Mit Spannung haben Bürgermeister Maik Lehn und die aktive Gruppe des kürzlich veranstalteten Zukunftstages „Wie wollen wir in Zukunft in Stetten a.k.M. leben?“ die Ergebnispräsentation der acht Betriebswirtschaftsstudierenden um Professor Dr. Uwe Sachse im Hörsaal der Hochschule Albstadt-Sigmaringen verfolgt. In mehr als zweieinhalb Stunden präsentierten die Sechstsemester-Studierenden Jonas Schmid, Ilayda Titrek, Dilara Talay, Manuel Vonnier, Simon Tollkien, Markus Böttinger, Amina Latifovic und Diam Alsheikh Yassin die Ergebnisse ihrer Erhebungen.

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Im Rahmen des Projekts Entrepreneurships, was in etwa mit Gründerforschung/Unternehmertum übersetzt werden kann, haben die Studierenden in monatelanger Recherche, lokaler Expertenbefragungen und beim Bürgerbeteiligungstag in der Alemannenhalle die örtliche Situation auf mehreren Ebenen analysiert und daraus ein Soll-Konzept entwickelt, das schließlich in ein Fazit mit Ausblick mündete.

Studentin Ilayda Titrek meinte: „Wenn mehr Stettener mitgemacht hätten, wäre die Aussagekraft größer gewesen“.
Studentin Ilayda Titrek meinte: „Wenn mehr Stettener mitgemacht hätten, wäre die Aussagekraft größer gewesen“. | Bild: Susanne Grimm

Stetten-App bereits realisiert

Mit strategischen Stoßrichtungen zeigten die Akteure schließlich Entwicklungsoptionen in den Bereichen Natur, Umwelt und Tourismus auf, sowie in Bezug auf das Goreth-Haus, dem Handel und Gewerbe und der Kommunikation. Letzteres ist bereits in Form einer Stetten-App realisiert worden. Die sollte über alle gängigen App-Stores verfügbar sein, über aktuelle Events informieren, ein aktives Sozial-Media-Netz bereitstellen, das Amtsblatt digital ergänzen, eine Plattform für Gastronomie, Vereine und Tourismus bieten, Ort-, Zeit- und Altersunabhängig nutzbar sein und könnte zusätzliche Einnahmequellen aus Werbung erschließen. Voraussetzung für alle moderne Mediennutzung ist allerdings ein in allen Ortsteilen funktionierendes flächendeckendes Internet.

Potentiale im Goreth- und Naturfreundehaus

Im Goreth-Haus sehen die Studierenden einiges Potential, das genutzt werden könnte.
Im Goreth-Haus sehen die Studierenden einiges Potential, das genutzt werden könnte. | Bild: Günther Töpfer

Sowohl im Goreth-Haus als auch im Naturfreundehaus auf den Steighöfen sehen die Studierenden brachliegendes Potenzial. So könnte das Goreth-Haus ein Ort für alles und jedes sein: Café, Event-Location, Lerntreff, Jugendraum, Kinovorführungen und vieles andere mehr. Durch Vermietungen der Räume könnten Einnahmen generiert werden, durch öffentliche Nutzung würde es ein Begegnungsort sein, der Erlebnisse und Gemeinschaft fördert. Für den Bereich der Steighöfe haben die Studierenden die Westernstadt wieder aufgegriffen, die bereits vor über zehn Jahren von der Gemeinde schon einmal angedacht worden ist. Die Umnutzung des in die Jahre gekommenen Naturfreundehauses beispielsweise als Saloon könnte eine touristische Attraktion werden mit kontinuierlichen Aktivitäten für Zielgruppen aus der näheren Umgebung. Neben weiteren vielseitigen Vorschlägen zum Thema Western könnte rund um die Steighöfe oder auch in anderen Bereichen rund um Stetten eine Aussichtsplattform entstehen, ebenso ein Erlebnispfad, Geocaching könnte die Jugend raus in die Natur holen und verbesserte Radwege würden zu mehr Mobilität und Sport anregen.

