Der Volksmund weiß: Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Wohl wahr. Denn jeder möchte in seiner gewohnten Umgebung, an der so viele Erinnerungen hängen, alt werden. Doch wenn Körper und Geist nicht mitspielen und die eigene Familie aus den unterschiedlichsten Gründen als Betreuer ausfällt, dann ist der Umzug in eine Einrichtung für Senioren unvermeidlich. Eine Alternative dazu kann die Tagespflege sein. In Blumberg nimmt der Wettbewerb um betagte Menschen immer mehr zu. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, plant die kirchliche Sozialstation einen Neubau in der Straße Ob der Kehr, also in umnmittelbarer Nachbarschaft zum jetzigen Standort an der Kantstraße und zum seit rund drei Wochen im Bau befindlichen Pflegeheim Blumberg an der Achdorfer Straße.

Laut Markus Leichenauer, Geschäftsführer der Sozialstation Blumberg, gehen die Neubaupläne, über die letztendlich der Vorstand um den neuen Vorsitzenden Reinhold Engesser bei einer Sitzung im September dieses Jahres entscheiden wird, auf die Nachfrage bei der Tagespflege zurück. Im SÜDKURIER-Gespräch erinnert Leichenauer daran, dass Ende der 90er-Jahre die Sozialstation zwei Betreuungsgruppen einrichtete, vor allem um die Angehörigen von pflegebedürftigen Senioren zu entlasten. Daraus entwickelte sich die Tagespflege, die im Januar 2017 mit acht Personen startete. Da im eigenen Haus kein Platz war, musste das neue Angebot ausgelagert werden. Und zwar ins sogenannte Eichbergstüble in den Seniorenwohnanlage Ob der Kehr. Mittlerweile ist die Gruppe auf zwölf Menschen angewachsen. Allerdings: Mit nur zwölf Plätzen lässt sich eine Tagespflege nicht wirtschaftlich betreiben. Um auf eine schwarze Null zu kommen, empfehle der Caritasveraband mindestens 15 Tagespflegeplätze, sagt Leichenauer.

Was tun? Das Eichbergstüble hat seine Kapazitätsgrenze erreicht. Ein Anbau an das eigene Gebäude an der Kantstraße sei aufgrund der Grundstücksgröße nicht infrage gekommen und sich mit der Tagespflege woanders einzumieten oder einzukaufen ist für Leichenauer auch keine Alternative, die Sinn macht – denn so müssten weiterhin Doppelstrukturen vorgehalten werden. Der Vorstand der Sozialstation sieht das ähnlich und hat Leichenauer deshalb beauftragt, ein Finanzierungskonzept für einen Neubau zu erstellen. Eine positive Nachricht konnte er dem Aufsichtsgremium schon melden: Vom Deutschen Hilfswerk hat er einen Zuschussbescheid für den Neubau erhalten. Es steht auch schon fest, an welcher Adresse die Baumaschinen einmal vorfahren werden: Auf einem Grundstück an der Straße Ob der Kehr, genau dort, wo im Augenblick der Erdaushub für das Pflegeheim Blumberg landet. Das Grundstück gehört der Stadt und laut Leichenauer habe Bürgermeister Markus Keller versprochen, es für die Sozialstation zu reservieren.

Der Volksmund weiß nicht nur, dass man alte Bäume nicht verpflanzen soll. Ihm ist auch bekannt, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Und so haben pflegebedürftige Blumberger Senioren nach Fertigstellung der vielen Bauprojekte eine größere Auswahl, in welche Einrichtung sie einziehen oder von der sie sich tagsüber betreuen lassen wollen.