Der Sommer ist vorbei. Für Pilzsammler ist das die heiße Phase des Jahres. Mehr Regenfälle und kühlere Temperaturen lassen im Herbst gewöhnlich viele Pilze aus dem Boden sprießen. Im Internet finden sich dann Fundberichte der Sammler.
Vor allem von Pfifferlinge gab es dieses Jahr reichlich. Auch von Steinpilzen und Maronen wird berichtet. Doch lange Trockenphasen in diesem Sommer und im Herbst haben nicht überall für reichliches Pilzwachstum geführt.
Wir haben uns im heimischen Wald auf Suche begeben, im Gebiet nahe der Landkreisgrenze zwischen Bräunlingen und Löffingen. Nicht alleine, sondern mit kompetenter Unterstützung. Vanessa Braun und Norman Glatzer sind aus dem Südschwarzwald angereist, aus einer kleinen Gemeinde südlich des Schluchsees.
Es ist nicht das erste Mal, dass sie hier sind, wie auch an vielen anderen Orten im Schwarzwald. Denn: Die beiden 30-Jährigen sind erfolgreiche Youtuber.
Die Natur hat bei ihnen die Hauptrolle
Ihre fast 200.000 Abonnenten nehmen sie in ihren Videos regelmäßig mit in den Wald und in die Natur. Dort stellen sie Pilze und Pflanzen vor, teils humorvoll und in allerlei interessante Geschichten und Anekdoten verpackt. Die Natur spielt dabei immer die Hauptrolle.

„Bei unserem Kanal geht es nicht ausschließlich um das Sammeln und die Frage, kann man das essen oder nicht“, erklärt Norman Glatzer. Das sei ein Teilaspekt, der ja auch Spaß mache. Aber es gehe immer auch um einen Blick darüber hinaus, um unbekannte und schützenswerte Arten und die Zusammenhänge.
Das betont auch Vanessa Braun. Wissen über Artenvielfalt und die Natur ganz allgemein zu vermitteln, ist ihr ein Anliegen. Dieses Wissen schaffe Bewusstsein und Aufmerksamkeit für Themen und Zusammenhänge in der Natur.

Was der heimische Wald parat hält
Nach eineinhalb Stunden Waldspaziergang mit den beiden liegen eine Handvoll Pfifferlinge, zwei Maronenröhrlinge, ein Apfel-Täubling sowie ein Reifpilz im Korb.

Keine Steinpilze. „Das kann jetzt nach dem Regen aber jederzeit losgehen“, sagt Norman Glazer. Genau sagen könne man das aber nie. In seinem Heimatort gebe es bereits Exemplare, etwa 1000 Meter über dem Meer. „Pilze sind einfach unberechenbar.“

Im Korb sind bei unserer Tour nur die guten und essbaren Pilze gelandet. Gefunden und bestimmen konnten die Youtuber weitaus mehr Exemplare. Gleich zu Beginn stach ihnen ein Stahlblauer Rötling ins Auge.

Dieser riecht unangenehm, sieht aber schön aus. Auch ein Gallenröhrling, ein typischer Verwechslungspilz der Steinpilze, zeigte sich.
Zahlreiche Samtfuß-Holzkremplinge sowie ein Milchbrätling, „der leider immer seltener wird“, findet Norman Glatzer.
Außerdem: Ein Apfel-Täubling und ein Reifpilz. Letzterer ist einer der Lieblingspilze der beiden, jedoch nichts für Sammelanfänger.
Unscheinbar und tödlich giftig
Dass das Pilzesammeln auch gefährlich sein kann, wenn man nicht aufpasst und sich nicht auskennt, zeigen die Youtuber anhand einem kleinen, unscheinbaren, braunen Pilz, der aus dem Moos herausschaut.
„Ein Spitzgebuckelter Raukopf“, bestimmt ihn Vanessa Braun. „Eine echt fiese Mordwaffe.“ Den Grund erklärt Norman Glatzer: Das Gift könne erst Tage oder Wochen nach dem Verzehr mit einem Nierenversagen seine tödliche Wirkung entfalten.
Wie werde ich Pilzsammler
Wie also schaffen Anfänger einen sicheren und erfolgreichen Einstieg in das komplexe Thema? Es sei für Anfänger ratsam, sich erst einmal auf einzelne, leicht zu bestimmende Arten zu konzentrieren und diese dann gezielt zu suchen und zu bestimmen. Bücher könnten dabei helfen, oder auch ihr Youtube-Kanal.
Pfifferlinge oder Röhrlinge seien dafür gut geeignet, bei denen es zudem nur wenige und keine tödlich giftigen Verwechslungspartner gebe, so Vanessa Braun.

Norman Glatzer empfiehlt die Teilnahme an geführten Pilztouren, um erste Erfahrungen zu sammeln.
Ist der Einstieg geschafft, gilt es eine wichtige Regel zu beachten. „Man sollte auf keinen Fall zu alte Pilze sammeln“, erklärt der Pilzsachverständige.
Die meisten Vergiftungen würden nicht durch ein Pilzgift selbst verursacht werden, sondern durch zu alte und bereits vergammelte Exemplare. Es gehe beim Pilzesammeln nicht darum, den größten und schwersten Pilz zu finden, sondern um die Qualität.
An welchen Standorten sich eine Suche lohnt
Viele Pilzsammler haben Lieblingsstellen, die sie nur ungern preisgeben. Anfänger müssen also häufig erst einmal eigene Stellen auskundschaften. Wichtige Hinweise auf mögliche Pilzstandorte gebe dabei die Vegetation, wissen die Pilz-Youtuber.
Viele gängige Speisepilze würden nährstoffarme und eher saure Böden bevorzugen. Heidelbeeren, Sauerklee oder Torfmoos seien gute Indikatoren für solche Bodenbedingungen, verrät Norman Glatzer. Im Umkehrschluss sind Erfolgsaussichten dort gering, „wo viele Brennnesseln wachsen.“
Der Schwarzwald bietet daher vielerorts gute Bedingungen für Pilze. Lohnenswerte Sammelgebiete sind in der Region Donaueschingen vor allem westlich von Bräunlingen und Wolterdingen zu finden, wo auch der Boden weniger kalkhaltig ist.