Sauldorfs Bürgermeister Wolfgang Sigrist ist kein Wahrsager: „Wenn ich die Bevölkerungsentwicklung in Sauldorf voraussagen könnte, dann säße ich nicht hier“, scherzt er. Wenn er den Zahlen des Statistischen Landesamtes Glauben schenken würde, dann hätte Sauldorf inzwischen 400 Einwohner weniger, die Gemeinde habe aber die Einwohnerzahl gut halten können, erklärt Sigrist weiter. Der Rathauschef wünscht sich, dass die Zahl der Einwohner – derzeit sind es knapp 2600 – in der Gesamtgemeinde Sauldorf stabil bleibt und dass die Bevölkerungsstruktur „durchwachsen“ ist. Dabei setzt Sigrist auch darauf, neue Baugebiete in den Außenbereichen auszuweisen, denn aus seiner Sicht sind die Möglichkeiten innerorts zu bauen weitgehend ausgeschöpft. „Wir haben alle unsere Bauplätze verkauft in den letzten beiden Jahren“, sagt der Bürgermeister. Rückenwind für seine Strategie bekommt er vom aktuellen Bauboom und der damit einher gehenden Nachfrage nach Bauplätzen. „Früher haben wir zwei bis drei Bauplätze pro Jahr verkauft, jetzt sind es zehn bis fünfzehn“, stellt Sigrist die Situation dar.

In Sauldorf werden gerade beide Bauabschnitte des Baugebiets Letten erschlossen.
In Sauldorf werden gerade beide Bauabschnitte des Baugebiets Letten erschlossen. | Bild: Heinrich Sturm

Rund 100 Bauplätze könnten entstehen

Aufgrund der hohen Nachfrage nach Bauplätzen in der Region hat die Gemeinde nicht nun damit begonnen, den zweiten Bauabschnitt des Baugebiets „Letten“ in Sauldorf zu erschließen, sie plant dazu zwei weitere Baugebiete in den Ortsteilen Wasser und Boll. Die Bebauungspläne hierzu befinden sich aktuell in der Offenlage. „Im Herbst wird das Baugebiet Letten komplett erschlossen sein und die Bebauung könnte beginnen“, erläutert Sigrist die Planungen. Rund 100 Bauplätze könnten in der Gemeinde entstehen.

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Artikel 13b Baugesetzbuch macht es möglich

„Im Prinzip können wir ohne den Artikel 13b eigentlich gar keine neuen Baugebiete ausweisen“, erklärt Sigrist. Der umstrittene Passus im Baugesetzbuch erleichtert es den Gemeinden, im Außenbereich neues Bauland zu erschließen. Umweltschützer kritisieren Artikel 13b als sogenannten „Beton-Paragraphen“, weil er das Ausweisen von Baugebieten erlaubt, ohne dass der Flächenverbrauch ausgeglichen werden muss. Weil es inzwischen so schwierig geworden ist, im Sinne des Naturschutzrechts geeignete Flächen für den Ausgleich vorzuhalten oder zu beschaffen, versuchen nun viele Kommunen, bevor der Artikel 13b ausläuft, noch einen Bebauungsplan zu beschließen. Über 860 beschleunigte Bebauungsplanverfahren habe man bis Anfang 2021 seit Einführung des Artikels 13b registriert, heißt es aus dem Wohnungsbauministerium in Stuttgart. Auch in Sauldorf habe der Artikel 13b den Anlass dazu gegeben, um den Bedarf nach Bauplätzen zu ermitteln, meint Sigrist.

Artenschutz muss begutachtet werden

„Wir wollen nicht mit der Fläche aasen, aber wir wollen doch eine Entwicklung in der Gemeinde“, sagt Sauldorfs Bürgermeister ...
„Wir wollen nicht mit der Fläche aasen, aber wir wollen doch eine Entwicklung in der Gemeinde“, sagt Sauldorfs Bürgermeister Wolfgang Sigrist. | Bild: Heinrich Sturm

Auch wenn der Flächenausgleich nach dem Naturschutzrecht entfällt, eine Prüfung, ob geschützte Arten von dem Eingriff in die Natur durch die Baumaßnahmen betroffen sind, muss trotzdem erfolgen. Für eine Ersatzmaßnahme (CEF-Maßnahme) muss nachgewiesen werden, dass sie erfolgreich sein wird, noch bevor der Gemeinderat die Satzung für den Bebauungsplan beschließen darf. Für das zukünftige Baugebiet „Obere Mühläcker II“ in Sauldorf-Boll musste Sigrist eine Ersatzfläche für die Feldlerche finden. Dabei kam ihm zwar zugute, dass er auf gut Glück im vergangenen Jahr eine landwirtschafliche Fläche erworben hatte. Die Fläche war allerdings an einen Bauern verpachtet. Schwierig war es, so berichtet Sigrist, dem Bauern zu vermitteln, dass die Gemeinde die Fläche nun für die Ersatzmaßnahme benötigt wird und der Pachtvertrag aufgehoben werden muss. „Für jemand, der die Fläche bewirtschaftet und sagt, das sind gute Böden, ist das praktisch nicht nachvollziehbar“, erklärt Sigrist den Vorgang. Es gilt für den Bürgermeister die Balance zwischen Bedarf und Natur- und Artenschutz zu finden. „Wir wollen nicht mit der Fläche aasen, aber wir wollen doch eine Entwicklung in der Gemeinde“, sagt Sigrist.

Am Bedarf orientieren

Während die Bauplätze im Baugebiet „Letten“ bereits im Herbst in den Verkauf gehen, gibt es noch keine Termine für den Beginn der Erschließung der beiden Baugebiete in Wasser und Boll. Sigrist ist es wichtig, dass die Gemeinde einen Vorrat an Bauplätzen vorhalten kann, er weiß aber auch, dass steigenden Baukosten und höhere Zinsen jederzeit dafür sorgen könnten, dass der aktuelle Bauboom ein schnelles Ende findet. „Wir lassen uns da nicht drängen, dass wir etwas erschließen, wo später gar keine Bebauung stattfindet“, meint Sigrist. Er will sich am Bedarf orientieren, denn „drei Baugebiete in der Pipeline“, das sei schon viel für eine Gemeinde wie Sauldorf, meint er.