Donaueschingen – Es war der 15. Juli 1956, als das neue Parkschwimmbad eröffnet wurde. Da war Gerhard Moch, der viele Jahre als DLRG-Mitglied die Badeaufsicht im Schwimmbad gemacht und auch Schwimmkurse gegeben hat, gerade einmal fünf Jahre alt. Und doch kann er sich an diese Zeit erinnern, als das Bad noch nigelnagelneu war. "Das war eine echte Attraktion. Zwei Schwimmbecken mit einer Länge von 50 Metern mit diesem klaren Wasser waren wirklich etwas Besonderes", blickt der heute 65-Jährige zurück.
Der Unterschied zum damaligen Riviera-Strandbad war schon mehr als groß, weiß Moch, der dort noch das Schwimmen gelernt hat. Dementsprechend riesig war der Zulauf in das neue Bad, das in der Region noch nicht so viel Konkurrenz hatte wie heute. Zu Spitzenzeiten tummelten sich bis zu 4500 Badegäste im Freibad und lagen manchmal da wie die Sardinen in der Büchse.
"Ist doch auch klar. Früher gab es nicht so viele andere Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung. Da war das Schwimmbad noch der Treffpunkt aller Generationen", weiß Moch. Der pensionierte Lehrer wurde quasi in die DLRG und die Badeanstalten der näheren Umgebung hinein geboren. Sein Vater Franz Moch war langjähriger Vorsitzender der DLRG und sammelte höchstpersönlich noch mit dem Klingelkässle für den Bau des neuen Donaueschinger Schwimmbads. Seine Kindheit verbrachte der Bub deshalb in den Bädern der Region. Da war es natürlich selbstverständlich, dass Moch vom Grundschein bis zum Rettungstaucher alle Prüfungen absolvierte, die die DLRG zu bieten hatte. Schon mit etwa zwölf Jahren durfte er im Parkschwimmbad die Badeaufsicht unter der Regie des legendären Bademeisters Karl Ortbauer übernehmen und wurde schnell die rechte Hand des Schwimmbad-Chefs.
"Ich war wirklich jeden Tag dort, was sich auch an den Schulnoten bemerkbar gemacht hat", berichtet Moch und lacht herzhaft bei dem Gedanken an die frühere Zeit.
Viele Erinnerungen an das Freibad sind bei Moch unausweichlich mit Ortbauer verbunden. Wer sich nicht an die Regeln gehalten hatte und zum Beispiel den Kumpel vom Beckenrand ins Wasser schubste, flog bei Ortbauer schnurstracks raus. Auch beim jungen Moch ging die Sicherheit stets vor. Bei einem kleinen Spaß habe er auch mal ein Auge zugedrückt. War aber die Gesundheit anderer Badegäste in Gefahr, schrillte auch seine Pfeife laut und lang über das Schwimmbecken. Darauf folgte bei Gerhard Moch nicht nur ein Anpfiff, sondern immer auch eine Erklärung. Neben der Badeaufsicht hat der frühere Leiter des Wirtschaftsgymnasiums auch viele Schwimmkurse gegeben. Mehrere hundert Kinder hat er durch das Freischwimmen oder das Fahrtenschwimmen geschleust. Später hat er sogar selbst Rettungsschwimmer ausgebildet. Erst als das Auslandsjahr im Studium auf dem Programm stand und er ein Jahr nach Wales ging, verabschiedete sich der leidenschaftliche Schwimmer von seiner aktiven Zeit.
Heute noch ist Gerhard Moch bei entsprechendem Wetter regelmäßig im Donaueschinger Parkschwimmbad anzutreffen. Locker schwimmt er noch seine ein bis zwei Kilometer. Und wenn ein paar Halbstarke es doch mal wieder mit ihrem Spaß übertreiben, dann kommt bei ihm noch ab und zu der Bademeister durch. "Ich erlaube mir dann schon, solche auch mal ganz ruhig anzusprechen und ihnen zu erklären, welches Risiko sie für andere Badegäste bedeuten", berichtet der Pensionär und schmunzelt dabei.
Das Parkschwimmbad feiert den 60. Geburtstag
Die Donaueschinger Badetradition reicht weiter zurück als die 60-jährige Geschichte des Parkschwimmbades. Bereits 1907 ist bei der Stadtmühle das erste städtische Freibad eröffnet worden.
- Die Anfänge: 1927 wurde dieses durch das sogenannte Riviera-Strandbad an der Brigach in der Nähe des Jägerhauses ersetzt. Dieses wiederum musste 1952 geschlossen werden, weil die Wasserqualität in gesundheitlicher Hinsicht bedenklich war. Da auch das frühere Fürstlich Fürstenbergische Bad vor dem heutigen Parkrestaurant den Ansprüchen nicht mehr genügte, beschloss der Gemeinderat im Oktober 1954 den Bau eines zeitgemäßen, neuen städtischen Schwimmbades. Damit war der Startschuss für das Parkschwimmbad gegeben.
- Baubeginn: Mit dem Bau begonnen wurde im April 1955.
- Die Einweihung: In Gegenwart zahlreicher Festgäste wurde das neue Parkschwimmbad am 15. Juli 1956 mit einem Einweihungsfest bei freiem Eintritt in Betrieb genommen. Zum Baden freigegeben wurde das neue Bad mit dem Sprung des damaligen Stadtrates Heinz Röhler in Frack und Zylinder vom Drei-Meter-Brett.
- Die Sanierung: Das heutige Gesicht erhielt das Parkschwimmbad bei der grundlegenden Sanierung 1988. Dabei wurde im Prinzip das Bad von 1956 durch einen vollständigen Neubau ersetzt. Denn es wurden Schwimmer– und Nichtschwimmerbecken, Wasserrutsche, Technikgebäude, Wasseraufbereitungsanlage und Solarabsorberanlage erneuert. Die Einschätzung von 1956 hat auch 60 Jahre nach der Eröffnung des Parkschwimmbades noch Gültigkeit. In der Region zählt das idyllisch gelegene Bad zu den attraktivsten Freibädern.