Werner Tholey wohnt im Haus, das an die Grüninsel angrenzt. Immer wieder muss der Rentner den schmalen Durchgang zu seinem Parkplatz freischneiden, damit er ohne Pflanzenkontakt zu seinem Auto kommt. Hinter dem zugewachsenen Gelände befindet sich der Parkplatz. Für Vorbeifahrende, die aus Scheffelstraße oder Feldbergweg nahen, wirkt die Situation auch so, als gehörten die Sträucher zu einem üppigen Vorgarten der dahinter sichtbaren Häuser. Doch weit gefehlt. „Gerade das Ausfahren aus dem Parkplatz ist schwierig“, sagt Tholey. Der in der Einbahnstraße nahende Verkehr hat Vorfahrt, doch das Heraustasten aus der Sackgasse ist Zentimeterarbeit. Besonders dann, wenn die Büsche weit über die Sichtachse des Fahrers gewachsen sind. „Da haben schon öfters beide abrupt bremsen müssen“, so der Rentner.

Anwohner können Heckenschnitt nicht mehr leisten

Gegenwärtig ist die Situation an der Ausfahrt besser. Ein Anwohner hat die Sträucher auf rund 60 Zentimeter geschnitten. Ganz ohne Einwirken der Stadt. Tholey lebt seit Jahrzehnten in seinem Elternhaus. Früher hätten sich Nachbarn um die Grünfläche gekümmert, doch die seien inzwischen zu alt für diese Gartenarbeiten.

So stellt sich die Abbiegesituation auf der Straße im Winkel dar. Aus dem Parkplatz rechts muss man sich wegen der Sichtbehinderungen ...
So stellt sich die Abbiegesituation auf der Straße im Winkel dar. Aus dem Parkplatz rechts muss man sich wegen der Sichtbehinderungen ganz vorsichtig in den fließenden Verkehr tasten. | Bild: Jens Wiursthorn

Auch dem Stadtrat Hermann Zorbach ist der Wildwuchs ein Dorn im Auge. Es gebe aber noch mehr Stellen im Stadtgebiet. Vielfach sei er schon von Bürgern angesprochen worden. Er vermutet, dass die Stadt Schwierigkeiten habe, ihre vielen Grünflächen in gleicher Regelmäßigkeit zu pflegen und stutzen. Große Mühe wende der städtische Bauhof dort auf, wo starker Publikumsverkehr herrsche. Ob beim Gänseliesel, der Haupt- und Tevestraße oder die Stadteinfahrt samt Kreisel an der B 27: Hier würden die Grünbereiche mit großem personellem Aufwand „aufgehübscht“, was im Sinne einer freundlichen Visitenkarte der Stadt ja auch überaus sinnvoll sei.

Der Bordstein ist von der Natur vereinnahmt, die Asphaltdecke ist angehoben: eine Erinnerung an die Bäume, die früher auf dem Grünwinkel ...
Der Bordstein ist von der Natur vereinnahmt, die Asphaltdecke ist angehoben: eine Erinnerung an die Bäume, die früher auf dem Grünwinkel standen. | Bild: Jens Wiursthorn

Nur „Im Winkel“ passiere leider nichts. Schon vor zwei Jahren hatte sich Zorbach auf Wunsch von Anwohnern im Gemeinderat dafür stark gemacht, die Buschbepflanzung herauszureißen und durch niederwüchsige Pflanzen zu ersetzen. „Was damals passierte, ist, dass der Bauhof dem Areal einen Schnitt verpasste. Bei der Bepflanzung blieb es.“

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Eine andere Form von Wildwuchs moniert der 77-Jährige, der dem Gemeinderat mit Unterbrechungen seit 1980 angehört, unter der Brücke, die die Friedhofstraße über die Mühlbachbrücke führt. Hier wächst im Kanal ein meterhohes Grasfeld. „Offenbar auf Flugsand“, mutmaßt Zorbach, der dieses Grün gerne entfernt hätte. Der nächste Blick fällt auf das Geländer. Hier ragen Schrauben heraus. Was sie befestigt hatten, ist längst entfernt. „Warum werden die nicht einfach weggeflext?“, ärgert sich der Bürgervertreter.

Auf der Brücke über den Mühlbach ragt eine vergessene Schraube aus der Brüstung, im Hintergrund breitet sich ein Grasteppich aus.
Auf der Brücke über den Mühlbach ragt eine vergessene Schraube aus der Brüstung, im Hintergrund breitet sich ein Grasteppich aus. | Bild: Wursthorn, Jens

Auf Fragen zur Situation antwortet Stadt-Sprecherin Nicole Schautzgy. Demnach sei die Behauptung nicht richtig, der letzte Rückschnitt liege zwei Jahre zurück. „Der letzte Rückschritt wurde im Frühjahr durchgeführt“, sagt sie. Im Herbst sei ein weiterer Rückschritt sowie eine teilweise Neubepflanzung durch den Bauhof geplant.

Vorwurf führe ins Leere

Auch Zorbachs Vorwurf, der Bauhof sei eventuell durch die große Zahl der Grünflächen überlastet, führe ins Leere. „Nein, die Grünflächen der Stadt werden in regelmäßigen Intervallen gepflegt“, so Schautzky weiter. Beim Gras im Mühlenbach könne man trefflich diskutieren.

Die Hauptamtsleiterin erinnerte an die Situation am Kommenbach in Fützen. Auch dort fänden Bürger die Verwachsungen unschön. Die Wasserwirtschaft betrachte die Verwachsung als durchaus sinnvoll. Grundsätzlich müsse der Querschnitt für einen Hochwasserabfluss vorhanden sein. Das sei bei beiden Gewässern gegeben.