf und mehreren beruflichen Stationen im Landratsamt und der Oberfinanzdirektion geht Wolfgang Sigrist in wenigen Tagen in den Ruhestand. In seinem Büro türmt sich noch die Arbeit, aber diese kann er bald hinter sich lassen.

Alle ziehen an einem Strang

Vieles hat sich in der Kommune in den vergangenen 16 Jahren bewegt, wie etwa das neue Feuerwehrhaus, die Baugebiete, Schulangelegenheiten und Kindergarten sowie Investitionen in die Infrastruktur. Vieles sei nur möglich gewesen, weil in Sauldorf alle an einem Strang ziehen. „Der Bürgermeister ist das ausführende Organ. Ohne einen guten Gemeinderat geht das nicht“, sagt er in einem letzten Gespräch mit dem SÜDKURIER in seinem Amtszimmer.

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Zusammenhalt ist stark

In den 16 Jahren in Sauldorf habe man immer zusammengearbeitet und versucht, das Beste für die Gemeinde zu erreichen. Nach bestem Wissen und Gewissen haben er und sein Team, den Ratsmitgliedern die Möglichkeiten der Gemeinde aufgezeigt und sich die Meinungen angehört. Das neue Feuerwehrhaus, das im Herbst 2019 eingeweiht wurde, sei ohne das Zusammenspiel von Gemeinderat und Feuerwehren nicht möglich gewesen.

Feuerwehrhaus ist eine große Investition

Wenn er am neuen Feuerwehrhaus vorbeifahre, freue er sich oft über den gelungenen Bau, sagt Sigrist. Die rund 2,7 Millionen Euro bezeichnete er als „viel Geld für Sauldorf“, aber das sei es wert gewesen. Pro Jahr sind rund 1,5 Millionen Euro an Investitionen möglich gewesen. Der Großteil sei in die Infrastruktur geflossen, also Abwasser und Straßen, Einrichtungen und Internetverbindungen. Beim Thema Geld habe er sich immer an den Spruch seines ehemaligen Lehrers orientiert: „Gehe mit dem Geld der Kommune um, wie wenn es dein Eigenes wäre“. Damit sei er immer gut gefahren. Das Ziel war und ist es, die Gemeinde nach vorne zu bringen. „Wir haben immer um die Sache gekämpft, nicht um Personen“, bescheinigt er den Bürgern einen respektvollen Umgang miteinander. Schmerzlich sei der Verlust der Hauptschule in Rast gewesen, auch wenn man die Räume jetzt für die Ganztagsschule nutzen könne.

Einer der Höhepunkte in der Amtszeit: Die Übergabe des Feuerwehrhauses 2019 durch Architekt Wolfgang Schweikart (links) an den damaligen ...
Einer der Höhepunkte in der Amtszeit: Die Übergabe des Feuerwehrhauses 2019 durch Architekt Wolfgang Schweikart (links) an den damaligen Feuerwehrkommandant Berthold Reichle (Mitte) und Wolfgang Sigrist. | Bild: Hermann-Peter Steinmüller

Kurze Dienstwege und Vertrauen

Der neue Kindergarten „Sonnenwirbel“ im Ortsteil Krumbach ist in seinen Augen auch ein Beleg für den Zusammenhalt und das wertschätzende Vertrauen in Sauldorf. Im vergangenen Jahr, als Baumaterialien knapper und teurer wurden, hätte der Gemeinderat der Verwaltung viel Vertrauen entgegengebracht und ihn zu kurzfristigen Entscheidungen ermächtigt. Nur dadurch habe der Bau ohne große Verzögerungen funktioniert. Gefallen haben ihm die kurzen Dienstwege im Rathaus. Lachend erinnert er sich an seine Zeit in der Oberfinanzdirektion Stuttgart (1983 bis 1989) zurück, wo Entscheidungen auch mal ein Jahr gedauert hätten. Im Landratsamt Sigmaringen sei es dann zwar schneller gegangen, aber in Sauldorf sei ein wichtiges Thema in zwei Wochen auf dem Ratstisch.

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Kleines Team und kurze Dienstwege

Da spiele auch der Umstand rein, dass im Rathaus ein kleines Team mit sechs Personen arbeitet. „Da muss die Chemie stimmen. Die fachliche Qualifikation alleine reicht nicht“, schildert der Rathauschef. Stolz ist er auch darauf, dass das Arbeitsklima in den Kitas hervorragend ist und alle gerne zur Arbeit gehen.

