Wie Störche die Bauarbeiten an der Pfarrkirche St. Remigius in Sentenhart ausgebremst haben

Aus dem Erdreich aufsteigende Feuchtigkeit hat der Pfarrkirche St. Remigius zugesetzt, Risse durchzogen das Gemäuer, Putz bröckelte ab, Teile des Gebälks im Dachstuhl waren verfault, im Seitenaltar knabberte der Holzwurm, Stockflecken verunzierten die Innenwände – diese und weitere Mängel sprachen dafür, die Pfarrkirche St. Remigius zu renovieren.

Neue Schindeln am Eingang

Die Holzschindeln am Eingang sind verwittert und müssen erneuert werden. Die Türen im Windfang sollen noch ausgetauscht werden. Unser ...
Die Holzschindeln am Eingang sind verwittert und müssen erneuert werden. Die Türen im Windfang sollen noch ausgetauscht werden. Unser Bild zeigt Anton Meßmer (links), Verwaltungsbeauftragter für die Seelsorgeeinheit, und Architekt Wolfgang Schweikart. | Bild: Johanson, Kirsten

Momentan wird an der Fassade gearbeitet. Bauarbeiter schlagen den schadhaften Putz am Sockel weg, während die Zimmerleute die Arbeiten am Dach beenden. Dieses wurde mit Biberschwanzziegeln frisch eingedeckt, im Bereich des Kirchenschiffs gab es eine neue Dachlattung. Die verwitterten Holzschindeln am Eingang müssen noch von Holzbau Künstle aus Pfullendorf ersetzt werden. Auch die Kirchenuhr ist noch nicht wieder an ihrem Platz. Sie wurde in den Schwarzwald gebracht, der Fachbetrieb Schneider Turmuhren und Glockentechnik kümmert sich um die Reinigung des Ziffernblatts.

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Störche sorgen für Unterbrechung

„Das Gerüst dürfte in drei Wochen verschwunden sein“, prognostiziert Architekt und Bauleiter Wolfgang Schweikart aus Wald. Bis Ende des Jahres rechnet er mit dem Abschluss der Außenarbeiten. Begonnen wurde damit im Herbst 2022. Der Storchenhorst neben der Pfarrkirche, vielmehr deren Bewohner haben im Sommer dafür gesorgt, dass die Bauarbeiten am Turm aus Rücksicht auf die Störche ruhen mussten – und zwar solange, bis die Jungstörche Ende Juli den Horst verließen. Die Kosten für die Außenrenovierung betragen 292.200 Euro. Aus Eigenmitteln werden 194.800 Euro finanziert, hinzu kommt ein Zuschuss von 97.400 Euro aus dem Bauförderfonds der Erzdiözese Freiburg. „Ohne Spenden und Zuschüsse sind Projekte wie diese nicht möglich“, sagt Anton Meßmer. Er ist Verwaltungsbeauftragter für die Seelsorgeeinheiten der Kirchengemeinden Deggenhausertal, Ostrachtal und Wald. Sentenhart gehört neben Aach-Linz, Aftholderberg, Herdwangen, Großschönach und Wald zur Kirchengemeinde Wald und ist von den sechs Pfarreien die kleinste. „Die Pfarrkirche wird ein Schmuckstück“, freut sich Meßmer.

Heiligenfiguren beim Restaurator

Auch innen gehen die Arbeiten gut voran. Hier wurde im August dieses Jahres begonnen. Orgel, Hochaltar, die Seitenaltäre und das Taufbecken blieben in der Kirche und warten unter einer Schutzhülle darauf, wieder ausgepackt zu werden. Die Heiligenfiguren sind abmontiert und befinden sich zum Restaurieren im Atelier von Restaurator Erich Buff. Direkt unter der Kirchendecke sind derzeit zwei Fachrestauratorinnen im Einsatz. „Wir restaurieren die Raumschale, unter anderem reinigen und retuschieren wir die Deckenmalerei, kitten Risse oder modellieren abgebrochenen Stuck an“, erklärt Christina Brauchle vom Restaurierungsatelier Buff aus Sigmaringen.

Die Fachrestauratorin Christina Brauchle retuschiert im Kirchenschiff der Pfarrkirche St. Remigius ein Deckengemälde.
Die Fachrestauratorin Christina Brauchle retuschiert im Kirchenschiff der Pfarrkirche St. Remigius ein Deckengemälde. | Bild: Johanson, Kirsten

Bänke werden in Eigenleistung renoviert

Das Gestühl und der Gestühlboden sind in eine benachbarte Scheune ausgelagert worden. Das und die Renovierung der Bänke haben Mitglieder der Pfarrgemeinde in Eigenleistung übernommen. „In Zukunft werden die Kirchenbänke nicht mehr so dicht an der Außenwand stehen, damit die Luft besser zirkulieren kann“, erklärt der Architekt. Die Bänke werden mit Strahlerheizung ausgestattet.

Blick in das Innere der Kirche. Hier sind die Arbeiten schon weit fortgeschritten. Es fehlt noch der Anstrich. Das Gestühl wurde ...
Blick in das Innere der Kirche. Hier sind die Arbeiten schon weit fortgeschritten. Es fehlt noch der Anstrich. Das Gestühl wurde ausgelagert. Mitglieder der Pfarrgemeinde übernehmen das Restaurieren der Bänke. | Bild: Johanson, Kirsten

Die Elektrik ist bereits erneuert, nun muss noch die automatische Fensteröffnung – oder lufttechnische Anlage – installiert werden. Bei der Beleuchtung wird auf LED umgestiegen, um den Stromverbrauch zu verringern. Die Kosten für die Innenrenovation belaufen sich auf 232.000 Euro, die Kirchengemeinde übernimmt 169.200 Euro, der Zuschuss der Erzdiözese beträgt 62.800 Euro.

Gottesdienste im Pfarrsaal

Die Gottesdienste finden seit Beginn der Bauarbeiten im benachbarten Pfarrsaal statt. Wenn nichts dazwischenkommt, können die Gläubigen im Frühjahr 2024 wieder Gottesdienste in der Pfarrkirche feiern. „Wir planen, in absehbarer Zeit auch die Kirchen in Aach-Linz und in Walbertsweiler innen zu renovieren“, stellt Meßmer in Aussicht.