Weniger Straftaten, aber eine im regionalen Vergleich hohe Kriminalitätsbelastung: Die Kriminalstatistik der Stadt Donaueschingen birgt Positives, aber auch Schattenseiten, die sich aus der Sondersituation der Großen Kreisstadt ergeben. Im Zuständigkeitsgebiet des Polizeipräsidiums (PP) Tuttlingen liegt hier die einzige Erstaufnahmeeinrichtung. Kriminalitätszahlen, die Asylbewerbern und Flüchtlingen zugeordnet werden können, schlüsselte Thomas Knörr, Leiter des Reviers Donaueschingen, transparent auf: Sein Fazit: Die Kriminalität dieses Personenkreises ist meist geringfügig und richtet sich kaum gegen die einheimische Bevölkerung. "Man muss hier keine Angst haben." "Auch mit der Erstaufnahmestelle ist Donaueschingen eine sichere Stadt", pflichtete ihm Oberbürgermeister Erik Pauly bei.

  • Sonderfall Flüchtlinge: Bei der Häufigkeitszahl, der auf 100 000 Einwohner hochgerechneten Messzahl, die zu Vergleichen herangezogen wird, liegt Donaueschingen jetzt im PP-Bereich knapp vor Tuttlingen an der Spitze. Würde man die etwa 300 den BEA-Bewohnern zugeordneten Straftaten herausrechnen, würde man im Mittelfeld der Häufigkeit landen, sagte Knörr. Und: Sigmaringen, Standort der nächstgelegenen Aufnahmestelle, müsse mit einer etwa doppelt so hohen Häufigkeitszahl klarkommen. 2019, so Pauly, werde die Bedarfsorientierte Erstaufnahme (Bea) aufgelöst. Das dürfte sich auf die Kriminalstatistik auswirken. Die Zahl der Straftaten stünden in Proportion zu den Belegungszahlen der Einrichtung. Diese gehen weiter zurück. Dort leben aktuell 245 Menschen. 2017 waren es zwischen 305 und 760.
  • Ausländische Tatverdächtige: Auf 50,4 Prozent gestiegen ist der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger. Bei Jugendlichen (minus 22 Prozent) und Kindern (minus acht Prozent) ging die Zahl der Tatverdächtigen zurück. 394 von 1106 ermittelten Straftaten waren Asylbewerbern und Flüchtlingen zuzuordnen. Eingerechnet sind Mehrfachtäter aber auch Täter mit Wohnsitz außerhalb Donaueschingen. 288 Straftaten wurden von Menschen begangen, die in der Notunterkunft wohnten. Diebstähle (109) Körperverletzungen (68) Beleidigungen (31) oder Bedrohungen (15) hätten wenig Relevanz für die Allgemeinbevölkerung gehabt, so Knörr.
  • Weniger Körperverletzungen: Nach dem negativen Spitzenjahr 2016 weist die Statistik positive Entwicklungen aus. So ging die Zahl der Straftaten um 61 auf 1480 zurück. Drei von vier Straftaten konnten aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote stieg um 3,3 Prozentpunkte. Um 26 Prozent zurückgegangen sind Delikte, die vom Bürger sensibel wahrgenommen werden. Rohheitsdelikte umfassen Raub, räuberische Erpressung, alle Formen der Körperverletzung, Bedrohungen, Freiheitsberaubungen oder Stalking. Die Zahl sank um 26 Prozent auf 234. Davon sind 45 schwere Körperverletzungen gelistet. 2016 waren es 76. Auf 92,7 Prozent kletterte die Aufklärungsquote bei den Rohheitsdelikten. Von 67 auf 50 reduzierte sich die Zahl von Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum. Hier machte Knörr den Einsatz von sechs bis acht zusätzlichen Beamten mit verantwortlich, die mehrmals in der Woche nachmittags bis in den späten Abend Präsenz zeigten. 2018 sind diese Einsätze nur noch sporadisch.
  • Weniger Wohnungseinbrüche: Um rund zehn Prozent auf 487 sank die Zahl von Diebstahldelikten. Meist handelte es sich um Ladendiebstähle. Sachbeschädigungen gingen von 139 auf 126 zurück. Sechs Fälle von Wohnungseinbruchsdiebstahl 2017 stehen 20 Fällen 2014 gegenüber. Dieser Rückgang sei auch der Arbeit einer in Villingen ansässigen Sondereinheit aus Kriminal- und Schutzpolizei zuzuordnen. Bundesweite Entwicklungen auch auf der Baar: Computerkriminalität steht mit 20 (2016: 7) in der Statistik, Straftaten gegen die Sexuelle Selbstbestimmung stiegen von sechs auf 19: bedingt durch eine Änderung im Strafrecht und ein geändertes Anzeigenverhalten.
  • Mehr Cannabis: Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz gingen 2017 von 147 auf 134 zurück. Cannabisdelikte machen hier zwei Drittel aus. Fündig werden Polizei und Zoll häufig bei Kontrollen an der Bundesstraße 27. "Die Verfügbarkeit von Drogen ist vorhanden", so Knörr.