Eine Frage beschäftigte die Stadt Bräunlingen fast ein ganzes Jahrzehnt. Wird der Kelnhof in ein Heimatmuseum verwandelt oder nicht? Werden die eingelagerten Zeugnisse vergangener Zeiten hier eine neue Heimat finden? Neun Jahre sollten vom Kauf des ehemaligen Verwaltungsgebäudes des Klosters Reichenau und späteren Gasthauses von 1979 an bis zur Eröffnung des Kelnhof-Museums vergehen.

Einer, der immer an die Verwirklichung der Museumspläne geglaubt hat, ist Joachim Schweitzer. Nie, sagt er, habe er auch nur einen Moment lang gezweifelt. Schweitzer, 74 Jahre, Ur-Bräunlinger und ehemaliger Hauptamtsleiter seiner Heimatstadt, sitzt an seinem Schreibtisch im Stadtarchiv, das er seit Jahren ehrenamtlich betreut. Vor ihm liegt Material, das noch gesichtet werden will, hinter ihm stehen in den deckenhohen Regalen hunderte Aktenordner, in denen das Gedächtnis der Stadt in Schrift und Bild festgehalten ist.
Das für das Publikum sichtbare Gedächtnis der Stadt befindet sich seit 1988 an der Kirchstraße 3. In dem stattlichen Museumsgebäude mit dem pittoresken Treppengiebel kann man auf mehr als 800 Quadratmetern dem Geist früherer Zeiten nachspüren.

Bis dahin war der Weg jedoch weit. „1979 hatte die Stadt das Gebäude von Herbert Scherzinger gekauft“, sagt Joachim Schweitzer. Zunächst sei nicht klar gewesen, wie das Gebäude künftig genutzt werden sollte. Der Kauf hatte auch einen städtebaulichen Hintergrund; war der Kelnhof doch neben zwei kleinen Flächen das einzige Gelände auf dem ehemaligen Burg-Areal, das noch in Privatbesitz war.
Acht gegen neun Stimmen
Die Museumspläne waren damals nicht auf ungeteilte Begeisterung gestoßen: Mit neun Ja- zu acht Nein-Stimmen hatte der Gemeinderat im März 1979 das Heimatmuseum mit einem Grundsatzbeschluss auf den Weg gebracht und zugleich entschieden, es um einen landwirtschaftlichen Gebäudeteil zu erweitern und der Narrenzunft das frühere E-Werk zu überlassen.

Dort nämlich waren die musealen Bestände seit Jahren eingemottet; hatte Bräunlingen doch schon einmal ein Heimatmuseum besessen: Im Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten Schulhaus war eigens ein großer Ausstellungsraum dafür geschaffen worden. Bei einem Dachstuhlbrand 1971 blieben die Bestände zwar verschont, der Gebäudeteil musste jedoch abgerissen werden.
Museum auf Guses Agenda
Mit dem Grundsatzbeschluss waren die Museumspläne zwar gefasst, wurden doch nur langsam umgesetzt. „Damals ging es der Stadt finanziell nicht unbedingt gut“, erinnert sich Joachim Schweitzer. Nur peu à peu sei Geld im Haushalt bereitgestellt worden. Richtig an Fahrt nahm das Projekt mit dem Amtsantritt von Jürgen Guse 1986 auf. „Er hatte sich gleich auf die Agenda gesetzt: Das wird jetzt fertig gemacht“, sagt Joachim Schweitzer.

Breite Unterstützung erfuhr das Museum unter anderem durch den 1981 gegründeten Kulturförderverein mit seinem damaligen Vorsitzenden Ferdinand Wintermantel. Susanne Huber-Wintermantel, die 1982 als Beraterin das Museumskonzept erstellte, ist bis heute als Kuratorin für den Kelnhof aktiv. Auch Vereine machten sich stark, so etwa die Feuerwehr, die den alten Putz von der Fassade schlug. Ende Oktober 1988 war es schließlich so weit: Mit vielen Gästen wurde das neue Heimatmuseum eröffnet.