Zur Kommunal- und Europawahl am 9. Juni werden in Baden-Württemberg voraussichtlich gut 190.000 Wahlberechtigte unter 18 Jahre alt sein, schätzt das Statistische Landesamt. Auch in Sauldorf werden einige Bürgerinnen und Bürger dann zum ersten Mal wählen gehen.

Bürgermeister lädt ein

Offenbar Anlass genug für Bürgermeister Severin Rommeler, um die Jungwähler der Gemeinde unter dem Motto „Pizza und Politik“ zu einer Informationsveranstaltung einzuladen. Dabei ging es hauptsächlich darum, wie gewählt wird, aber auch die Anliegen der Jugendlichen in der Gemeinde Sauldorf wurden thematisiert.

„Macht das Wählen zu einem Event!“ Severin Rommeler Bürgermeister | Bild: Heinrich Sturm
„Macht das Wählen zu einem Event!“ Severin Rommeler Bürgermeister | Bild: Heinrich Sturm

Dorthin wo normalerweise der Gemeinderat tagt, in den Saal des Feuerwehrwehrhauses in Sauldorf, hatte der Bürgermeister eingeladen. Sieben Jugendliche kamen. Tatsächlich hatte nicht nur die vom Bürgermeister servierte Pizza sie angelockt, die jungen Sauldorferinnen und Sauldorfer im Alter zwischen 15 und 20 Jahren zeigten sich politisch interessiert und beeindruckten mit bereits vorhandenem politischem Wissen.

Was den Bürgermeister interessiert

Der Bürgermeister erklärte seinen jungen Gästen zunächst, was ihn selbst motiviert, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. „Kommunalpolitisch kann man Dinge direkt bewegen“, meinte Rommeler und verwies auf einige Themen, mit denen er sich täglich beschäftigt, wie Wohnen, Kindergärten, Energieversorgung, Ortsgestaltung und Bauen.

Zwischen 15 und 20 Jahre alt waren die Gäste bei der Informationsveranstaltung Politik und Pizza. L.: Bürgermeister Severin Rommeler, 2. ...
Zwischen 15 und 20 Jahre alt waren die Gäste bei der Informationsveranstaltung Politik und Pizza. L.: Bürgermeister Severin Rommeler, 2. v.l.: Ulrike Rothengass, Kandidatin für den Sauldorfer Gemeinderat. | Bild: Heinrich Sturm

Dann gab es Politikunterricht für die jungen Gäste. Da am 9. Juni auch der Sigmaringer Kreistag neu gewählt wird, erläuterte der Bürgermeister, welche Aufgaben der Landkreis hat – wie etwa Verkehr, Gesundheitsversorgung und Müllentsorgung. Rommeler erklärte außerdem, welche weiteren Verwaltungs- und Regierungsebenen bis hin zum Europäischen Parlament existierten.

Politikunterricht und Pizza: Bürgermeister Severin Rommeler erläuterte seinen jungen Gästen, welche Aufgaben der Landkreis hat. | Bild: ...
Politikunterricht und Pizza: Bürgermeister Severin Rommeler erläuterte seinen jungen Gästen, welche Aufgaben der Landkreis hat. | Bild: Heinrich Sturm

Dass es in der Europäischen Union keine Grenzkontrollen gibt und dass sich die 27 Mitgliedsstaaten zu einem Wirtschaftsraum zusammengeschlossen haben, nannten die Jugendlichen auf Nachfrage von Severin Rommeler als Errungenschaften des Staatenverbundes. Um den jungen Wählern bei der Entscheidung zu helfen, wo sie bei der Europawahl ihr „Kreuzchen“ machen sollen, führte Rommeler ihnen den sogenannten „Wahlomat im Internet (wahl-o-mat.de) vor. Mit der Online-Applikation lässt sich über einen Fragebogen herausfinden, wie sehr man dem politischem Programm einer Partei nahe steht.

Im Austausch zwischen Kandidatin Ulrike Rothengass mit den Jugendlichen geht es ums Kommulieren und Panaschieren.
Im Austausch zwischen Kandidatin Ulrike Rothengass mit den Jugendlichen geht es ums Kommulieren und Panaschieren.

Der Bürgermeister erläuterte eingehend, wie der Wahlzettel bei den Wahlen zum Gemeinderat auszufüllen ist. Er erinnerte daran, dass die Wahlbenachrichtigung am 9. Juni im Wahllokal vorzulegen sei und dass die Möglichkeit bestehe, per Briefwahl zu wählen. Die Jugendlichen und der Bürgermeister sowie die ebenfalls anwesenden Kandidatin für den Sauldorfer Gemeinderat, Ulrike Rothengass, tauschten sich über die Möglichkeit aus, bei den Gemeinderatswahlen zu „Kommulieren“ und zu „Panaschieren“ – also Stimmen auf einen Kandidaten anzuhäufen oder Stimmen auf Kandidaten verschiedener Listen zu verteilen.

Am Ende ging es auch um die praktische Politik in der Gemeinde. Der 20-jährige Jan Reichle aus Bichtlingen etwa bemängelte, dass es in seiner Ortschaft keine Bauplätze mehr gibt. Hier konnte der Bürgermeister darauf verweisen, dass aufgrund einer Gesetzesänderungen sich die Genehmigung für das geplante Gebiet „Riedöschke IV“ in Bichtlingen verzögert.

„TikTok passt nicht zur Gemeindeverwaltung.“Jan Reichle, 20-jähriger aus Bichtlingen. | Bild: Heinrich Sturm
„TikTok passt nicht zur Gemeindeverwaltung.“Jan Reichle, 20-jähriger aus Bichtlingen. | Bild: Heinrich Sturm

Interessant waren auch die Antworten der jungen Wählerinnen und Wähler auf die Frage des Bürgermeisters, wie sie sich über politische Geschehnisse informieren würden? Ich lese keine Zeitung und auch kein Gemeindeblatt, sagte eine der jungen Wählerinnen, aber ich folge der Tagesschau auf Instagram. „Das würde gut ankommen, meinte sie, als der Bürgermeister sein Vorhaben ankündigte, auch bald einen Instagram-Kanal für die Gemeinde anbieten zu wollen.

Internetmedien sind ein Thema

Sein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag, auch auf der sozialen Videoplattform TikTok die Nachrichten aus der Gemeinde zu tanzen, kam nicht so gut an. „TikTok passt nicht zur Gemeindeverwaltung“, sagte Jan Reichle und sorgte damit bei den Anwesenden für Lacher. Er höre während der Arbeit die Nachrichten im Radio, sagte der gelernte Mechatroniker Reichle.

Aufruf zum Wählengehen

Die wichtigste Botschaft des Abends, so der Bürgermeister, sei, dass die Jugendlichen Wählen gehen sollen. „Macht das Wählen zu einem Ereignis“, sagte er und schlug ihnen vor am 9. Juni, mit Freunden zunächst gemeinsam ins Wahllokal zu gehen und danach etwas zu unternehmen.

Nach einer Stunden war die Pizza gegessen

Der Bürgermeister betonte auch, dass die Wahlen geheim seien und man sich nicht von anderen unter Druck setzen lassen solle, zu verraten, wie man gewählt habe. Nach rund einer Stunde war die Familienpizza von den Anwesenden gemeinsam aufgegessen und die Veranstaltung kam dann zu ihrem Ende.