Herr Bäurer, woran denken Sie derzeit, womit beschäftigen Sie sich?

Ich denke natürlich an den bevorstehenden Ruhestand und die sich zeitlich ergebenden Möglichkeiten. Im Moment beschäftige ich mich mit der Realschule, wir haben am 12. Juli unsere Abschlussfeier. Ganz wichtig ist mir, die Lehrerversorgung für das kommende Schuljahr sicherzustellen. Ich möchte meinem Nachfolger einen guten Start ermöglichen.

16 Jahre lang waren Sie in der Schulleitung, wie haben Sie die Entwicklung erlebt?

Aus schulischer Sicht war es der neue Bildungsplan von 2004 mit umfassenden Veränderungen in vielen Bereichen. Das erste ist die fächerübergreifende Kompetenzprüfung, bei der die Schülerinnen und Schüler Eigeninitiative ergreifen und vernetzt denken müssen. Neu für die Realschulen waren auch die Fächerverbünde Naturwissenschaftliches Arbeiten (NWA: Physik, Chemie und Biologie) sowie EWG (Erdkunde/Wirtschaft/Gemeinschaftskunde).

Im neuen Bildungsplan wird dies wieder rückgängig gemacht, weshalb?

Nach Ansicht der Bildungsexperten soll der Fokus jetzt wieder mehr auf das Fachwissen gelegt werden.

Umstritten war eine grundlegende Vorgabe des Kultusministeriums, dass die Realschule neben der Mittleren Reife inzwischen auch die Hauptschulabschlussprüfung anbieten muss.

Wir mussten dadurch unser gesamtes Schulkonzept und unsere Organisation verändern. Die Lehrer sind jetzt gefordert, ab der Klassenstufe 7 beide Niveaustufen anzubieten und abzuprüfen. Das erfordert viel mehr Vorbereitung. Die ersten Hauptschul-Abschlüsse an unserer Schule erfolgen Ende des nächstes Schuljahrs.

Ganz ehrlich gefragt: Wäre es nicht besser, diese Vorgabe wieder zu streichen?

In meinen Augen ja. Die Werkrealschulen hätten dann mehr Anmeldungen und müssten nicht bangen, ob sie genügend Schüleranmeldungen für eine Klassenstufe bekommen. In der Realschule würde das Niveau wieder steigen und der organisatorische Aufwand sinken.

Wie sehen Sie eigentlich den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung?

Ich bin für die Wiedereinführung, da vertraue ich sehr auf die Urteilsfähigkeit der Grundschullehrinnen und -lehrer.

Gab es in Ihrer Zeit als Rektor ein Jahr, das besonders arbeitsintensiv war?

Ja, das waren die Jahre 2008 und 2009, als die Schule generalsaniert wurde. Die ganze Sanierung erfolgte während des normalen Schulalltags. Da wurden alleine 30 Kilometer Kabel verlegt, es wurden ganze Zimmerdecken heruntergerissen und erneuert, mit Kleinbaggern wurde die hörsaalmäßige Anordnung des Physik- und des Chemiesaals zurückgebaut, die Schule bekam neue Türen und neue Beleuchtungssysteme. Für die Sicherheit entstanden Fluchtbalkone und ein ausgeklügeltes Feuerwarn- und Amokwarn-System.

Die Blumberger Realschule lebt auch von auswärtigen Schülern, rund ein Drittel der bald 500 Schüler kommt aus Hüfingen und seinen Teilorten sowie Geisingen und seinen Teilorten. Wie ist dies möglich?

Wir versuchen ständig durch unsere Arbeit zu überzeugen, und ich bin auch außerhalb der Unterrichtszeit ein stetiger Ansprechpartner für die Schüler und Eltern in allen Belangen.

Das größte Schulprojekt in Blumberg ist der geplante Schulcampus, bei dem alle vier Schularten der Kernstadt im Bereich der jetzigen Realschule gebündelt werden sollen. Wie stehen Sie dazu?

Den Schulcampus sehe ich positiv, ich freue mich, dass die Stadt als Schulträger die Initiative ergriffen hat und sehr viel Geld investieren will. Mit den neuen Räumlichkeiten und der technischen Ausstattung haben die Schulen die Möglichkeit, den Unterricht weiter zu verbessern und modern zu gestalten.

Haben sie für die Zukunft der Realschule einen besonderen Wunsch?

Ich bin ein starker Befürworter eines vereinigten Europas ohne Grenzen. Insofern liegt mir der Schüleraustausch mit der ungarischen Partnerstadt Kunszentmiklós sowie mit Frankreich sehr am Herzen. Ein besonderer Wunsch wäre, dass wir wieder mit einer Schule in England Kontakt aufnehmen, wie wir dies viele Jahre mit einer Schule in Cleobury Mortimer praktiziert haben.

Bei der Kommunalwahl haben sie in Hüfingen erfolgreich für die CDU kandidiert und werden im neuen Gemeinderat mitreden. Hatten Sie Angst, Sie hätten künftig zu viel Freizeit?

Ich habe trotzdem mehr Freizeit, aber ich will mich weiterhin politisch und vereinsmäßig in der Gemeinde engagieren.

Sie sind noch im Musikverein Behla, haben Sie auch für Ihre „Freizeit“ Pläne?

Ich will viel reisen und arbeite gerne im Garten, außerdem habe ich meine beiden Söhne mit ihren Familien in der Nähe.

Fragen: Bernhard Lutz