Die Stadt ist schon mächtig in Fasnetstimmung. Nach Nachtumzug und Guggenmusiktreff fand mittlerweile auch schon der Rieswelleball statt, und am Donnerstag springt die Urhexe aus dem Druidenstein. Das ist allerdings nicht der erste Sprung, den sie dieses Jahr macht. Wer genau hinsieht, entdeckt an den Fenstern des Bräunlinger Rathauses mehrere Urhexen, die scheinbar auf ihren Besen durch die Räume der Stadtverwaltung huschen.

Unten im Keller
Die Urhexen sind aus Holz, aufwendig und liebevoll hergestellt, von Hand bemalt. Aber wer ist der Schöpfer der Rathaushexen? Das ist Marion Schwäble. In ihrer kleinen Keller-Werkstatt in Bräunlingen hat sie die Hexen hergestellt, als Auftragsarbeit für das Rathaus. Auf sie aufmerksam geworden ist Hauptamtsleiter Jürgen Bertsche. "Er hat mich an der Kilbig angesprochen, ob ich nicht ein paar dieser Hexen für das Rathaus machen könnte, als Dekoration für die Fasnet", erklärt Schwäble.
Stand auf der Kilbig
Gemeinsam mit ihrer Freundin hat sie bereits seit einigen Jahren einen kleinen Stand auf der Kilbig, an dem selbst Gebasteltes angeboten wird, meistens auch Holz. Es gibt allerdings auch mal Socken oder Schals und Mützen. "Vor etwa fünf bis sechs Jahren haben wir festgestellt, dass wir beide gerne basteln. Wir haben die Sachen meist auf Geburtstagen verschenkt. Es war dann aber so, dass wir mehr gebastelt haben, als verschenkt", sagt Schwäble. Man sei daraufhin auf die Idee gekommen, eben einen kleinen Stand zu machen – mit Erfolg.

Aber wieso gerade die Urhexe?
Vater, Bruder und Onkel seien allesamt bei den Urhexen. Schwäble ist also quasi mit dieser Figur groß geworden. Als sie sich schließlich überlegt, mal etwas für die Fasnet zu machen, fällt ihr die Wahl nicht schwer: Sie nimmt die Figur, die ihr persönlich die liebste ist. Rund drei Wochen probiert sie hin und her, bastelt Schablonen, und schließlich hat sie eine fertige Urhexe aus Holz, die sich sehen lassen kann. "Die schwierigste Frage war: Wie bekomme ich den Besen durch?" Der wird als Miniaturversion von ihrem Vater hergestellt. Der wisse immerhin, wie die großen Besen gemacht werden. Über mehrere Holzschichten gelingt es schließlich, den Besen in die Figur zu integrieren. Die Arbeit an den Figuren, sie ist auch eine Form der Entspannung: "Das Basteln scheint in der Familie zu liegen. Mein Vater macht das gerne und auch meine Tochter", sagt Schwäble. Es scheint vererbt.

Wie lange es dauert
Wie lange sie für eine Figur brauche, das sei immer unterschiedlich. Immerhin sei es ihr Hobby. Ein Zeitvertreib, der Spaß machen soll. "Manchmal male ich an drei Hexen den Rücken rot an, dann trocknen sie erst mal drei Tage, bevor ich weitermache. Am meisten Aufwand ist allerdings das Aussägen, das kostet Zeit. Es sind ja viele Schichten." Ein Hobby soll es auch bleiben. Daher vertröstet Schwäble viele Anfragen auch auf den Stand an der Kilbig. "Meine Freundin und ich scherzen manchmal: Wenn wir im Lotto gewinnen, dann eröffnen wir ein Kreativcafé. Das ist aber immer mit einem zwinkernden Auge."
Wird es auch einen Hansel geben?
Noch auf der Kilbig habe sich Jürgen Bertsche erkundigt, ob es neben der Urhexe vielleicht auch Holzhansel für das Rathaus geben könnte. Damit ist Schwäble allerdings noch beschäftigt: "Ich überlege und probiere aus. Das ist sehr aufwendig. Ich habe es noch nie geschafft, einen Hansel so zu fotografieren, dass ich ihn als Vorlage nutzen könnte", erklärt die Bastlerin. Zudem seien die Motive auf dem Häs nicht einfach authentisch wiederzugeben und stecken voller Details. Aber sie gibt die Hoffnung nicht auf.
Kilbig-Stand
Wer sich für die Arbeiten von Marion Schwäble interessiert findet sie an der Kilbig mit einem kleinen Stand. Gemeinsam mit ihrer Freundin bieten die beiden dort allerlei selbst Gebasteltes an: Kerzenhalter, Dekorationen und eben auch die hölzerne Urhexe.