Über die Grenzen der Narrenhochburg Bräunlingen hinaus sind die Urhexen mit dem roten Kopftuch und dem krummen Besen vielen Fasnetinteressierten innerhalb der schwäbisch-alemannischen Narretei als eine der prägenden Narrenfiguren der Bräunlinger Fasnet bekannt.
Sein Name ist heute nur wenigen bekannt
Mit zu den Pionieren der Urhexen-Maskenschnitzer gehört der Kunstlehrer, Holzbildhauer und Studiendirektor Bruno Beylich, der nach dem Krieg in Wolterdinger und Schonach wohnte. Sein Name ist als einer der Prototypschnitzer der Urhexenlarve ist auch bei den Bräunlinger Narren kaum bekannt. Den Bezug zu Bräunlingen hatte Beylich über Ferdinand Wintermantel und Valentin Hofacker, zwei Kriegskameraden bei der Infanterie.

Erste vier Urhexen-Maskenvorlagen geschnitzt
Nach der Idee und den Vorstellungen von Valentin Hofacker hat Beylich die ersten vier Urhexen-Maskenvorlagen geschnitzt. Sohn Udo Beylich hat diese Recherchen und Aussagen von Bräunlinger Narren und Fasnetforschern bestätigt. Auch im Jubiläumsbuch der Bräunlinger Narrenzunft „Eintracht“ ist der Name Beylich als Hexenlarvenschnitzer erwähnt.
Begeisterter Fastnachter
Bruno Beylich war von dem Phänomen Fasnet sehr begeistert, war ein Fasnethandwerker und Schaffer, vor allem für die Narretei. An all seinen Lebensstationen bis hin zum Gefangenenlager nach dem Krieg schnitzte er hervorragende Masken und Larven, darunter auch die ersten Urhexenlarven von Bräunlingen. Bruno Beylich hat auch etliche Bilder mit Fasnetmotiven gemalt.

Prägende Fastnachtsfigur
Für die meisten Fastnachtsbesucher ist das gruselige Aussehen der Urhexe mit dem mit etlichen Falten zerfurchten Gesicht, den schielenden Augen, den Warzen auf der Stirn und der etwas abwinkelnden Nase das mitprägende Gesicht der Bräunlinger Fasnet, das über die närrischen Tage immer wieder auf den Bräunlinger Straßen und in den Lokalen zu finden ist.
Furchterregendes Aussehen
Die Hexen tragen auf ihrem Häs sieben Flicken/Blätz und auch das rote Kopftuch unterstreicht das furchterregende Aussehen der wilden Gesellen. Die sieben Blätz sind auch beim Hexenruf „Oni Oni Hex hät siebä Platz“ oft zu hören. Mit Strohschuhen rennen sie – auch mit einer Chaise – durch die Straßen und sind immer auf der Suche nach Opfern, die mit dem meist geflochtenen Kinderwagen zum Hexenrad mit dem Stier oder über die Straßen gefahren werden.
Hexenfeuer als eindrucksvolles Spektakel
Ein für die Zuschauer eindrucksvolles Spektakel ist auch das Hexenfeuer, bei dem die Urgestalten durch die lodernden Flammen über die Glut des Feuers springen und dabei oft glühende Holzspäne am Häs mitnehmen. Der urwüchsige Ton der historischen Trommler und auch die sehr lauten Böllerschüsse der Stadtwehr begleitet das immer wieder von vielen Zuschauern umsäumte Spektakel auf dem Kelnhofvorplatz.
Stilvorgaben erst nach dem Zweiten Weltkrieg
Bevor die heutige Form und das Aussehen der Urhexen nach dem zweiten Weltkrieg mit Stilvorgaben festgelegt wurde, gab es lange Zeit die Wilden Hexen, die ihr Gesicht auch mit Ruß schwärzten, um ihren furchterregenden Charakter noch zu verstärken.
Priesterinnen als mögliche Vorbilder
Als Vorbild für die Hexe wird angenommen, dass dies ursprünglich die keltisch-germanischen Priesterinnen gewesen seien, was bei der Eröffnung der Fasnet mit dem Sprung aus dem Druidenstein an Mariä Lichtmeß beim Kelnhof jedes Jahr symbolisiert wird. Die Legende sagt, dass die Druiden, die sich in die Wälder und Berge zurückgezogen hätten, sehr gute Kenntnisse in Kräuter- und Heilpflanzenkunde und ihre Auswirkungen auf die Organe und die Seele gehabt hätten.
Zur Person Bruno Beylich
Beylich wurde am 7. November 1913 geboren und machte 1932 sein Abitur. 1939 wurde er als Soldat eingezogen und musste in den Krieg mit Stationen in Deutschland, Paris, Polen, Moskau und Stalingrad. 1940 folgte die Kriegsheirat, 1944 kam der Sohn Udo von Bruno und Liselotte Beylich zur Welt. Fünf Jahre war er vermisst, bevor er 1949 als russischer Gefangener und Spätheimkehrer zurückkam und sich in Wolterdingen niederlies. 1952 folgte der Umzug nach Schonach, wo er auch die Geißenmeckerer schnitzte.
Buchautor zum Thema Werken mit Holz
Ab 1956 wohnte er mit seiner Familie in Esslingen, wo er die Leitung des Werklehrerseminars übernahm. 1962 schrieb er das Buch „Werken mit Holz“ und 1981 baute er ein eigenes Haus in Hirschau bei Tübingen. Dort schnitzte er 17 wolfsähnliche Tiermasken der „Feurigen Hunde“ und schenkte diese der dortigen Narrenzunft. Am 15. August 1997 starb Bruno Beylich.