Während bei den Fans des Radsports die Vorfreude auf die Deutschen Straßenradmeisterschaften steigt, ist die Stimmung beim Gewerbeverein Bad Dürrheim deutlich gedrückter.
Obwohl viele Menschen denken würden, dass so ein Event ein großes Potenzial für den Einzelhandel bietet, erklärt die Vorsitzenden des Gewerbevereins, Tamara Pfaff, überspitzt: „Wir wandern da alle aus.“
Einzelhandel erwartet keine Vorteile
Der Grund: Aus Sicht des Gewerbevereins bringe das Sportevent dem Einzelhandel keine zusätzliche Kundschaft. Eher im Gegenteil. Die potenziellen Kundinnen und Kunden würden es gar nicht erst zu den Geschäften in der Innenstadt schaffen.

Der Gewerbeverein Bad Dürrheim besteht seit beinahe 125 Jahren und hat 106 Mitglieder aus unterschiedlichen Bereichen, wie Handwerk, Handel, Industrie sowie aus dem Hotel- und Gastronomiebereich. Tamara Pfaff ist seit 2009 Vorsitzende des Gewerbevereins und kennt daher die Entwicklungen in Bad Dürrheimer Einzelhandels.
Rad-DM war bereits in Bad Dürrheim
Daher sind vom Einzelhandel auch keine besonderen Aktionen während der Rad-DM geplant, denn das lohne sich nicht. Der Radsport-Wettkampf findet nach 2023 bereits im zum zweiten Mal in Bad Dürrheim und Donaueschingen statt, daher spricht die Vorsitzende des Gewerbevereins aus Erfahrung.

„Die Fahrradfahrer sind nicht die Klientel, die uns etwas bringt“, sagt Tamara Pfaff. Die Teilnehmer und Gäste halten sich laut Pfaff zumeist nur kurz an dem Veranstaltungsort auf. Pfaff meint, für die Einzelhändler sei das Event eher eine Unannehmlichkeit: „Wir sind froh, wenn es wieder vorbei ist“, so die Vorsitzende des Gewerbevereins in der Stadt.
Mehr Vorteile für die Gastronomie?
Allerdings gibt es auch Bereiche, die von den Radmeisterschaften profitieren könnten, meint Pfaff. Die Gastronomie, besonders Cafés und Restaurants, können durch den Wettkampf durchaus Einnahmen generieren, so ihre Vermutung. „Als Einheimischer bekommt man in diesen Tagen keinen Platz mehr in einem Restaurant“, berichtet Tamara Pfaff.
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Wenig Vorfreude bei Hotel und Cafés
Doch auch bei den Gastronomen ist keine große Vorfreude spürbar. Rainer Nobs, Betreiber des Hotel Salinensee sagt: „Das sind hauptsächlich Kurzzeitgäste, die kommen, um sich das Rennen anzuschauen.“ Verpflegung gebe es bei der Veranstaltung, daher seien die Umsätze nicht höher als sonst, berichtet Nobs.
Auch der Juniorchef der Bäckerei Fischerkeller, Andreas Faust, rechnet nicht mit höheren Einnahmen durch den Wettkampf. Die Veranstalter würden meist für Verpflegung sorgen und das komme nicht von den lokalen Unternehmern vor Ort.

Dennoch geht Faust davon aus, dass der eine oder andere den Weg in den Betrieb findet. „Ein paar Radfahrer kommen schon vorbei und trinken einen Kaffee, aber zusätzliche Umsätze bringt das nicht“, meint Faust.
Gesperrte Straßen könnten Kunden fernhalten
Auch der Chef des Café und Restaurants Walz, Lutz Karsten sieht wenig Potenzial für große Kundschaft am Wettkampfwochenende. „Ich denke nicht, dass wir gravierende Einnahmen dadurch erleben“, sagt der Gastronom.
Vielmehr befürchten die Gastronomen, Nobs und Karsten sowie auch Pfaff, dass durch die vielen Straßensperrungen rund um das Event im Juni weniger Menschen den Weg in die Bad Dürrheimer Innenstadt finden könnten.