Ernst Zimmermann

Im kulturellen Bereich gehört das Museum Art Plus zu den Premiumadressen in Donaueschingen. Volkhard Huth, der Verfasser der Donaueschinger Stadtchronik, hat die Historie dieses Hauses in dem von ihm 1989 verfassten historischen Wegweiser durch Donaueschingen „Erinnerung und Gegenwart“ aufschlussreich dargelegt.

Konkurrenz zur fürstlichen Dominanz

Wenn man so will, machte die Donaueschinger Bürgergesellschaft mit dem Bau dieses Hauses ihren ersten Versuch, zur fürstlichen Dominanz im Kulturbereich einen Kontrapunkt zu setzen. Die Donaueschinger Honoratioren waren es, die sich zur Pflege der Wissenschaften und ganz besonders der schönen Künste in der Museumsgesellschaft zusammengeschlossen hatten. Wobei der Name Museum nichts mit dem zu tun hatte, was heute unter dem Begriff Museum verstanden wird. Im heutigen Sprachgebrauch handelte es sich damals eher um einen Club oder eine Sozietät.

Gespräche im Tabaksdunst

Zu den Tätigkeitsfeldern der Gesellschaft gehörten neben Gesprächen im Tabaksdunst unterhaltsame Programme wie Konzerte, Lesungen und Tanzabende. Dem Wunsch der Vereinsmitglieder nach eigenen Räumlichkeiten stand Fürst Karl Egon II. aufgeschlossen gegenüber. Er stellte die Finanzmittel für den Ankauf des Baugrundstücks zur Verfügung und gab 1841 auch Hilfestellung beim Bau des Museumsgebäudes mit einem Bibliotheksraum, einem Lesezimmer, verschiedenen Wirtschaftsräumen sowie dem sogenannten Spiegelsaal als Ort für größere und festliche Veranstaltungen.

Heute: Das Museum Art Plus liegt idyllisch an der Brigach. Ende September feiert die Donaueschinger Einrichtung bereits ihren zehnten ...
Heute: Das Museum Art Plus liegt idyllisch an der Brigach. Ende September feiert die Donaueschinger Einrichtung bereits ihren zehnten Geburtstag mit einem Programm für Jung und Alt. | Bild: Museum Art Plus

Brand zerstörte 1845 das Haus

Die Freude über das neue Clubheim währte allerdings nicht lange: Beim Brand am 26. Oktober 1845 wurde dieses größtenteils zerstört. Weil der Museumsgesellschaft das Geld fehlte, kaufte Egon II. die Brandruine und ließ 1846 auf den Fundamenten des abgebrannten Hauses das Museum nach den Plänen des fürstlichen Baumeisters Theodor Diebold wieder aufbauen, um es an die Museumsgesellschaft zu vermieten. Die Einweihung des aus der Brandruine neu erstandenen Hauses fand am 28. Januar 1848 statt.

Geburtstagsfeier für Friedrich Schiller

Zahlreiche Veranstaltungen haben im Museum stattgefunden, so zum Beispiel im November 1859 die Gedenkfeier zum 100. Geburtstag des Dichters Friedrich von Schiller und am 14. Juni 1866 das Festmahl für die hohen Herrschaften der großherzoglichen Regierung aus Karlsruhe und zahlreicher weiterer Ehrengäste bei der Eröffnung des Teilstücks Engen – Donaueschingen der neuen Schwarzwaldbahn. Während des Ersten Weltkrieges diente das Gebäude unter anderem als Reservistenunterkunft.

Der Untergang des Kaiserreichs nach Kriegsende und die damit einhergehenden Wirren bedeuteten das Ende der Museumsgesellschaft und damit auch der Nutzung des Museums entsprechend der ursprünglichen Zweckbestimmung. Von 1921 bis 1935 sorgte die Stadt als Mieterin mit der Nutzung als Kurhaus wieder für eine Verwendung im ursprünglichen Sinn.

Schauplatz der Kammermusiktage

Insbesondere Konzerte und Ausstellungen im Rahmen der Donaueschinger Kammermusiktage für zeitgenössische Tonkunst verliehen dem Haus von 1921 bis 1926 besonderen Glanz mit Ausstrahlung weit über Donaueschingen und die Baar hinaus. Die geänderten politischen Verhältnisse sowie der Zweite Weltkrieg setzten dieser Entwicklung dann aber ein jähes Ende. In der NS-Zeit hatte das Gebäude als Soldatenheim zu dienen.

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2007 kommt das Kino-Ende

In den Nachkriegsjahren stand den Menschen der Sinn nach kollektiver Unterhaltung. Dem wurde 1947 mit der Einrichtung des Kinos unter dem Namen Museum Lichtspiele Rechnung getragen. Die gestiegene Nachfrage führte 1957 mit den Park-Lichtspielen zur Einrichtung eines zweiten Kinosaals. 2007 kam dann das Ende des Kinobetriebs, weil dessen Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben war.

Private Nutzung ein Glücksfall

Besucherinnen betrachten „Carrera II“ von Stefan Rohrer.
Besucherinnen betrachten „Carrera II“ von Stefan Rohrer. | Bild: Museum Art Plus

Die Zukunft des Gebäudes war jetzt ungewiss. Die private Nutzung entpuppte sich dann aber für das Gebäude und die Stadt Donaueschingen als Glücksfall: Das Museum wurde ab 2008 zu einem “richtigen“ Museum umgebaut, das im September 2009 seine Pforten öffnete und seitdem in wechselnden Ausstellungen internationale zeitgenössische Kunst präsentiert. Auch der renovierte Spiegelsaal erstrahlt heute wieder in neuem Glanz und ist wieder Veranstaltungsort von Konzerten und besonderen Festveranstaltungen.