Die Dampflokomotive der europaweit bekannten und bei Touristen beliebten Sauschwänzlebahn befindet sich derzeit auseinandergebaut im Dampflokwerk Meiningen. Grund hierfür war die zunächst geplante turnusgemäße Hauptuntersuchung der Dampflok, erklärt Bahnbetriebe-Geschäftsführer Christian Brinkmann.
Die seit 2015 im Einsatz befindliche Dampflok der Bahnbetriebe Blumberg wurde während der Sommerpause in die Fahrzeuginstandhaltung der Deutschen Bahn nach Meiningen befördert. „Das Angebot für die Hauptuntersuchung war erheblich teurer als unsere Kalkulation“, so Brinkmann. Eine solche Hauptuntersuchung sei deutlich aufwendiger und mit der eines Autos beim TÜV nicht zu vergleichen.
Wie läuft das ab?
Die Lok werde komplett auseinandergebaut, um zu überprüfen, ob alles noch in einem fahrtüchtigen und sicheren Zustand sei, erklärt der Eisenbahnbetriebsleiter. So werde zum Beispiel der Kessel runtergenommen. „Nach der grundlegenden Sanierung unserer Dampflok im Jahre 2015 hätten wir nicht mit solch massiven Kosten gerechnet“, gesteht Brinkmann ein.

100.000 Kilometer in sieben Jahren
Die in den vergangenen sieben Jahren gefahrenen 100.000 Kilometer seien nicht überproportional gewesen, versichert er. Allerdings verfüge das Dampflokwerk in Meiningen über eine Art Monopolstellung in Deutschland, was die Hauptuntersuchung solcher Lokomotiven anbelangt. Dies sowie weitere Faktoren der Preissteigerung führten zu einem ersten Angebotspreis von über 800.000 Euro, sagt Brinkmann.
Auch ein zweites nur geringfügig niedrigeres Angebot brachte den Aufsichtsrat der Bahnbetriebe letztlich in seiner Sitzung am 9. Juli dazu, einen Verkauf der Dampflok in Erwägung zu ziehen.

Die Liquidität der Bahnbetriebe sei durch die beiden Pandemiejahre zurückgegangen, schildert Brinkmann die aktuelle wirtschaftliche Lage der Sauschwänzlebahn. Gerade im Bereich der Bus- und Gruppenreisen waren Einbußen zu verzeichnen, so Brinkmann weiter.
Ohne Corona
„Wäre Corona nicht gewesen, hätte man vielleicht eine Lösung zum Erhalt unserer Dampflok finden können“, sagt Brinkmann. Auch die steigenden Energiepreise spielten bei der Entscheidung des Aufsichtsrates eine Rolle. Die Kosten für Kohle seien aufgrund des Krieges in der Ukraine von 250 Euro zeitweise auf 850 Euro je Tonne gestiegen, so der Geschäftsführer der Bahnbetriebe.
Dampfloktage geplant
Um dennoch auch weiterhin mit Dampf auf der romantischen Strecke der Sauschwänzlebahn unterwegs sein zu können, solle ab der kommenden Saison die Güterzuglokomotive 50 2988 des Vereins Dampflokfreunde Schwarzwald-Baar aus Fützen an rund sieben Wochenenden zum Einsatz kommen.
Die seit 1987 betriebsfähige Museumslokomotive hatte ihre letzte Hauptuntersuchung in Meiningen im April 2018 und soll zukünftig im Rahmen von Sonderfahrten für alle Liebhaber der Dampflok auf der Strecke von Zollhaus nach Weizen zur Verfügung stehen, freut sich Christian Brinkmann.

Für die übrige Saison werde die eigene Diesellok V36 von 1939 eingesetzt. Um über die Sommerferien die gesamte Zuglänge zu ziehen, traf in dieser Woche eine gemietete Diesellok der Eisenbahnbetriebsgesellschaft Neckar-Schwarzwald-Alb aus Rottweil im Bahnhof Zollhaus ein.
Touristenattraktion
Zur Steigerung der Attraktivität entstehen gerade neue Panoramawaggons, welche in Zukunft den Fahrgästen ein besonderes Fahrerlebnis bieten sollen. Die Panoramawagen befänden sich derzeit bei der Landeseisenbahnaufsicht zur Zulassung, so Christian Brinkmann. Spätestens zur nächsten Saison solle die neue Attraktion den Fahrgästen präsentiert werden, so Brinkmann freudig.

Durch die offenen Seiten und einer Bühne am Ende der Waggons könne ein besonderes Fahrerlebnis geschaffen werden. Für dieses Projekt wurden einige der eigenen Wagen umgebaut.
Das Team der Sauschwänzlebahn ist sich sicher, dass mit den Dampfloktagen sowie mit den Panoramawaggons auch weiterhin tausende Touristen pro Jahr die Sauschwänzlebahn besuchen werden. Allerdings wird ein Verkauf der Dampflokomotive sicherlich Auswirkungen haben, so Christian Brinkmann.