Wie spannend Heimatgeschichte sein kann, selbst wenn große Pläne gar nicht verwirklicht werden, erfuhren zahlreiche Interessierte im Hondinger Pfarrsaal. Der „Arbeitskreis Hondinger Geschichte“ hatte zu einem Vortrag mit dem bekannten Blumberger Heimatforschers Dietrich Reimer eingeladen. Reimer, ausgewiesener Experte für die Blumberger Museumsbahn, sprach über die einst geplante aber nie verwirklichte „Randenbahn", die über Blumberger und Hondinger Gemarkung geführt hätte. Die Veranstaltung stieß auf große Resonanz, der Pfarrsaal war mit interessierten Besuchern aus der gesamten Region voll besetzt.
Historisches Bildmaterial
Dietrich Reimer stellte anhand von historischem Bildmaterial die Planungen zum Bau einer „Randenbahn“ Schaffhausen – Zollhaus – Hondingen – Donaueschingen in Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik und der Finanzpolitik des Kantons Schaffhausen und der badischen Regierung dar.
Entgegen der Hoffnungen der hiesigen Region wurde die internationale Eisenbahnlinie Genua – Rotterdam nicht über Schaffhausen und Donaueschingen geführt, sondern über die circa 35 Kilometer längere Strecke über Basel. Dies hatte für Baden den Vorteil, dass beim Güterverkehr die zu entrichtenden Einnahmen der sogenannten „Achskilometer“ – vergleichbar der heutigen kilometerabhängigen Lkw-Maut – entsprechend höher ausfielen. So nahm der Badische Großherzog bei jeder Fahrt entsprechend mehr Achskilometergeld ein.
Badischer Großherzog bevorzugt Strecke vom Gotthart über Basel nach Norden
Im Jahr 1869 wurde in Schaffhausen das erste Randenbahnkomitee gegründet. In den nächsten 50 Jahren gab es vier weitere erfolglose Anläufe, den Bau der Randenbahn zu erreichen. Die Pläne waren so weit fortgeschritten, dass in Merishausen ein findiger Schweizer Hotelier an der geplanten Bahntrasse in Erwartung zahlungskräftiger Bahnfahrgäste ein Luxushotel errichtete. Das Gebäude steht heute noch. Die Aufstellung von Wirtschaftsdaten entlang der geplanten Bahnstrecke zeigte, dass Hondingen im Jahr 1908 je Einwohner ein doppelt so hohes Steuerkapital hatte wie das benachbarte Blumberg, das damals als Luftkurort geführt wurde.
Hondingen hatte im Jahr 1908 ein doppelt so hohes Steuerkapital wie Blumberg
Alle Projekte scheiterten jedoch an der badischen Regierung. Diese bemängelte, dass die geplante Randenbahn nur eingleisig ausgelegt sei und die strategische Sauschwänzlebahn in der militärischen Bedeutung beeinträchtigt werde. Bei einem späteren Projekt wurde der Schweiz mitgeteilt, dass diese die Gesamtkosten für den Bau tragen soll. Die badische Regierung ließ sich auch nicht von der Planung von Bahnhöfen in Zollhaus, Hondingen-Fürstenberg und Sumpfohren sowie von bereits minutengenau ausgearbeiteten Fahrplänen für Schnellzüge und einen internationalen „Luxuszug“ beeindrucken.
Hotel in Merishausen gebaut
Als Dank für den Vortrag überreichten die Aktiven des „Arbeitskreis Hondinger Geschichte“ an Dietrich Reimer eine eigens angefertigte Dampflokomotive aus Schokolade.
Die Randenbahn
Die „Randenbahn“ stand 1939/1940 kurz vor dem Baubeginn. Durch den Erzabbau in Blumberg wurde der Bau der „Randenbahn“ im Zuge der Aufrüstung nochmals angegangen. Von den Hondinger Familien Meilhammer und Greitmann kam nach dem Vortrag der Hinweis, dass in den Jahren 1939/1940 in Hondingen das Bahnhofsgelände und der Streckenverlauf in Richtung Fürstenberg mit Pfählen markiert waren. Am Neudinger Bahnhof wurden bereits Schienen und Schwellen für den Bahnbau gelagert. Durch die Eroberung Frankreichs und Norwegens und die Ausbeutung der dortigen hochwertigen Erzvorkommen entfiel der Bahntransport des minderwertigen einheimischen Erzes dann jedoch von einem Tag auf den anderen. (mal)