Es ist ein leicht kühler Tag im Juli. Der Weg führt vorbei am Waldhausener Kirchle, alles dem Hofweg folgend. In einiger Entfernung, nah beim Waldrand tauchen große Gebäude auf. Umgeben von Feldern, Wiesen, einem kleinen Weiher. Unweigerlich schiebt sich das Wort „Idylle“ vor das geistige Auge. Das ist der Waldhauser Hof. Hier soll eine Form der Kinderbetreuung entstehen, die bislang so im Schwarzwald-Baar-Kreis nicht zur Verfügung steht: ein Bauernhof-Kindergarten. Die beiden Initiatorinnen sind Andrea Groß und Alexandra Beyrle. Letztere ist auf dem Waldhauser Hof groß geworden.
Bauantrag bald durch
Das Projekt haben die beiden bereits im Bräunlinger Gemeinderat vorgestellt, wo es auf Wohlwollen stieß. Bei der Stadt nicht nur, weil damit der Bedarf an Kindergarten-Plätzen besser gedeckt werden kann, sondern auch, weil das Konzept zu überzeugen scheint. „Der Bauantrag müsste in den nächsten zwei bis drei Wochen durch sein. Dann können wir mit dem Umbau loslegen“, erklärt Andrea Groß. Dann stelle sich nur noch die Frage, ob es auch mit den Handwerkern hinhaue.
Hühner ziehen um
Und als erstes soll der sogenannte Schutzraum für die Kinder entstehen. Nun, das Gebäude steht zwar bereits, aber momentan wird es noch von Hühnern bevölkert, die dann woanders hinkommen sollen. Vielleicht sogar in ein Hühnermobil. Damit werden sie Teil des Kindergartens sein. So wie auch der Bauernhof – oder wird der Teil des Kindergartens? Zumindest werden sich beide Sphären in einem kontrollierten Maße vermischen. Genau darum geht es bei diesem Konzept.
Auf dem Hof anpacken
„Die Kinder werden mithelfen. Beim Füttern der Hühner, der Kühe und Kälber. Beim Auflesen der Äpfel, oder wenn Schnitte entfernt werden“, erklärt Beyrle. Damit soll ein breites Wissen vermittelt werden. „Die Kinder bekommen hier ein stabiles Immunsystem, es gibt viel Bewegung, wir sind fast immer draußen“, erklärt Groß. Man habe einen ganzheitlichen Ansatz im Blick. Im Garten werde gezeigt, wann welches Gemüse reif ist – und was eben gerade keine Saison hat. „Wir schauen uns an, was uns die Natur im Jahreskreis gibt. Und wie viel Arbeit dahinter steckt“, so Groß weiter. Dazu gehöre auch, was eben genommen werde: „Dass ein Stück Fleisch auf dem Teller früher mal ein Kalb oder ein Huhn war, das gehört ebenfalls dazu. Wir wollen damit offen umgehen, was im ersten Moment auch sicher nicht ganz einfach ist.“

Der Schutzraum soll besonders bei schlechter Witterung als Rückzug dienen: „Im Winter sind wir auch viel draußen, allerdings nicht die ganze Zeit“, so Beyrle. Darin soll es auch eine Küchenzeile mit Wasserversorgung geben. Vor dem Schutzraum erstreckt sich eine große Streuobstwiese. Sie soll das Kindergartengelände der Einrichtung werden.
Gibt es Interessenten
„Ja, viele haben Interesse“, sagt Groß. Bislang sei die Anmeldung noch nicht möglich gewesen. „Das wird kommen, aber einen Termin haben wir noch nicht.“ Allerdings sei das Interesse sehr groß. Auch aus anderen Gemeinden der Region gebe es Anfragen. Und auch von Eltern, deren Kinder noch im Krippenalter sind. Der Kindergarten soll ab drei Jahren besucht werden können. Und schließlich soll es eine gute Altersdurchmischung jüngerer und älterer Kinder geben. 20 Plätze soll es schließlich geben: „Wir dachten daran, erst mit einer kleineren Gruppe anzufangen und diese nach und nach zu vergrößern“, sagt Beyrle. „Wir haben geplant, auf den 1. März 2022 zu starten“, so Beyrle weiter.
Auf zur Stadt
Im Oktober 2019 sind die beiden erst mal mit ihrer Idee bei der Stadt. Vor etwa einem Jahr sei dann alles richtig ins Rollen gekommen. „Wir haben beide Kinder und hatten schon immer die Vorstellung, etwas Naturpädagogisches zu machen“, erklärt Groß. Bei der Stadt habe man offene Türen eingerannt. Und Natur-Kindergärten sind heute quasi ein Trend. Im Jahr 2000 entsteht der erste in Deutschland. Mittlerweile gibt es Wald- und Bauernhofkindergärten immer häufiger. Bei einem Vor-Ort-Termin stellen Beyrle und Groß ihre Idee den Behörden vor. „Die haben gesagt, dass es gut passt“, so Groß.

Platz ist begrenzt
Obwohl auf anfangs 20 Kinder begrenzt, bietet sich auf dem Hof wesentlich mehr Platz. Wäre also noch eine Erweiterung möglich, um die Einrichtung zu vergrößern? „Wir haben darüber schon mit dem Träger gesprochen“, erklärt Groß. Eine Einrichtung mit 50 Kindern – für einen Bauernhof-Kindergarten würde das nicht funktionieren: „Wir gehen ja auch in Kleingruppen zu den Tieren. Es geht ja auch darum, die nicht zu überfordern“, sagt Beyrle. Ein Thema, das bereits vom Landwirtschaftsamt angesprochen wurde. Auch, ob es keine Beeinträchtigung der Landwirtschaft gebe. Das ist auf dem Waldhauser Hof kein Problem. Bewirtschaftet wird er hauptsächlich von Alexandras Mutter, sie selbst und ihr Bruder packen auch mit an: „Wer eine solche Einrichtung eröffnen möchte, der muss sich meist zuerst einen Hof suchen, der mitmachen möchte“, sagt Beyrle
Und der Verkehr?
Zum Hof führt ein kleinerer Weg. Im Gemeinderat gab es Bedenken, die Verkehrsbelastung könne zukünftig hier zunehmen. „Wir haben überlegt, ob wir hier einen Rundweg machen, damit die Eltern sich nicht in die Quere kommen“, sagt Groß. Eine Anfahrt etwa über den Hofweg, bei der Rückfahrt würde es dann über eine andere Route gehen. „Wir hoffen natürlich auch, dass viele aus Waldhausen hierher kommen und dann eben den Fußweg nehmen.“