Am 28. Februar 2007 begann seine Arbeit als Bürgermeister von Sauldorf.
Am 28. Februar 2007 begann seine Arbeit als Bürgermeister von Sauldorf. | Bild: Hermann-Peter Steinmüller

Für die Bürger da sein

„Ein Bürgermeister muss zuhören können“, fasst Sigrist zusammen. Auch wenn er das Anliegen der Bürger nicht immer gleich lösen konnte, sei es wichtig gewesen, für die Menschen da zu sein und ihnen zuzuhören. In der Zeit der Pandemie habe ihm die Begegnung gefehlt und mit Sorge betrachtet er die gesellschaftlichen Entwicklungen mit einer zunehmenden Aggressivität und steigendem Egoismus. Dieser Entwicklung müsse man mit Gesprächen begegnen.

Antenne kostet manche schlaflose Nacht

In Sauldorf bedeutete das Amt aber auch: Der Bürgermeister ist für den Fernsehempfang zuständig. Die über 40 Jahre alte Gemeinschaftsantenne wurde erst 2022 abgebaut. „Die Antenne hat mich manche schlaflose Nacht gekostet“, lacht Sigrist rückblickend. Bis im vergangenen Jahr empfingen noch rund 120 Sauldorfer analoges Fernsehen über die Antenne. Diese Anlage war aber sehr empfindlich. „Entweder es war zu kalt, zu dunkel oder es hat geregnet“, erinnert er sich. Vor Weihnachten, Neujahr und wichtigen Fußballspielen bei der Weltmeisterschaft habe er immer schon Angst gehabt, dass die Antenne wieder streikt und die Sauldorfer kein Fernsehen schauen können. Blieb der Bildschirm schwarz, stand bei Familie Sigrist das Telefon nicht mehr still und der Bürgermeister war gefragt.

Die Antenne beschäftigte Wolfgang Sigrist oft.
Die Antenne beschäftigte Wolfgang Sigrist oft. | Bild: Hermann-Peter Steinmüller

Weichen für die Zukunft gestellt

Die digitale Technik beschäftigte den künftigen Ruheständler ohnehin viel in seiner Amtszeit. „Als wir nach Sauldorf kamen, musste meine Tochter noch mit dem Auto fast bis nach Vilsingen fahren, um eine Bewerbung per E-Mail abzuschicken“, erinnert er sich an schlechte Internetverbindung vor gut 16 Jahren. Jetzt habe die Gemeinde sich die Teilnahme am Weiße-Flecken-Programm und am Graue-Flecken-Programm gesichert und damit die Weichen für schnelle Glasfaserkabel gestellt.

Leonhard Stadler verpflichtete am 15. März 2007 den neuen Bürgermeister Wolfgang Sigrist.
Leonhard Stadler verpflichtete am 15. März 2007 den neuen Bürgermeister Wolfgang Sigrist. | Bild: Joseline Gräbner-Reutter

Die letzten Tage verbringt er am Schreibtisch

Die letzten Arbeitstage verbringt er mit der Abschlussrechnung für die Wendeplatte an der Auentalschule in Rast sowie einem Einspruch von Fridi Miller zur Bürgermeisterwahl. An seinem letzten Arbeitstag will er mit seinem Team schön Essen gehen. Severin Rommeler wird am 1. März beginnen.

Das sind seine Pläne für den (Un-) Ruhestand

Wolfgang Sigrist freut sich jetzt, mehr Zeit für die Familie und ganz besonders für seine fünf Enkelkinder zu haben. Einfach losfahren können, wenn das Wetter schön ist – darauf freue er sich. In den vergangenen Jahren bestimmte der Terminkalender das Leben von Wolfgang Sigrist und seiner Frau Ingeborg. Die neue Freizeit wollen sie für Radtouren und Wanderungen nutzen. Außerdem hat Wolfgang Sigrist ein Obstgrundstück und einen Wald. „Ich habe es schon geschafft, den ersten Apfelsaft zu pressen“, freut er sich. Man darf gespannt sein, welche Kreationen der künftige Ruheständler noch aus seinem Obst herstellen wird. Zusätzlich richtet er sich eine Werkstatt ein. Sein Dank gilt den vielen Wegbegleitern: „Ich möchte die Zeit und die vielen schönen Begegnungen nicht missen“.