Veränderungsnotwendigkeit, -bereitschaft und -kompetenz notwendig

Alle Beteiligten am Projekt Entrepreneurship Stetten am kalten Markt vor dem Gebäude der Hochschule Albstadt-Sigmaringen in Sigmaringen.
Alle Beteiligten am Projekt Entrepreneurship Stetten am kalten Markt vor dem Gebäude der Hochschule Albstadt-Sigmaringen in Sigmaringen. | Bild: Susanne Grimm

„Wir haben uns für die Gemeinde Stetten ziemlich ins Zeug gelegt und tolle Ideen entwickelt“, sagte Professor Sachse. Gerade eine Aussichtsplattform und die Aktivitäten rund um die Steighöfe und das Goreth-Haus würde die Bevölkerung sicher mobilisieren. „Damit es klappt, so wissen wir aus der Forschung rund um das Thema Management, müssen für Veränderungen drei wesentliche Faktoren erfüllt sein: Zum einen die Veränderungsnotwendigkeit, dazu die Veränderungsbereitschaft (Wollen wir etwas verändern?) und drittens die Veränderungskompetenz (Können wir etwas verändern?)“, erläuterte Sachse. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Gemeinderat und der Bürgermeister auch die Notwendigkeit sehen sowie bereit und mutig genug sind, etwas zu verändern. Denn diese beiden Faktoren würden die Grundlage für Veränderung bilden. Danach, in der Umsetzung, hänge viel von kreativer Zuversicht und externen Partnern ab, die die Kompetenz mitbringen.

Sehr weitreichende Ideen

Die Empfehlungen der Studierenden und des Professors gingen jedenfalls weit über das Tagesgeschäft und die „Reparatur von Basketballkörben hinaus“. Die Akteure haben Bürgermeister, Gemeinderat und Bürgerschaft viele attraktive Entwicklungsszenarien auf die Frage „Wie wollen wir in Stetten in Zukunft leben?“ mitgegeben. In einem „Vier-Horizonte-Modell“ zeigten sie die Steigerung der Zukunftsfähigkeit der Gemeinde auf, die mit dem Erhalt des Status Quo beginnt, über kurzfristige Verbesserungen wie beispielsweise Campingstellplätze ausweisen, ein Café im Goreth-Haus einrichten, hin zur dritten Stufe mit Innovationen und Wachstum, das beispielsweise die Stiftungsgründung Natur und Tourismus beinhaltet, die Einführung eines Dorfkümmerers/Sozialarbeiters, die Installierung von genossenschaftlichen Biohofläden oder das Goreth-Haus 4.0 plus etablieren, bis hin zur Stufe vier mit radikal neuen Geschäftsmodellen. Hier taucht das Westerndorf auf, aber auch ein Gesundheitsdorf, ein behindertengerechter Aussichtsturm oder die Einführung von „Danube VR Go“. Hierhinter verbirgt sich ein innovatives, virtuales Realerlebnis, bei dem der Nutzer sich beispielsweise virtuell in die Lüfte erheben kann wie ein Vogel, dabei das Flugerlebnis mittels Robotik und Simulationstechnik aber wie in echt erleben kann.

Wichtige Grundlage für die Zukunft

„Die Ergebnisse sind eine wichtige Grundlage, an der weiteren Zukunft unserer Gemeinde zu arbeiten. Ich lade alle ein, sich an den weiteren Planungen zu beteiligen. Stetten hat nur dann eine gute Zukunft, wenn viele sich einbringen und beteiligen,“ sagt Bürgermeister Maik Lehn. Und Hauptamtsleiter und Projektmanager Peter Greveler sagt: „Die Zusammenarbeit mit dem sehr engagierten Team der Hochschule war sehr gut und hat mir Spaß gemacht. Meine große Anerkennung für alle und jeden, der sich eingebracht und seine Ideen, Wünsche und Visionen dargelegt hat, um die Zukunft in unserer Heimat zu gestalten. Vielen Dank dafür an alle Beteiligten!“