N 47° 57‘ 20‘‘ E 09° 01‘ 47‘‘ – so lauten die Koordinaten für den Flugplatz des DULFc, des 1982 gegründeten Deutschen Ultraleichtflieger-Clubs. Die Start- und Landebahn für die Piloten befindet sich in Sauldorf-Boll, eine ideale Ausgangslage für Flüge über das Donautal. Wenn Hubert Karl mit der Vereins- und Schulmaschine von der Graspiste abhebt, kann er gleich mal über seinen Heimatort Fridingen fliegen. Wälder, Felder, Dörfer und der sich durchs Tal schlängelnde Fluss bieten aus der Vogelperspektive einen herrlichen Anblick. Hier die Ruine Kallenberg, dort Schloss Bronnen und das Jägerhaus; das Zeltlager der Pfadfinder am Donauufer und die Kühe auf der Weise sehen aus wie Spielzeug. Fliegen ist einfach Tango-Oskar-Lima-Lima, so würde man „toll“ in der Fliegersprache (Nato-Alphabet) buchstabieren.

Steinbruch im Donautal.
Steinbruch im Donautal. | Bild: Johanson, Kirsten
Alles startklar: Vom UL-Flugplatz in Sauldorf-Boll wird Hubert Karl gleich in die Luft gehen.
Alles startklar: Vom UL-Flugplatz in Sauldorf-Boll wird Hubert Karl gleich in die Luft gehen. | Bild: Johanson, Kirsten

Leichtgewicht aus Alu und Fiberglas

Der 80 PS-Motor der Ikarus C42 schnurrt, gelegentlich sorgt die Thermik für einen Hopser. Der Buchstabe M als Teil der Kennung D-MBOL an der Seite des Fliegers verrät, dass es sich hier um ein Microlight handelt. Der in Mengen gebaute Zweisitzer hat etwa neun Meter Spannweite und ist sechs Meter lang. Das Grundgerüst besteht aus Aluminium, Kabine und Rumpf sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt und die Flügel mit einem stabilen Gewebe bespannt. Der UL-Hochdecker sieht aus, wie ein ganz normales Flugzeug – kein Vergleich zu so genannten „fliegenden Rasenmähern“, motorisierten Hängegleitern oder Trikes. Mit dem Steuerknüppel in der Mitte betätigt Karl die Quer- und Höhenruder. Das Seitenruder bewegt er über Fuß-Pedale. Er fliegt nicht höher als 10.000 Fuß, das sind 3048 Meter, darüber beginnt der kontrollierte Luftraum. „Der Luftraum über Stetten ist zum Beispiel auch tabu, wenn die Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz schießt“, erklärt der 56-Jährige.

Schloss Bronnen und das Jägerhaus in der Nähe von Fridingen im Donautal.
Schloss Bronnen und das Jägerhaus in der Nähe von Fridingen im Donautal. | Bild: Johanson, Kirsten

Erster UL-Alleinflug in 2006

Hubert Karl ist seit seiner Kindheit begeistert vom Fliegen. „Als Bub bin ich mit Flügeln aus Pappkarton vom Schopfdach gesprungen und natürlich habe ich mich für Modellbau-Flugzeuge interessiert. Ich hatte einen kleinen Uhu.“ 1991 machte er in der Flugschule Bruno Girstmair in Osttirol seinen Gleitschirmschein. 1998 begann er mit dem Motorschirmfliegen. Die Ausbildung zum Ultraleichtflieger erfolgte im Juni 2006. Seinen ersten UL-Alleinflug absolvierte er schließlich am 15. August 2006. Nicht nur Schwarzwald, Baar und Bodensee kennt er von oben, an den Rhein nach Koblenz oder nach Wels in Österreich ist er mit der Maschine auch schon geflogen. Das Fliegen als solches sei gar nicht so schwierig. Für das Landen brauche es aber Feingefühl und auch das Orientieren sei anspruchsvoll. „Regelmäßig zu fliegen, ist wichtig, das bringt Routine. Das Hobby ist nicht günstig, aber durchaus erschwinglich. Wir haben drei Fluglehrer bei uns im Verein und einen Schein zu machen, kostet 4000 Euro.“

Hubert Karl mit Headset im Cockpit.
Hubert Karl mit Headset im Cockpit. | Bild: Johanson, Kirsten

Vorfreude auf Fly-In

Das Gleitschirmfliegen betreibt er nach wie vor regelmäßig, er kann direkt in Fridingen starten und bei guten Wetterbedingungen schwebt er bis in den Schwarzwald. „Es ist faszinierend, nur mit der Kraft der Natur zu fliegen.“ Hubert Karl war 1993 Gründungsmitglied des Gleitschirmvereins Heuberg-Baar und ist stellvertretende Vorsitzender des DULFc Sauldorf-Boll. Er schätzt das familiäre Miteinander im Verein, überhaupt seien Sportflieger gut vernetzt. Jetzt freut er sich schon auf das bevorstehende Fly-In mit Fliegerfreunden am 31. August und 1. September in Boll. Zu dem Fest auf dem Flugplatz ist auch die Bevölkerung eingeladen.

„Fliegen ist das schönste Hobby der Welt, da gebe ich Hubert recht“, sagt Bernd Klaiber aus Meßstetten.
„Fliegen ist das schönste Hobby der Welt, da gebe ich Hubert recht“, sagt Bernd Klaiber aus Meßstetten. | Bild: Johanson, Kirsten
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