Ihr erstes Auto bekam Christina Rademacher mit 19. Sie war frisch verheiratet, für den Arbeitsweg musste ein eigenes Fahrzeug her. Da stand es nun: ein 2CV6, 28 PS, vier Jahre alt, 23.000 Kilometer für 2700 DM. Die heutige Vorsitzende des Bräunlinger Angelsportvereins wusste sofort: Den muss ich haben.
Als dann 1987 der Urlaub kam und die Route feststand, wurde die Ente ausgewählt. Schließlich hatte man Zeit. Und für den Ford Sierra mit Katalysator, der in der Garage blieb, hätte man möglicherweise kein bleifreies Benzin bekommen. Die Ente kam mit 4,5 Liter Super auf 100 Kilometer aus. Die Rücksitzbank wurde ausgebaut und die gelernte Holzmechanikerin baute einen passgenauen Adapter, sodass hinten eine ebene Fläche entstand. Nachts flog das Gepäck raus und man konnte darin schlafen. Für die Wertsachen gab es eine Kassette, die einfach am Fahrzeugboden angeschraubt wurde.
Zunächst ging es nach München, dann nach Österreich und über den Brenner nach Italien. Die nächste Station war Venedig, dann Plitvice im damaligen Jugoslawien. Von da an begann eine abenteuerliche Reise mitten durch das Land über Schotterpisten voller Schlaglöcher, wo normalerweise keine Touristen hinkamen.
Hier bewährte sich die große Bodenfreiheit der Ente. Nur ab und zu wurde sie heiß und brauchte sie eine Verschnaufpause, vor allem die Berge hoch. Dann wurde es immer heißer. Es ging über Thessaloniki nach Athen. Dort herrschtenbis zu 50 Grad im Schatten, die Fieberglasstäbe am Zelt schmolzen. Es ging kein Lüftchen und so nützten weder das aufgerollte Dach noch die hochgeklappten Scheiben. Man musste heim.
Auch in den zwei folgenden Jahren wurde die Ente im Urlaub eingesetzt, dann war der TÜV fällig, das Auto hatte 75.000 Kilometer, vieles war defekt und zwischen Fahrer- und Beifahrersitz klaffte ein faustgroßes Loch. Eine neue Ente stand zur Debatte, doch die Wahl fiel auf einen Seat Marbella. Der war damals günstiger und das modernere Auto. Doch ihrer Ente trauert Christina Rademacher heute noch nach. Sie war einfach Kult!