Bauern, Handwerker, Mittelständler, Unternehmer und andere Bürgerinnen und Bürger äußerten am Freitagabend in Schwenningen geballt ihre Kritik an der Bundesregierung. Auf Einladung von Markus Buck, der in der Talstraße unter anderem einen Waschpark und eine Montagehalle baute, kamen aus den drei benachbarten Landkreisen Zollernalb, Tuttlingen und Sigmaringen 250 Teilnehmer, um bei frostigen Temperaturen mit Traktoren, Lastwagen, Landmaschinen, Kleinbussen oder auch mit Privatautos gemeinsam eine Mahnfahrt zu unternehmen. An den Fahrzeugen waren Tafeln mit klaren Mitteilungen an die Ampel-Koalition zu lesen wie: „Wertschätzung verdient, wer Wohlstand schafft und nicht wer ihn umverteilt und zerstört“.

An Traktoren waren während der Protestfahrt von Schwenningen nach Stetten a.k.M. eindeutige Botschaften an die Adresse der ...
An Traktoren waren während der Protestfahrt von Schwenningen nach Stetten a.k.M. eindeutige Botschaften an die Adresse der Ampel-Regierung zu lesen. | Bild: Wilfried Koch

Kurz nach 17 Uhr fuhr der erste Traktor auf die Strecke nach Stetten a.k.M., wo weitere 20 Traktoren sich anschlossen und gemeinsam unter Polizeigeleit eineinhalb Stunden später wieder in Schwenningen am Ausgangsort eintrafen. Unterstützung gab es seitens der Feuerwehr Schwenningen, die mit sechs Kameraden den Verkehr regelte.

Hausherr Markus Buck begrüßte die große Schar an Gleichgesinnten in seiner geheizten und bewirteten Montagehalle, in der auf Spendenbasis zur Stärkung heiße Rote, Berliner und Getränke gereicht wurden. Der Reinerlös aus der Bewirtung wird der Nachbarschafts-Grundschule Schwenningen zur Verfügung gestellt. Dank sagte Buck an Jugendfeuerwehrwart Steffen Beck, für die Planung der Route der Strecke und für die Einweisung der Fahrzeuge gemeinsam mit seinen Feuerwehrkameraden. Außerdem dankte Buck den vielen Helfern. „Ich habe diese Veranstaltung geplant, weil es uns alle betrifft, nicht nur die Landwirte, die den Stein ins Rollen gebracht haben“, rief Buck den inzwischen knapp 300 Zuhörern zu. Es gehe schon lange nicht mehr nur um Agrardiesel und grüne Kennzeichen, die für erlassene Kfz-Steuer stehen, sondern um viel mehr. „Wir müssen alle zusammenhalten, gemeinsam gegen die Ampel“, so der engagierte Unternehmer.

Martin Mahl aus Stetten am kalten Markt, Tobias Moser aus Obernheim und Markus Buck aus Schwenningen (von links) sprachen am ...
Martin Mahl aus Stetten am kalten Markt, Tobias Moser aus Obernheim und Markus Buck aus Schwenningen (von links) sprachen am Freitagabend zu Bauern, Landwirten, Mittelständlern und anderen Zuhörern. | Bild: Wilfried Koch

Als ersten Redner hieß Buck den Chef des Backhauses Mahl in Stetten a.k.M., Martin Mahl, willkommen, der in seinen 42 Filialen 620 Menschen beschäftigt. Der Unternehmer sprach namens vieler Mittelständler, Kollegen und Handwerker. Der Bäckermeister beklagte, dass in den vergangenen Tagen in den Medien nur Berichte über „Demos gegen rechts“ zu sehen waren. Bauern, Landwirte, Handwerker, Mittelständler und Unternehmer hätten ein ganz anderes Anliegen, das mit dem rechten Gedankengut nichts zu tun habe. „Wir nehmen uns lediglich die Freiheit und das Recht zu protestieren für unsere Sache, unsere Existenz, für unsere Zukunft und für die kommenden Generationen“, rief Martin Mahl von der Empore herab den Zuhörern zu. Für den Slogan: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, erntete Mahl viel Beifall. Und weiter sagte der Unternehmer: „Ich möchte meinen Enkeln irgendwann mal nicht erklären, warum zum Beispiel die Tomate, die Kartoffel oder der Apfel mittlerweile keimfrei auf Styropor wächst“.

Inzwischen gehe es gar nicht nur um die Landwirtschaft, wurde der Bäckermeister deutlich. „Es geht doch um viel mehr“. Spediteure, Handwerker und auch ganz normale Arbeitnehmer sowie Rentner seien betroffen. Und das seien alle keine Nazis oder rechtsradikale Demokratiefeinde. „Wenn ein Wirtschaftsminister in seinen Videos erklärt, dass das alles ganz böse enden kann und am Ende bei den Nazis landet, ist das eine grenzenlose Unverschämtheit“, so Mahl weiter. Kritik an der Regierung sei nicht Kritik an der Demokratie. Seine Aussage „diese Politik, diese Regierung fährt Deutschland Stück für Stück an die Wand“ wurde zustimmend aufgenommen.

Klima- und Umweltschutz, Flächenstilllegungen und der Umbau der Tierhaltung seien alles „grüne“ Ideen, die von Hubert Aiwanger als „Heidi-Syndrom“ bezeichnet würden. Die Politiker seien nicht einmal mehr in der Lage, die Probleme zu lösen, die sie selbst geschaffen hätten. „Durch immer mehr Bürokratie, Auflagen und Vorgaben von EU und Bundesregierung wird die Landwirtschaft immer weiter und mehr gegängelt“, so Martin Mahl. Bedauerlicherweise sei Deutschland aktuell die einzige Industrienation, die schrumpfe. Noch nie hätten Unternehmen so viel Geld aus Deutschland abgezogen wie 2023. „Das Ausland lacht sich tot über uns und unsere Regierung“, so der Unternehmer.

Als weiterer Redner trat Tobias Moser aus Obernheim ans Mikrofon. Er leitet eine Hoch- und Tiefbaufirma mit 20 Mitarbeitern. Moser zeigte am Beispiel einer 500 Kilometer langen Lkw-Fahrt auf, welche Mehrkosten aufgrund der Co²-Bepreisung auf ihn und seine Kollegen zukamen. Statt früher 95 Euro müssten seit Dezember 2023 nun 175 Euro bezahlt werden. Der Staat behalte 86 Cent des Dieselpreises durch Steuern ein. „Der Diesel würde ohne Energie- und Co²-Steuer 99 Cent inklusive Mehrwertsteuer kosten“, so Moser. „Dies alles macht sich vom Bau bis zum Bäcker bemerkbar, da 80 Prozent der Güter mit Lkw transportiert und dadurch die Güter teurer werden“, erklärte Moser.