Der angekündigte Besuch von Vertretern der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) dürfte wohl dafür gesorgt haben, dass zur Sitzung des Sauldorfer Gemeinderats mehr Bürgerinnen und Bürger als üblich erschienen waren. Zunächst sei vorweggenommen: Die Sorge, dass in Sauldorf eine Lagerstätte für radioaktive Abfälle entstehen soll, ist unbegründet. So stellte es jedenfalls Frank Meier, Gruppenleiter geophysikalische Erkundung bei der BGE, mehrfach während der Gemeinderatssitzung dar. Die Region um Sauldorf sei wegen der Erdbebengefahr nicht für ein atomares Endlager geeignet. Vielmehr möchte die BGE laut Meier in Sauldorf Forschung betreiben.

Mehr Bürgerinnen und Bürger als üblich waren zur Gemeinderatssitzung in Sauldorf erschienen.
Mehr Bürgerinnen und Bürger als üblich waren zur Gemeinderatssitzung in Sauldorf erschienen. | Bild: Heinrich Sturm

Forschung zu Erkundungsmethoden

Zwar geht es bei diesem Forschungsprojekt der BGE – ein bundeseigenes Unternehmen – letztendlich auch um die Endlagersuche für hoch radioaktive Abfälle, aber eben allgemein und nicht konkret auf der Germarkung Sauldorf. Die am Forschungsprojekt „GeoMetEr“ beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen herausfinden, welche Erkundungsmethoden zuverlässige Informationen zu einem Standort für ein atomares Endlager liefern können.

Bergakademie hat auch Erzgebirge im Blick

Dabei geht es insbesondere darum, Verfahren zu entwickeln, um die sogenannten Standortregionen minimalinvasiv – also beispielsweise ohne nachhaltige Schädigung der tieferen Gesteinsschichten – zu erkunden. Dazu wurde bewusst der Standort in der Region ausgewählt, eben weil er wohl niemals für ein Endlager in Frage kommen wird. Die Leitung des Forschungsprojekts hat die Technische Universität Bergakademie Freiberg inne. Neben Sauldorf sind ebenfalls im Erzgebirge nahe der Gemeinde Langenweißbach in Thüringen solche Untersuchungen geplant.

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Auswertung seismischer Signale

In der heimischen Region liegen die für das genannte Forschungsprojekt der BGE auserkorenen Flächen nordöstlich der Ortschaft Sauldorf und südwestlich der Ortschaft Rast, sowohl private als auch kommunale Flächen werden dann betroffen sein. Insgesamt erstreckt sich das gesamte Forschungsgebiet über rund 150 Quadratkilometer. Sichtbar werden die wissenschaftlichen Untersuchungen für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Sauldorf beispielsweise durch ein sogenanntes Vibrationsfahrzeug sein, dessen seismische Signale von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gemessen und ausgewertet werden sollen.

600 Meter tief soll gebohrt werden

Geplant ist auch eine 600 Meter tiefe Forschungsbohrung, die laut Meier nach ihrer Nutzung für die Wissenschaft den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde zugute kommen könnte. „Wir können in der Bohrung auch alle Messungen durchführen, um Ihnen sagen zu können, ob das hier ein geeignetes Gebiet für geothermische Nutzung ist“, sagte Meier im Gemeinderat. Auch sei die BGE bereit, die über eine Million Euro teure Bohrung für eine Nachnutzung zu übergeben, ergänzte Meier.

Projekt läuft bis ins Frühjahr 2028

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsprojekts, das seit Anfang diesen Jahres läuft und im Frühjahr 2028 enden soll, rechnen damit, dass die Phase, in der das Vibrationsfahrzeug im Einsatz ist, rund vier Wochen dauern wird. Dazu kommt der Einsatz eines Hubschraubers für ebenfalls vier Wochen. Dieser Einsatz wird sich allerdings über das gesamte 150 Quadratkilometer große Forschungsgebiet erstreckt. „Die Bohrungsarbeiten in der letzten Phase der Untersuchungen werden voraussichtlich rund ein Dreivierteljahr dauern“, meinte Professor Dr. Gerald Gabriel vom ebenfalls in das Projekt involvierte Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG), der an diesem Abend ebenfalls anwesend war.

Kritische Nachfragen aus dem Gemeinderat

Aus dem Gemeinderat gab es kritische Nachfragen und Anmerkungen. So wies Gemeinderat Mathias Löffler – wohl besorgt, dass die Forschungen doch der Endlagersuche in der Region dienen könnten – darauf hin, dass die nahe Schweiz ein Endlager für Atommüll an der Grenze zu Deutschland bauen will. Nochmals schloss Meier dies aufgrund der deutschen Gesetzeslage aus. Frank Meier schloss außerdem aus, dass durch die Bohrungen Gesteinsschichten beschädigt werden könnten. Diese Nachfrage kam von Gemeinderat Wolfgang Rebholz. Sollte es Grundwasserleiter geben, dann würden diese Schichten abgedichtet werden, ergänzte Meier.

Gemeinderat Wilfried Gabele forderte, dass vor Beginn des Forschungsprojekts eine Bürgerinformationsveranstaltung stattzufinden habe. „Nichts ist schlimmer als Unwissenheit in der Bürgerschaft“, sagte er. Sowohl von Bürgermeister Severin Rommeler als auch von den anwesenden Verantwortlichen für das Projekt erhielt Gabele dazu positive Rückmeldung.

Endgültiger Beschluss steht noch aus

Für die Gemeinderäte war der Besuch der Projektverantwortlichen lediglich zur Information gedacht. Ein endgültiger Beschluss, ob die Bundesgesellschaft für Endlagerung in Sauldorf forschen darf, steht noch aus. Auch die Eigentümer der betroffenen Grundstücke möchten, so Bürgermeister Serverin Rommeler, dass zunächst der Gemeinderat darüber entscheidet, ob das Forschungsprojekt in der Gemeinde Sauldorf grundsätzlich stattfinden soll.

Über die BGE

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) ist im Auftrag des Bundes für die dauerhafte Lagerung der radioaktiven Abfälle im tiefen Untergrund verantwortlich. Die BGE ist ein Unternehmen im Bundesbesitz. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) ist im Auftrag des Bundes Gesellschafter der BGE. Im Juli 2016 ist die BGE gegründet worden, dafür sind die Endlagerfachbereiche des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) sowie die Betriebsgesellschaften Asse-GmbH und Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE) zusammengefasst worden. Die Zentrale befindet sich im niedersächsischen Peine, wie auf der Homepage der BGE zu lesen ist.