Klaus Dorer

Herr Bürgermeister Schmitt, hatten sie ein stressiges Jahr 2019 oder überwiegt das positive Geschehen im Rathaus?

Beides. Denn das eine schließt das andere ja nicht aus. Wir haben in den letzten zwölf Monaten vieles bewegt und umgesetzt. Das alles war auf unserer Agenda für eine starke Gemeindeentwicklung auch so vorgesehen. Ich bin froh darüber und insgesamt gut gestimmt.

Sie haben gerade in diesem Jahr sehr viele Projekte angestoßen oder sogar schon erfolgreich abschließen können. Wie sieht ihr Fazit für 2019 aus?

Unser Hauptaugenmerk lag zunächst auf der Entwicklung der Ortsmitte an der Marbacher Straße und natürlich auf der Ortskernsanierung Überauchen. Das haben wir sehr intensiv zusammen vorangetrieben, es war und ist ein Kraftakt, doch es tut der Entwicklung der Gemeinde insgesamt gut. Gerade die Neugestaltung zwischen Bärenkreisel und Volksbank halte ich für besonders gut gelungen. Wir konnten dort die Apotheke dauerhaft gewinnen und das Seniorenzentrum ist voll belegt. Ich möchte auch die Radwegeverbindungen zwischen Klengen und Beckhofen sowie nach Marbach nicht unerwähnt lassen. Bei letzterem konnten wir Anfang November die Strecke für die Radfahrer ja freigeben. Auch bei der Flurneuordnung gelangte die dritte Tranche bereits zum Abschluss und die Feldwege sind nun nutzbar. Die Kindertagesstätte Storchennest mit 40 Betreuungsplätze konnte Anfang September öffnen. Die Erschließung von Bromenäcker II konnte abgeschlossen werden. Der Bedarf ist hier einfach da und es sind zwischenzeitlich schon alle Bauplätze vergeben. Da war auch das Bauamt immer wieder stark gefordert. Dazu gehört in erster Linie auch Ortsbaumeister Patrick Lutz, der sich in besonderem Maße für die Belange im baulichen Sektor eingesetzt hat. Ich möchte an dieser Stelle natürlich alle Rathausmitarbeiter für die geleistete Arbeit hervorheben. Alle identifizieren sich äußerst stark mit unserem schönen Brigachtal. Nur so war es auch möglich, die ganze Arbeit zu bewältigen und auf einen positiven Nenner zu bringen. Auch den neuen Kirchdorf-Kreisel möchte ich unter das Schild der Gemeindeentwicklung stellen.

Apropos Kreisverkehr, hier gab es aber nicht nur Befürworter. Haben sich die Wogen zwischenzeitlich geglättet?

Ich denke mal ja, allerdings war meine Haut gegen Ende der Maßnahme äußerst dünn. Denn trotz aller positiven Gewinnung zum Wohl von ganz Brigachtal, erstaunt es mich schon, wie das Miteinander teils gelebt wird. Dies gibt mir für die Zukunft in der Art zu denken, dass ich noch intensiver filtere, wo das Gemeindewohl gelebt wird und wo nicht. Natürlich bedanke ich mich bei all denen, die für die Einschränkungen bei der Nutzung von Straßen und Wegen viel Geduld und Verständnis aufgebracht haben.

Ganz anders sieht es beim neu erstellten Kunstrasenplatz des Brigachtaler FC aus, wo die Gemeinde eine halbe Million beisteuerte. Da hatte man das Gefühl, es gab von der Bevölkerung schon im Vorfeld eine große Akzeptanz. Wie erklären sie sich dieses Phänomen?

Ja das stimmt, dieses Phänomen, wenn Sie das so nennen wollen, ist mir auch aufgefallen. Es hängt sicher mit der enormen Zahl von 800 Mitgliedern zusammen. Hier gibt es in allen Bevölkerungsschichten und Altersklassen zahlreiche Bürger, die mit dem Brigachtaler Fußballclub verankert sind. Im Klartext heißt das, dass jeder sechste oder siebte Bewohner Mitglied ist. Dazu kommt, dass ein ganzer Kreis von ehrenamtlichen Helfern viele freiwillig geleistete Arbeitsstunden aufgebracht haben. So was kommt bei der Bevölkerung immer gut und schmiedet die Gemeinschaft natürlich auch zusammen.

Und die sportlichen Erfolge?

Ich denke, der FC Brigachtal hat dadurch erste Voraussetzungen geschaffen, wieder an gute alte FC-Zeiten anzuknüpfen, vor allem mit dieser großen Mitgliederzahl. Sportliche Erfolge gehören nun mal zum Fußballspielen dazu.

Dazu braucht es doch sicher eine gute Nachwuchsförderung. Sie sind ja selbst fußballbegeistert. Könnten sie sich vorstellen selbst daran mitzuwirken?

