Im Saal des Sparkassenforums Sigmaringen gab es am Dienstagnachmittag keinen freien Platz mehr. Die baden-württembergische Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Susanne Eisenmann, war zur Fachtagung „Schule Digital“ in die Kreisstadt gekommen. Sie sprach zu den Anwesenden aus Politik, Wissenschaft und Schule über „Standortbestimmungen und Zukunftsvisionen“ der Digitalisierung in den bundesweiten Schulen.
Grundlage für die Themen, die bei der Fachtagung aufkamen, ist der „Digitalpakt Schule“, mit dem Bund und Länder eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik gewährleisten wollen. Ein sogenanntes Sondervermögen von 5 Milliarden Euro gewährt der Bund den Ländern dafür. 650 Millionen davon entfallen auf das Land Baden-Württemberg. Der Landkreis Sigmaringen erhält einer Summe von rund 7 Millionen Euro. Damit sollen unter anderem die technischen Ausstattungen der Schulen verbessert werden. Voraussetzung für den Erhalt finanzieller Mittel ist die Erstellung von Medienentwicklungsplänen.
Mangel an Ausstattung
Der Bildungsauftrag der Schulen sei klar, begann die Ministerin ihren Vortrag. Zur Vorbereitung auf Leben, Gesellschaft und Arbeit gehöre heutzutage die Medienbildung und Informatik verbindlich für alle Schulformen dazu. Doch sei es bisher für viele Schulen aus Mangel an der notwendigen modernen Ausstattung nicht möglich gewesen, diesem Bildungsbereich gerecht zu werden. „Technische Ausstattung muss funktionieren und das ist leider nicht immer der Fall“, bedauerte die Ministerin. Zudem seien es in der Regel die Lehrer, die sich darum kümmern sollten, dass die Technik ihren Dienst einwandfrei leiste. Das sei nicht länger tragbar.

„Lehrer dürfen nicht zusätzlich für die Technik verantwortlich sein, wir brauchen die Lehrer für den Unterricht“, stellte sie klar. Zukünftig sollen Netzadministratoren dafür sorgen, dass die technische Ausstattung den Ansprüchen entspreche und problemlos funktioniere. Dafür erhielt sie eindeutige Zustimmung aus dem Publikum, zu dem zahlreiche Schulleiter und Lehrer gehörten, die die Problematiken aus dem Schulalltag gut kennen.
Zustimmung erhielt Ministerin Eisenmann außerdem für ihren Standpunkt, dass es nicht nur auf die technische Ausstattung, die durch die finanziellen Mittel verbessert werden soll, ankomme. Es gehöre mehr dazu, als nur die Anschaffung neuer Geräte. „Ein Vogel macht noch keinen Frühling. Und ein Tablet macht noch keine gute Bildung“, sagte die Kultusministerin und zielte auf die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte ab.

Die Nachfrage und das Interesse an Fortbildungen im Bereich digitaler Medien sei groß und daher wolle das Land zusätzliche Finanzen zur Verfügung stellen, um dem nachzukommen. Weiter betonte Eisenmann, dass durch den Einsatz digitaler Medien in den Schulen das eigenständige Denken nicht verloren gehen dürfe. Nur wenn digitale Medien einen Mehrwert für das Lernen der Kinder und Jugendlichen darstelle, sei ihr Einsatz auch sinnvoll.
„Das Eine tun und das Andere nicht lassen, das ist die richtige Mischung für einen Mehrwert“, so Eisenmann. „Durch den Digitalpakt, mit dem wir massiv in die IT-Ausstattung der Schulen investieren, mit der Fortbildungsoffensive zum Einsatz digitaler Medien und durch den Ausbau des Informatikunterrichts sind wir auf dem richtigen Weg. Dabei achten wir aber darauf, dass die Technik der Pädagogik folgt und nicht anders herum“, so das Statement der Ministerin.

Das traf bei vielen Zuhörern im Saal auf Zustimmung, warf aber andererseits auch Fragen auf, die in einer späteren Podiumsdiskussion zur Sprache kamen. Doch zuvor ging das Wort an Tina Seufert von der Universität Ulm. Als Professorin für Lehr-Lernforschung klärte sie über die Zusammenhänge von digitalen Medien und effektivem Lernen auf. Durch ihre Ausführungen wurde deutlich, dass der Einsatz digitaler Medien ohne die Schaffung von Vorkenntnissen zu deren Gebrauch keinerlei Mehrwert und Nutzen für das Lernen bringe.
Wer nicht wisse, wie er die Informationen durch digitale Medien mit zuvor Gelerntem verknüpfen muss, der könne auch durch den Einsatz digitaler Medien kein zusätzliches Wissen erlangen. Damit unterstütze sie den Standpunkt der Ministerin, dass nur die Mischung verschiedener Lehr- und Lernmethoden einen echten Mehrwert bringen kann.

Landrätin Stefanie Bürkle schloss Vorträge und Podiumsdiskussion mit ihren Eindrücke des Nachmittags ab: „Es ist schwierig, ein Resümee über so viel geballte Information zu ziehen. Wir müssen gut überlegen, wo wir was einsetzen und wo es sinnvoll ist.“