Bislang müssen die Einwohner der Gemeinde ihr Trinkwasser selbst entkalken oder teure Reparaturen oder Neuanschaffungen von Wasserkocher, Spülmaschine und Waschmaschine riskieren. Dies könnte sich in naher Zukunft ändern. Denn die Gemeindeverwaltung zieht eine Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Dürrheim in Betracht, wodurch eine zentrale Wasserenthärtung in den Bereich des Möglichen rückt.
Hintergrund ist, dass die Kurstadt eine Neukonzeption der Wasserversorgung plant. Hierbei sind auch ein Neubau des Wasserwerks und die Enthärtung des dortigen Trinkwassers im Gespräch. Daran könne sich Brigachtal beteiligen, sagt Bürgermeister Michael Schmitt. Von Einwohnern in Brigachtal sei häufiger der Wunsch gekommen, das Wasser zu enthärten. Auf der anderen Seite habe es aber auch einzelne Stimmen gegeben, die keine Veränderung wollen, gibt Bürgermeister Schmitt zu.
Denn umsonst werde man den Kalk nicht aus dem Wasser bekommen, sagt Michael Schmitt. „Das wird auch was kosten.“ Nach derzeitigem Stand rechne die Gemeindeverwaltung mit Kosten von rund 2,5 Millionen Euro. Hierfür müssen dann neue Kredite aufgenommen werden. Um diese zurückzuzahlen, werde man die Gebühren um 30 bis 35 Cebt pro Kubikmeter Wasser erhöhen. Die Gebührenerhöhung für die Notwasserversorgung werden zwischen 20 und 25 Cent pro Kubikmeter betragen.
Dem stehen aber auch Einsparungen im Haushalt gegenüber, sagt Bürgermeister Schmitt. Durch die zentrale Enthärtung könne auf eigene Wasser-enthärter verzichtet werden. Laut dem Fraunhofer Institut in Freiburg liege das Einsparpotenzial der Verbraucher bei 54 Cent pro Kubikmeter. Durch die Entkalkung könne die Lebensdauer von Armaturen und Geräten erhöht werden. Außerdem werde dadurch das Putzen erleichtert, da Kalkflecken vermieden werden.
Hinzu komme außerdem, dass auf diesem Weg die Notwasserversorgung optimiert werden kann. Das neue Bad Dürrheimer Wasserwerk könnte im Notfall über eine neue Leitung ganz Brigachtal versorgen. Im Gegenzug könne Brigachtal über den Tiefbrunnen Oberried im Notfall einen großen Teil von Bad Dürrheim versorgen. Eine gemeinsame Machbarkeitsstudie des Ingenieurbüros BIT habe ergeben, dass die Kooperation sinnvoll und günstiger für beide Partner sei.
Auch für Michael Schmitt macht die Zusammenarbeit mit Bad Dürrheim Sinn. „Wir sind so nah beieinander“, sagt er. Der Tiefbrunnen Oberried, der Brigachtal versorgt, und der Dürrheimer Tiefbrunnen Entenfang liegen auf gleicher Höhe. Eine Kooperation sei günstiger und machbar. „Die Synergieeffekte sind da.“ Sollte sich Brigachtal stattdessen für eine zentrale Enthärtung im Alleingang entscheiden, müsse das nötige Gebäude gebaut und der Abfluss des Abwassers geregelt werden. Damit liegen die Kosten dann ebenfalls bei etwa 2,5 Millionen Euro, sagt Michael Schmitt. Allerdings ohne die Notwasserversorgung.
Weder in Bad Dürrheim noch in Brigachtal sei die Kooperation bereits beschlossen, betonte Bürgermeister Schmitt. Der Brigachtaler Gemeinderat wollte zuerst die Bürger informieren, bevor entschieden wird. Ungeklärt sei auch, was im Fall der Zusammenarbeit mit dem Tiefbrunnen Überauchen passieren soll. Vorstellbar sei, ihn für eine Notversorgung zu erhalten.
Zunächst sollen die Brigachtaler bei einer Informationsveranstaltung über das Projekt und dessen Vorteile und Auswirkungen aufgeklärt werden. Diese wird am Mittwoch, 7. November, um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses stattfinden. Von dieser Veranstaltung erhoffe er sich eine Diskussion, Fragen, Anregungen und Meinungen sagt der Bürgermeister. Über das weitere Vorgehen soll nach der Informationsveranstaltung entschieden werden. Unbegrenzt Zeil lassen könne man sich aber nicht. „Bad Dürrheim wird etwas mit oder ohne uns machen.“ Dort habe man zeitlich nicht mehr allzu viel Luft.
Wasserhärte
In Deutschland wird die Wasserhärte in Grad deutsche Härte (dH) angegeben. Demnach ist Wasser mit weniger als 8,4 Grad weich, zwischen 8,4 und 14 Grad mittel und über 14 Grad hart. Das Trinkwasser in Brigachtal hat derzeit 19 Grad deutsche Härte und fällt damit in den Bereich hart. Durch eine zentrale Enthärtung kann der Wert auf 8,2 Grad gesenkt werden. Somit hätten die Brigachtaler dann weiches Wasser. Für Bad Dürrheim würde sich die Härte von 24,2 Grad ebenfalls auf 8,2 Grad senken. (tol)