Nachwuchsförderung ist natürlich für den Fortbestand von Mannschaften in den Vereinen generell wichtig. Diese wird aus meiner Sicht beim FC auch vorbildlich betrieben. Grundsätzlich könnte ich mir ein Mitwirken schon vorstellen. Allerdings würde ich das momentan aus zeitlichen Gründen auf gar keinen Fall schaffen.

Haben Sie auf dem neuen Rasenplatz schon einmal ein Probetraining absolviert oder planen sie dies noch?

Leider noch nicht, gerne möchte ich den Platz mal selbst testen. Vielleicht ergibt sich das bei der offiziellen Einweihung im kommenden Frühjahr.

Kommen wir wieder zur Kommunalpolitik. Fast immer werden Maßnahmen teurer, als irgendwann vorher geplant. In der jüngsten Gemeinderatsitzung wurde es deutlich, die Leute haben Angst vor einer Kostenexplosion, insbesondere bei der Kindertagesstätte Bondelbach, die ja über 4,5 Millionen Euro kosten soll. Können sie das verstehen und können Entwarnung geben?

Ja, das verstehe ich natürlich sehr gut. Doch die Teuerungsrate haben wir leider nicht hundertprozentig im Griff, das ist kein Phänomen für Brigachtal, sondern überall so. Die Erwartungshaltungen für die geforderten Standards führen letztendlich zu diesem Bedarf und diesen Kosten. Wir starten mit dem Bau voraussichtlich Mitte 2021. Abgeschlossen wird die Maßnahme wohl im September 2023. Doch die Kostenaufstellung und Planung findet zum Zeitpunkt der Beschlussfassung statt. Hochrechnungen der Baukosten werden da nicht dargestellt. Da ist es schwierig schon jetzt eine verlässliche Hochrechnung zu wagen. Als Beispiel möchte ich private Haushalte anführen, da zeigt sich ja auch immer wieder, dass man oft nicht exakt beim ursprünglichen Plan bleibt. Das Ganze ist ein Entwicklungsprozess und oft merkt man erst während der Bauphase, dass noch das ein oder andere nachgebessert werden muss.

Wie sehen die konkreten Planungen für 2020 aus? Was steht auf dem Tableau?

Natürlich stehen das Dorfhaus und die Kindertagesstätte in Überauchen weiterhin an oberster Stelle. Das wird uns noch das ganze Jahr 2020 über und darüber hinaus beschäftigen. Auch die Verkehrsentlastung mit der Ortsumfahrung-Ost, also Richtung Bad Dürrheim (B 33), wird uns noch beschäftigen. Die Brücken in Beckhofen und die Mühlenbrücke in Klengen sind marode, werden abgerissen und neu gebaut.

Und die Kosten?

Für die Beckhofer Brücke liegen wir derzeit bei Kosten mit 560 000 Euro. Allerdings rechnen wir mit einem Zuschuss von 227 000 Euro durch den Brückensanierungs-Fonds des Landes Baden-Württemberg. Die Mühlenbrücke kostet 1,7 Millionen. Wir rechnen auch hier mit Zuschüssen durch das Land und durch die Bahn von bis zu einer Million Euro.

Und wo kann die Gemeinde sonst noch einsparen oder Gewinne erwirtschaften?

Wir müssen uns natürlich für die Zukunft wappnen. So haben wir beispielsweise die komplette Straßenbeleuchtung auf sparsamere LED umgerüstet. Besonders am Herzen liegen mir die Gewerbetreibenden vor Ort. Diese sollen die Chancen bekommen, sich stimmig zu entwickeln und so entsprechende Gewinne erwirtschaften.

Der Zeitplan beim Dorfhaus ist recht ehrgeizig. Wann genau kann mit einer Nutzung gerechnet werden und plant die Gemeinde ein großes Einweihungsfest?

Da läuft alles bestens. Zwischenzeitlich ist die Bodenplatte schon installiert. Ich denke, dass in einem Jahr das Dach drauf ist und wir Richtfest feiern können. Derzeit wird mit einer endgültigen Nutzung ab Sommer 2021 gerechnet. Ein gebührendes Einweihungsfest ist auf jeden Fall vorgesehen und es wird natürlich mehr als nur einen Sektempfang geben. Ich verlass mich da ganz auf meine Vereine, die sicherlich was Schönes auf die Beine stellen werden.

 

Zum Schluss noch eine andere Frage: Können sie sich vorstellen für den Landtag zu kandidieren, um damit die Nachfolge von Karl Rombach anzutreten?

Die Aufgabe, die Interessen der Bürgerschaft im Landtag zu vertreten, ist eine sehr anspruchsvolle und zugleich eine interessante. Ich fühle mich in Brigachtal als Bürgermeister sehr wohl und will mich diesen Herausforderungen der Zukunftsfragen hier vor Ort intensiv widmen. Daher kommt für mich die mögliche Kandidatur für ein Landtagsmandat nicht in Betracht.

FRAGEN: Klaus Dorer