Zwölf Rehkitzretter sind bereits um 6 Uhr in der Früh unterwegs um die Wiesen vor der Mahd mithilfe von Drohnen nach Rehkitzen abzusuchen. Von Anfang Mai bis Anfang Juli sind die Rehkitzretter meist täglich morgens und abends unterwegs. Rehe bekommen in der Regel ein bis zwei Kitze in den Monaten Mai und Juni. Die Geiß setzt die Rehkitze zum Schutz vor tierischen Räubern im hohen Gras ab und sucht sie nur zum Säugen und zur Pflege auf. Die restliche Zeit liegen die Kitze gut versteckt im hohen Gras.

Bei der Rehkitzsuche werden Drohnen mit Wärmebildkamera genutzt. Die Drohne kann ein Hektar Wiese in etwa zwei Minuten abfliegen, wenn ...
Bei der Rehkitzsuche werden Drohnen mit Wärmebildkamera genutzt. Die Drohne kann ein Hektar Wiese in etwa zwei Minuten abfliegen, wenn kein Fund vorliegt. | Bild: Sandra Häusler

Auf der Anhöhe eröffnet sich der Blick auf den Liptinger Steinbruch, Volkertsweiler, Holzach und Ilgental, die Sonne ist gerade aufgegangen und die Vögel singen. In dieser Idylle suchen die Rehkitzretter frühmorgens die Wiese ab. In den frühen Morgenstunden hebt sich die Körperwärme des Rehkitzes am besten von der noch kalten Umgebung ab. Je später es wird, desto mehr erwärmt die Sonne das Gras, Sauerampfer oder Steine. Die Rehkitzrettung Oberes Donautal hat rund 50 eingetragene Mitglieder, 20 bis 30 Helfer, zwölf aktive Drohnenpiloten und Drohnen, die mit Wärmebildkameras ausgestattet sind.

Die Helfer haben ein Rehkitz gefunden und bringen es sicher an den Rand der Wiese. Über den Monitor können die anderen Helfer das ...
Die Helfer haben ein Rehkitz gefunden und bringen es sicher an den Rand der Wiese. Über den Monitor können die anderen Helfer das mitverfolgen. | Bild: Sandra Häusler

Plant ein Landwirt einen Mähtermin, meldet er diesen in der Regel beim zuständigen Jagdausübungsberechtigten an. Der Jäger wiederum informiert die Rekitzrettung Oberes Donautal. Mittlerweile melden sich die Landwirte oft direkt bei der Rehkitzrettung. Am Morgen des Mähtages in der Früh treffen sich im Idealfall der Landwirt, der Jagdausübungsberechtigte, das Drohnenteam und die Helfer an der Fläche.

Der 14-jährige Max Frey ist auch schon mit viel Engagement bei der Rehkitzrettung dabei.
Der 14-jährige Max Frey ist auch schon mit viel Engagement bei der Rehkitzrettung dabei. | Bild: Martin Frey

Matthias Kattler vom Buhlhof in Neuhausen möchte an diesem Morgen 35 Hektar Wiese mähen. 2022 ließ er die Hälfte der Fläche von der Rehkitzrettung absuchen, 2023 die komplette Fläche. „Das Beste ist, wenn auch der Landwirt und der Jagdpächter bei der Suche beteiligt sind“, erläutert Drohnenpilot Martin Frey aus Buchheim. Matthias Kattler sei ein „Vorzeigelandwirt“, so Frey. Matthias Kattler erklärt: “Wir wollen vermeiden, Kitze zu verletzen. Bis zur Drohnensuche gab es keine effektive Möglichkeit, die Wiesen abzusuchen. Nur das Durchlaufen war möglich, doch Kitze verhalten sich so ruhig, dass die Helfer sie nur schwer erkennen können.“ Ein erfahrener Drohnenpilot kann einen Hektar Wiese innerhalb von zwei Minuten absuchen, wenn kein Fund vorliegt.

Mit Handschuhen und Gras wird das Rehkitz aufgenommen und in einem Jute-oder Kartoffelsack für den Zeitraum der Mahd im Schatten am ...
Mit Handschuhen und Gras wird das Rehkitz aufgenommen und in einem Jute-oder Kartoffelsack für den Zeitraum der Mahd im Schatten am Wiesen- oder Waldrand abgelegt. | Bild: Martin Frey

Die Rehkitzretter engagieren sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit neben ihrem Beruf. Von Anfang Mai bis Anfang Juli sind sie oft morgens und abends, je nach Absprache mit dem Landwirt und Jagdpächter im Einsatz. „Da heißt es schon mal Zähne zusammenbeißen“, gibt Martin Frey zu. Die Koordination zwischen Landwirt und Jäger sei das A und O. „Es geht nur miteinander“, unterstreichen Martin Frey, Matthias Kattler und Jäger Ali Kilic. Der Drohnenpilot fliegt die Wiese Stück für Stück ab. Ali Kilic beobachtet den Monitor, auf den die Drohnenkamera die Bilder überträgt. „Wir haben eins, es ist aber weit weg“, sagt Ali Kilic. Die Drohne bleibt über dem vermuteten Fundort stehen und weist so den Helfern Simona und Miriam Schmid sowie Max Frey den ungefähren Fundort. Später leitet Kilic die Helfer über Sprechfunk.

Mit Handschuhen und Gummistiefeln

Die Helfer tragen dicke Handschuhe, hohe Gummistiefel und wasserdichte Hosen. Zusätzlich nehmen sie noch zur Aufnahme des Rehkitzes dicke Grasbüschel zwischen die Hände, damit sich kein menschlicher Geruch auf das Kitz überträgt. Ansonsten würde es das Muttertier nicht mehr annehmen. Das Rehkitz wird in einem luftdurchlässigen Kartoffelsack im Schatten am Rand der Wiese oder des Waldes abgelegt und nach der Mahd wieder freigelassen. „Es war ein ziemlich kleines Kitz, nur wenige Tage alt und ganz ruhig“, freuen sich alle Beteiligten über den Fund. „Das ist wie ein Tor im Fußball“, beschreibt Martin Frey das Gefühl, wenn ein Rehkitz im hohen Gras gefunden wird. Es ist schon immer aufregend und spannend, empfindet Miriam Schmid, und „viel Adrenalin ist immer dabei“, fügt ihre Schwester Simona an.

Auch ein Fuchs gerät ins Visier

Mit der Wärmebildkamera entdecken die Rehkitzretter noch weitere Tiere, eine Ricke mit kugelrundem Bauch, die in Kürze absetzen wird, einen Fuchs, der sich zum Schlafen im Gras zusammengerollt hat und mehrere Hasen.

Spenden machen manches möglich

Die Rehkitzretter arbeiten ehrenamtlich. Die Anschaffung von Drohnen wird durch Spenden, Fördermittel und die Kreisjägervereinigung unterstützt. Mit den anderen Rehkitzrettungen in der Region findet ein Austausch und eine Zusammenarbeit statt.