Zwölf Wochen beim Bau einer Kantine für die Tagespflegeeinrichtung des Kinderdorfes „Human Dreams“ in Tansania verbrachte dieses Jahr Benjamin Wetzel aus Stetten a.k.M und sammelte dabei, wie er selbst sagte, viele lebensprägende Erfahrungen und lernte jede Menge neuer, interessanter Menschen kennen.
Geschwister engagieren sich beide im Kinderdorf
Aufmerksam wurde der 23-jährige ausgebildete Maurer auf das Projekt durch seine Schwester Kathrin, die bereits in den vergangenen Jahren mehrfach einige Wochen als Volontärin im Kinderdorf für geistig und körperlich behinderte Kinder als Betreuerin mitgeholfen hatte. Seit dieser Zeit wird das von der Deutschen Nicole Mtawa gegründete und aufgebaute Projekt regelmäßig mit Spenden des Stettener Fördervereins „Zukunft für Kinder in Afrika“ unterstützt.
Reiselust führt nach Tansania
Als dann Ende vergangenen Jahres der Bau einer Kantine für die Tageshilfeeinrichtung geplant wurde, war es für Benjamin Wetzel, den alle nur Benni nennen, klar, dass er hier sein Fachwissen und seine Lust auf das Kennenlernen neuer Länder perfekt verbinden könnte. Auch die Pandemie ermöglichte es ihm, die Reisepläne in die Tat umzusetzen. So saß er also im Januar im Flieger nach Daressalam, gespannt darauf, was ihn dort so alles erwarten würde.
Wetzel erlebt Herzlichkeit und Fürsorge bei den Ärmsten
Zunächst standen für ihn das Kennenlernen der Einrichtung und der Umgang mit deren körperlich und geistig behinderten Schützlingen im Vordergrund. Beeindruckend sei es für ihn gewesen, zu erleben, mit welcher Herzlichkeit und Fürsorge mit den Kindern umgegangen wird, die sonst in der Gesellschaft am Rand stehen und keine Lobby haben.

Bauweise unterscheidet sich sehr
Nach knapp zwei Wochen wechselte er dann zum Bautrupp, wo er den Bau des neuen Gebäudes vom Ausmessen bis fast zur Fertigstellung aktiv mitbegleitete und bei allen notwendigen Arbeiten selbst Hand anlegte. Sein bauliches Fachwissen erwies sich dabei als äußerst wertvoll und wurde von seinen einheimischen Kollegen gerne angenommen und geschätzt. „Ein Hausbau bei uns und in Tansania – das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht“, so sein nüchternes Fazit über die verschiedenen Arbeitsweisen und vor allem den unterschiedlichen Einsatz von technischen Hilfsmitteln.
Das Fundament wird mit Pickel und Schaufel ausgegraben
Allein eineinhalb Wochen gingen ins Land bis die Fundamente mit Pickel und Schaufel ausgegraben waren. „Wo bei uns mit Bagger und Betonmischer gearbeitet wird, muss in Tansania alles noch in Handarbeit erledigt werden, sogar das Herstellen der Steine“, sagt Wetzel. Ausgebildete Maurer gibt es nicht, dennoch sei das Kinderdorf in der glücklichen Lage, eigene Betriebshandwerker vor Ort zu haben, die sich ihre Fähigkeiten durch beständiges Lernen voneinander und durch Erfahrung angeeignet haben.
Smalltalk auf Suaheli
„Die Verständigung auf Englisch funktionierte eigentlich problemlos und mit der Zeit war es mir sogar möglich ein bisschen Smalltalk auf Suaheli zu halten“, erzählt Benjamin Wetzel im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Groß war die Freude als die ersten Mauern hochgezogen und der Rohbau fertig gestellt werden konnte.
Stettener spenden für Kantinenbau
„Die 11 000 Euro, die der Stettener Förderverein für den Bau der Kantine gespendet hat, sind auf jeden Fall gut angelegt und helfen dem Kinderdorf wesentlich bei der Versorgung und Verpflegung ihrer Schützlinge aus der Tagespflege“, so das zufriedene Fazit von Benni Wetzel nach Beendigung seines Arbeitseinsatzes.
Reisen führen auf Sansibar und in den Serengeti Nationalpark
Natürlich nutzte er anschließend noch die Zeit, das Land und seine Menschen näher kennenzulernen, was ihm aufgrund seiner Offenheit, Neues zu entdecken, eigentlich sehr leicht gefallen sei. Seine Touren führten ihn unter anderem auf die Insel Sansibar und sowie in den Serengeti Nationalpark, beides bekannte touristische Ziele.
Besteigung des Kilimanjaro
Ein besonders prägendes Erlebnis und der Höhepunkt seiner Reise sei die Besteigung des Kilimanjaro gewesen, den er mit seinem Team abseits der Touristenströme über die Machame Route nach sechs Tagen erreichte. Der Kilimandscharo ist mit 5895 Metern Höhe über dem Meeresspiegel das höchste Bergmassiv Afrikas.

Die kulturellen Unterschiede
„Man muss sich schon auf die fremde Kultur, auf die anderen Ess- und Trinkgewohnheiten sowie das krasse soziale Gefälle im Land einstellen können“, weist er auf die Unterschiede zwischen seinem Heimatland und Tansania hin.
Prioritäten werden anders gesetzt
Alles laufe in Tansania sehr viel langsamer, da komme man mit deutscher Pünktlichkeit nicht besonders weit. Wenn irgendwo Fußball im Fernseher laufe, sei klar, wie Prioritäten gesetzt würden. Weshalb er in seinem Alter nicht verheiratet sei und keine Kinder habe, sei er des Öfteren gefragt worden. Mit seiner Antwort erntete er eher Unverständnis und Kopfschütteln. In Tansania heiraten Menschen deutlich früher als in Europa.
Benni Wetzel will Reiseeindrücke vorstellen
„Ich würde gerne mal wieder kommen, vor allem um die Entwicklung des Kinderdorfes weiter zu verfolgen. Die Kontakte, die ich geknüpft habe, werde ich sicher weiterpflegen“. Benni Wetzel möchte auf die gemachten Erfahrungen und Erlebnisse seiner Tansaniareise nicht verzichten und würde diese an andere Interessierte weitergeben. Der Förderverein „Zukunft für Kinder in Afrika“ plant deshalb in naher Zukunft eine Veranstaltung, in der Benni Wetzel von seiner Reise berichten wird. Dann wird er auch Bilder von seiner Reise zeigen und über seine Erfahrungen sprechen.