Eine Schule gibt’s im Tal schon lange nicht mehr. Auch keinen Kindergarten, kein Lebensmittelgeschäft, keine Post oder sonstige öffentliche Einrichtung. Die rund 440 Einwohner verteilen sich mit Achdorf, Aselfingen, Überachen, Eschach und Opferdingen auf fünf Ortsteile, einen Ortskern sucht man vergebens. Wo lässt sich da außer im Gasthaus Scheffellinde und im Haus des Gastes Gemeinschaft erleben? Fast ausschließlich in den Vereinen.
Emotionaler Tag
Das macht deutlich, weshalb der 28. März 2019 für die Talbewohner zu einem äußerst emotionsgeladenen Tag wurde: Mit dem symbolischen ersten Spatenstich für das so sehr herbeigesehnte Vereins- und Feuerwehrhaus bekommen die Achdorfer wieder ein Zuhause fürs gesellschaftliche Leben jenseits von Großveranstaltungen im Haus des Gastes. Damit senden der Gemeinderat und die Stadtverwaltung auch ein wichtiges Signal ins Tal: „Ihr da unten seid uns nicht egal.“

Spatenstiche sind immer ein Anlass, Danke zu sagen. Das gehört sich so. Ein Mann hatte sich die Respektsbekundung aber besonders verdient: Roland Ottinger. Der Schweizer kaufte 2015 das alte Aselfinger Schulhaus, das bis heute den Vereinen ein Dach über dem Kopf bietet. Und sie dürfen es auch solange nutzen, bis der Neubau am Taleingang fertig ist. "Das ist alles andere als selbstverständlich." Nachdem Bürgermeister Markus Keller das ausgeführt hatte, brandete Applaus auf, das halbe Tal wollte beim Spatenstich dabei sein.

Der Rathauschef sprach auch davon, dass mit dem neuen Vereins- und Feuerwehrhaus ein Traum in Erfüllung gehe. Die zunächst prognostizierten Kosten in Höhe von 1,265 Millionen Euro seien bis jetzt auf 1,34 Millionen Euro gestiegen. Doch viel dürfte nicht mehr hinzukommen, seien die Hälfte der Gewerke doch schon ausgeschrieben.
Altes Rathaus verkauft
Für Keller haben sich die Achdorfer das neue Gebäude verdient, da sie mit dem Verkauf des alten Rathauses und der alten Schule in Aselfingen ihre Hausaufgaben erledigt hätten. Es schmerze zwar immer, Gebäude, an denenen viele Erinnerung hängen, aufzugeben. Doch der Weg, sich in den Ortsteilen auf ein öffentliches Gebäude aus Kostengründen zu konzentrieren, sei der richtige.
Achdorfs Ortsvorsteher Hans-Peter Meß wiederholte einen Satz, der schon bei der ersten Gmond gefallen war: "Das Vereins- und Feuerwehrhaus ist ein Teil unserer Zukunftssicherung." Dass die vielen Gespräche und die Umplanungen wegen ausgebliebener Zuschüsse (siehe Infokasten) im Vorfeld der Baumaßnahme gelegentlich die Nerven strapazierten, streifte der Ortschef nur am Rande. Er sprach von gelegentlich zähen Diskussionen und einigen "hoffnungslosen Heimfahrten" ins Tal. Doch dann war ganz schnell Schluss mit negativen Tönen – denn dafür spielte der örtliche Musikverein an einem Achdorfer Freudentag viel zu schön auf.
Nur ein Zuschuss
Das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum bezuschuss seit einigen Jahren vor allem Wohnbauprojekte. Pech für Blumberg: Gemeinschaftseinrichtungen wie das Achdorfer Vereins- und Feuerwehrhaus werden von der Förderkulisse nicht mehr erfasst, zwei Anträge scheiterten. Sicher ist nur ein 125 000-Euro-Zuschuss aus der Feuerwehrförderung. Über einen Antrag für Geld aus dem Ausgleichsstock sei noch nicht entschieden worden, sagte gestern Bürgermeister Keller. (hon)