Realschulsprecherin Madeleine Weber (16) und Özkan Arican (16) sitzen im Rektorzimmer und denken kurz nach. Vor einer Woche saßen beide mit allen Realschülerinnen und Realschülern und dem gesamten Kollegium in der Blumberger Eichbergsporthalle und hörten Carsten Stahl zu, der als Schüler monatelang gemobbt wurde und vor rund vier Jahren eine bundesweite Kampagne gegen Mobbing und gegen Gewalt gestartet hat.

Schülersprecherin Madeleine Weber und der dritte Schülersprecher Özkan Arican sprechen eine Woche nach dem Auftritt von Carsten Stahl, ...
Schülersprecherin Madeleine Weber und der dritte Schülersprecher Özkan Arican sprechen eine Woche nach dem Auftritt von Carsten Stahl, was sich seither getan hat. | Bild: Bernhard Lutz

An der Realschule Blumberg wird – wie an anderen Schulen – auch gemobbt, und Gewalt und Mobbing nehmen zu, das haben Rektor Egon Bäurer und die Elternbeiratsvorsitzende Petra Wölfle im November in einem Interview mit dem SÜDKURIER betont. Madeleine Weber und Özkan Arican indes antworten auf die Frage, ob und was sich in der Woche seit Carsten Stahls Auftritt getan habe, zunächst mit einer Feststellung. Madeleine Weber hat das Gefühl, dass an der Realschule, auch schon bevor Carsten Stahl kam, nicht so viel gemobbt wurde, wie sie es ausdrückt, aber es habe Beleidigungen gegeben. Özkan Arican formuliert es so: „Das Mobbing hier war nicht wirklich krass.“

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Hat sich nun an der Realschule etwas getan in der Woche nach Carsten Stahls Vortrag? Özkan hat nicht das Gefühl, dass ein Schüler einen anderen beleidigt. Madeleine sieht sich in der Verantwortung: „Wenn ich jetzt sehen würde, dass sich Kinder beleidigen, würde ich schon dazwischen.“ Früher hätte sie nicht unbedingt so gehandelt. Özkan ergänzt: „Die jungen Schüler kennen viele Beleidigungen, es ist überraschend, wie viele.“

Eine weitere Frage an die Schüler, wann es ihnen besser gehe, wenn sie zu anderen freundlich sind oder wenn sie andere beleidigen, beantwortet Özkan so: „Wenn wir freundlich sind, dann kommt meistens auch etwas zurück.“

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Beide Jugendlichen haben eigene Erfahrungen, beide wurden früher gemobbt und sie hätten auch selbst gemobbt, sagen sie. Nun habe das aufgehört. Das komme mit dem Alter, man werde erwachsener, erklärt Madeleine. Sie hat aber eine Erklärung, weshalb gemobbt werde: In Filmen, wo einer immer der Stärkere sein will und die anderen abwertend behandle, sei oft eine Art Mobbing-Muster zu sehen. Denn einer sei darin immer der „Nerd“, sprich der Schwächere, auf dem die anderen herumhacken. Und um zu verhindern, dass man selbst der Nerd werde, wollten alle anderen die Stärkeren sein und handelten entsprechend.

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Auch bei Hannah (12), Giuliana (12) und ihrer Klassenkameradin Alina hat der Anti-Mobbing-Vortrag etwas bewirkt. „Seit Carsten Stahl da war, überlegt man mehr, was man sagen soll und dass man sich gleich entschuldigt, wenn man einmal zu jemandem ein blödes Wort sagt," schildert Hannah. Das gelte auch außerhalb der Schule, und das gelte auch für das Verhalten in der Familie, ergänzen Giuliana und Alina.