
In der Wohnung von Markus Horn aus Bad Dürrheim ist alles etwas anders. Hier fahren Züge, kleine Züge zwar, Baugröße H0, doch es sind viele.
Beeindruckende Zahlen
Um die 50 Loks und noch viel mehr Waggons stehen und können auf dem mittlerweile 1,3 Kilometer langen Streckennetz bewegt werden. Mehrere Bahnhöfe werden angesteuert, Dörfer, Themenbereiche und Abstellgleise werden passiert. „So ganz genau weiß ich die Anzahl der Fahrzeuge auswendig gar nicht mehr. Da habe ich den Überblick verloren“, gibt Horn zu. Ja sogar in die Schweiz kann man in seinem Wohnzimmer reisen.

An acht Stellen fahren Züge in Tunnels einfach durch die Wohnungswände. Drei Räume sind an das Gleisnetz eingebunden und per Bahn erreichbar. Schränke, Regale und anderen Möbelstücken aus Holz sind ebenfalls kein Hindernis.
„Ich bin ein Fan von langen Fahrten“ erklärt Horn diese ungewöhnliche Eingriffe in seine Wohnung. Mehr als zehn Minuten benötigt ein Zug, um alle Bereiche anzufahren. Ein Video von einer Führerstandmitfahrt können Sie sich gleich hier anschauen. Die Fahrt durch dunkle Tunnelbereiche sowie zwei Wendel – diese dienen dazu, dass Züge die verschiedenen Ebenen erreichen – wurden im Film weggelassen.
Wer die Balkontür öffnen möchte, muss erst einmal eine Verbindungsbrücke demontieren, die sich auf Tischhöhe vor der Scheibe erstreckt. „Eine Eigenkonstruktion, die sich ganz leicht herausnehmen und wieder einsetzen lässt“, erklärt Horn mit Stolz.
Den Wert seiner Anlage schätzt der Erbauer auf ebenso stolze 100.000 Euro.
Digitale Steuerung
So weitläufig und kleinteilig die Anlage auch sein mag, an einem Punkt laufen alle Fäden zusammen. Der ehemalige Schreibtisch von Horn ist jetzt seine Schaltzentrale. Über einen Computer sowie eine digitale Steuereinheit hat er immer alles im Blick und kann alle Funktionen, Weichen und Züge steuern, die hier in Reichweite natürlich auch vorbeirollen.
Muss er doch einmal den Platz wechseln, verbindet er sich einfach über sein Smartphone mit dem zentralen System und kann mobil, wie mit einer Fernsteuerung, die Kontrolle übernehmen.
So fing alles an
Seit seiner Kindheit beschäftigt sich der Bastler mit Modelleisenbahnen der Marke Märklin. Seine erste Bahn hat ihm sein Vater im Bettkasten installiert. Nach und nach weitete er sein Hobby bis hin zu einer stattlichen Anlage aus. 2005 gab es dann einen Bruch. Horn gab sein Hobby auf und baute alles ab. Erst 2012, auf Initiative seiner Frau Nathalie Horn hin, fing er im Keller wieder an zu werkeln. 2014 zog die Bahn nach oben in sein Büro um. Aus dem ersten Modul wurden schnell ganz viele, bis hin zum heutigen Stand. Auch seine Frau Nathalie beteiligt sich und gestaltet ein eigenes Modul, das auf dem folgenden Bild zu sehen ist.

Mittlerweile investiert Horn bis zu 100 Stunden pro Woche in sein Hobby. Als Motivation für diesen enormen Einsatz nennt er den Reiz, die so eine Modellbahn ausmacht. Hier könne er kreativ sein, Dinge genau nach seinen Vorstellungen erschaffen. Gerne arbeitet er dabei mit Kontrasten, zum Beispiel dann, wenn er neben einer Kirche einen Erotik-Shop und eine Diskothek installiert.
Zu allen Zügen, Modellen und Landschaften hat er zudem einen emotionalen Bezug, oder sie erinnern ihn an ein bestimmtes Erlebnis. Was nicht zu diesen Vorstellungen passt, kommt nicht zum Einsatz.

Bei Youtube erfolgreich
Vor einigen Jahren fing der gelernte Triebwagenführer – heute arbeitet er übrigens im Rettungsdienst – damit an, Videos von seinem Hobby zu drehen und diese bei Youtube zu veröffentlichen. Mit Erfolg: Über 3500 Abonnenten und viele weitere Zuschauer verfolgen regelmäßig, welche Ideen der „verrückte“ Schwarzwälder Modellbahner sich wieder ausgedacht hat.

In der Szene hat sich sein Kanal „Modelleisenbahnträume TV“ bereits einen Namen gemacht. Markus Horn und sein Moba-Zimmer im schönen Bad Dürrheim, kennt man mittlerweile nicht nur im Internet, sondern auch bei Modellbahner-Treffen und Messen. So kam es auch, dass vor eineinhalb Jahren eine enge Kooperation mit der Firma Faller in Gütenbach entstand. Seine Videos veröffentlicht er verlässlich jeden Mittwoch und jeden Samstag. Zwischendurch sendet Horn gerne auch Livestreams ins Netz.
Zukunftspläne
Und wie geht es weiter? Derzeit entsteht ein neues Bergdorf entlang der Strecke, knapp unter der Zimmerdecke. Auch ein Zoo-Modul ist in Arbeit, eine Stadt in Planung.
Für noch mehr Kontrolle von der Leitzentrale aus, ist ein Kamerasystem entlang der Strecke geplant. Ganz aktuell laufen zudem erste Gehversuche mit sogenannten Car-Systemen. Das sind kleine Modellautos, die sich wie von Geisterhand über die Miniaturstraßen bewegen.
Grenzen für den Ausbau
Obwohl das Ehepaar Horn das Modelleisenbahn-Hobby teilt, haben sie sich Grenzen gesetzt. Im Bad, in der Küche, in der Toilette und im Schlafzimmer soll es definitiv keine Gleise geben. Vor weiteren Neubauten im bestehenden Bahnbereich tagt jeweils der Familienrat darüber, wie weit der Ausbau gehen darf. Im Wohnzimmer ist zum Beispiel der Esszimmertisch tabu, oder aber die Laufwege hin zu den Türen. Und manchmal geht es auch gar nicht um Erweiterungen. Wenn die Inspiration fehlt, dann lässt der Tüftler auch einfach mal nur die Züge fahren und genießt seine kleine, große Wunderwelt. Dann sollten jedoch nicht mehr als fünf Züge gleichzeitig auf die Strecke. „Sind mehr unterwegs, kann es stressig werden“, weiß er aus Erfahrung. Kollisionen und Blockaden müssen vermieden werden, im Laufschritt.

Weitere Impressionen
Schauen Sie sich auch unsere Bildergalerie von der Modellbahn-Anlage von Markus Horn an. Dort finden Sie viele weitere Impressionen und Details.