Die Altstadt Bräunlingens soll künftig mit Nahwärme versorgt werden. Einstimmig beschloss der Gemeinderat am Donnerstag den Vorschlag der Verwaltung. Bürgermeister Micha Bächle wurde beauftragt, mit der Energiedienst AG einen Vertrag auszuhandeln und dem Gemeinderat vorzulegen. Bürgermeister Bächle betonte zu Beginn: „Wenn wir heute die Beschlüsse fassen, können wir sie zeitnah umsetzen.“ Die Stadt setze dabei auf regenerative Energie mit Hackschnitzeln aus städtischen Wäldern und auf Abwärme von Bräunlinger Unternehmen, so Bächle. In einem ersten Schritt sollen die städtischen Gebäude an die Nahwärme angeschlossen werden. Für die Bräunlinger Altstadt ist dies das größte Projekt in den nächsten Jahren. Ziel ist ein Arbeitspreis von rund zehn Cent netto pro Kilowattstunde.

Großes Interesse an Nahwärme

Der Gemeinderat hatte sich schon öfter mit einem Konzept für ein Nahwärmenetz in der Altstadt befasst. Verena Zipf vom Büro Endura Kommunal gab einen Rückblick. Gestartet sei das Projekt im August 2022 mit mehr als 250 Fragebögen. Der Rücklauf sei mit mehr als 50 Prozent enorm, das Interesse an einem Nahwärmeanschluss sei sehr groß. Ihr Büro habe viel Erfahrung in dem Bereich, die Rahmenbedingungen in Bräunlingen seien sehr positiv. So gebe es mit der Firma Dynacast einen vielversprechenden Kontakt für das Nutzen von Abwärme, die Investitionskosten dafür seien gering. Und als Standort für die Heizzentrale biete sich ein Platz hinter dem Otto-Würth-Stadion unweit der Firma Dynacast an, optimal für die Hackschnitzel-Anlieferungen per Lastwagen.

Angeschrieben wurden sechs Unternehmen, davon hätten zwei qualitativ gute Angebote geliefert. Das passendste Angebot habe die Energiedienst AG geliefert, sie wolle als einzige die sofortige Heiz-Verantwortung für die drei Heizzentralen Schule, Hallenbad und Seniorenzentrum samt den angeschlossenen Gebäuden übernehmen, ein ausdrücklicher Wunsch der Stadt. Und sie habe die ersten Anschlüsse deutlich früher als der zweite Bieter in Aussicht gestellt.

Die Energiedienst AG betreue 13 Wärmenetze mit rund 400 Kunden, schilderte Thomas Rasilier, bei Energiedienst Projektleiter Kommunen, und plane auch das große Netz im nördlichen Bereich Donaueschingens mit 95 Prozent erneuerbaren Energien. Nahwärme lohne sich. Bei einem Netz in Hausach mit 101 Anschlussnehmern würden pro Jahr 725 Tonnen CO2 eingespart. In der Bräunlinger Altstadt stünden viele alte Gebäude mit wenig Platz, um eine größere Heizanlage einzubauen. Ziel für Bräunlingen sei ein Nahwärmenetz mit 80 bis 90 Prozent regenerativer Energie. In einem ersten Schritt würden sie das Blockheizkraftwerk im Seniorenzentrum austauschen, nochmals fossil, dann folge die Schulstraße mit den städtischen Gebäuden. Ab 2025 könne der Aufbau der Heizzentrale und des Netzes erfolgen – mit einer Förderung.

Von den Fraktionen gab es Lob für die Planungen: Das Unternehmen habe die Vorgaben schnell und gut umgesetzt, sagte Hannes Wehinger (CDU). Reduzieren möchte er den Anteil von bis zu 20 Prozent Gas. Und der Preis für die Bürger sollte verlässlich und verträglich sein. Die Antwort: Der Gasanteil sei konservativ berechnet, er gehe von maximal zehn Prozent Gas aus, so Projektleiter Rasilier. Und: Es werde keine erhebliche Preissteigerung geben, bei Nahwärmenetzen sei der Arbeitspreis hinterlegt. „Wir sind sehr gut unterwegs“, so Clemens Fahl (SPD). Nahwärme sei in der Altstadt die einzige Möglichkeit, hob Berthold Geyer hervor, es gebe keinen Platz für Pellets oder Wärmepumpen auf dem Balkon. Für Georg Baum (FDP) ist es wichtig, den Tarif im Auge zu behalten. Gibt es Einschränkungen wegen der Förderanträge, wollte Harald Straub (Gruppe 84) wissen und erfuhr: die derzeitige Bearbeitungszeit liege bei sechs bis acht Wochen, vorher dürfe man nicht mit dem Bau beginnen. Wie lange dauert es, bis die Altstadt erschlossen ist?, fragte Thomas Held (CDU). Das sei schwierig zu sagen, zuerst müssten die Bürger sich erklären, er denke, dass sie in den nächsten Monaten mehr Klarheit erhielten, so Rasilier. Zudem hänge das mit der Straßensanierung samt Verlegen neuer Leitungen zusammen. Bürgermeister Bächle erläuterte, man könne nicht gleichzeitig alle Straßen der Altstadt aufreißen. Rolf Schütz (CDU) merkte an, in der Kirchstraße hätten viele Gebäude die Heizungen hinter dem Haus, ob dies mehr Kosten bedeuten würde. Die Antwort: Leitungsbau sei ein wichtiger Kostenfaktor.

Mit Nahwärme hat Bräunlingen schon gute Erfahrungen im Gewerbegebiet Niederwiesen, das von der Biogasanlage des Palmhofs versorgt wird, gemacht. Und im Ortsteil Bruggen sind die meisten der 120 Einwohner an ein privat betriebenes Nahwärmenetz angeschlossen.