Ratlose Gesichter bei den Stadträten und Bürgermeister Bernhard Kaiser blickt drein, als ob es gleich einen seiner berühmten Ausbrüche gibt. Dabei geht es doch um die Umgestaltung des Donauzusammenflusses. Eines der wenigen Themen, das noch nie hitzig diskutiert wurde und von allen mit großer Begeisterung begrüßt wird. Oberbürgermeister Erik Pauly spricht in diesem Zusammenhang gern von einer Jahrhundertchance. Nicht nur gut für den Tourismus als aufgewertetes Alleinstellungsmerkmal und auch für die Bürger als Naherholungsgebiet, sondern auch für den kommunalen Haushalt. Denn ein Großteil der Kosten wird von anderen übernommen.

Doch den Weg, den das Regierungspräsidium bei der Präsentation der Planungen wählte, führte alle Fraktionen und auch die Verwaltung wieder einmal auf einen Nenner. Selten war man sich in letzer Zeit so einig: Das geht so überhaupt nicht. "Sie präsentieren hier das, was Sie durchsetzen wollen und nicht das, was wir im Vorfeld abgesprochen haben", sagte Kaiser in Richtung von Marlene Reichegger, die von Seiten des Regierungspräsidiums die Planungen vorstellte. Doch im Gegensatz zu den Sitzungsunterlagen wurden nun die "großen Planungen" präsentiert. Doch die Verwaltung hatte sich im Vorfeld klar für die "kleinen Planungen" ausgesprochen.

Der Unterschied zwischen den beiden Planungen betrifft vor allem die Sportanlage im Haberfeld. Während die von der Verwaltung bevorzugten Planungen keinen Einfluss auf die Sportanlagen im Haberfeld haben, würde durch die vom RP präferierten Planungen in diese Flächen eingegriffen und hätte zur Folge, dass rund 4000 Quadratmeter wegfallen würden. Das hätte zwar bislang noch keinen Einfluss. Doch durch eine umsichtige Grundstückspolitik soll eine weitere Entwicklung der Sportanlagen offen gehalten werden.

Ein weiterer Punkt ist die Prinz-Fritzi-Allee. Denn während die Donaueschinger diese gerne für den Sonntagsspaziergang nutzen und der Weg quer durch den Park bis nach Pfohren auch zum Radwegnetz entlang der Donau gehört, wurde vom RP bei den "kleinen Planungen" die Verbindung gekappt. "Wir haben deutlich formuliert, dass wenn wir eine Variante bekommen, in der die Prinz-Frizi-Allee wegfällt, wir eine Brücke brauchen", so Kaiser. Diese Brücke ist zwar nun auch vorgesehen. Es gibt jedoch einen Haken: "Wir können zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen, dass diese Brücke mit Landesmitteln finanziert werden kann", sagt Reichenegger. Doch die Kosten-Argumentation war in diesem Fall wenig zielführend. "Wir können nicht sagen, dass wir die Verbindung ersatzlos kappen", sagte Pauly. Nicht nur für Spaziergänger und Radfahrer sei dieser Weg wichtig, sondern auch die Hundefreunde und die Kleingärtner würden von dieser Brücke profitieren.

So versucht es Reichenegger mit der Taktik, die in der Donaueschinger Kommunalpolitik schon öfter angewandt wurde, aber selten zielführend war: Zeitdruck. "Wenn wir in die Bürgerbeteiligung gehen wollen, dann sollten wir das auch mit den richtigen Plänen machen." Und schließlich hätten schon viele Kommunen sich im Nachhinein geärgert, dass sie sich im Vorfeld für die "kleine Variante" entschieden hätten und dann doch lieber die "größere Variante" gehabt hätten. Diese lasse sich dann aber nicht mehr ohne weiteres durchsetzen. Und wenn schon eine der größten Gewässerentwicklungsmaßnahmen in Baden-Württemberg, dann doch gleich richtig.

Während Kaiser kritisiert, dass nun "Behördengespräche vor versammelter Mannschaft" geführt würden, versuchte es Oberbürgermeister Erik Pauly mit etwas weniger Emotionen, aber dafür mit einer kleinen Schippe Diplomatie – und dennoch deutlich: Es handle sich sicher um einen tollen Vorschlag mit Blick auf die Gewässer, die Interessen der Stadt sollten aber nicht vernachlässigt werden. "Was mir jetzt leid tut, ist, dass ein so tolles Thema für die Stadt sich jetzt so entwickelt." Aber er sehe nicht, wie die Mitglieder des Technischen Ausschusses jetzt über Pläne abstimmen sollten, die sie gar nicht kennen. "Es ist bedauerlich, dass jetzt die Sorge gesät wird und es vielleicht nicht der richtige Beschluss sein könnte", sagte er mit Blick auf die Stadträte und fügte hinzu: "Und nachher bleibt ein schales Gefühl, dass es noch einen anderen Entwurf gab, über den aber nicht richtig informiert wurde."

Die Sorgen des Stadtoberhauptes waren jedoch unbegründet: Denn zu Entscheidungen zwingen lassen sich die Stadträte nun überhaupt nicht gern. "Wenn hier nicht ausreichend kommuniziert wurde, dann vertagen wir. Wenn sie heute eine Entscheidung brauchen, dann müssen Sie damit leben, dass sie die Entscheidung bekommen, die Sie nicht wollen", adressierte CDU-Stadtrat Marcus Greiner. Und Franz Wild war bereits bei der Präsentation "beinahe vom Stuhl gefallen", weil er die vorab studierten Planungen nicht wiedererkennen konnte. SPD-Stadtrat Gottfried Vetter sprach gar von einer "schwierigen Situation" und "Missstimmungen" – beides jedoch nicht "die Schuld der Verwaltung". Die Stadt brauche die Flächen bei den Sportanlagen noch. Und trotzdem befinde er sich nun im Zwiespalt. Und auch FDP-Stadtrat Roland Erndle forderte, auf die Sportanlagen Rücksicht zu nehmen. Einzig Grünen-Stadtrat Christian Kaiser konnte sich mit der großen Variante anfreunden: "Das Projekt ist mit allem, was damit verbunden ist, sehr aufwendig. Da sollten wir nicht halbem Weg stehen bleiben." Es wird nun allerdings trotzdem die "kleine Variante".

Donauzusammenfluss soll zu einem 25 000 Quadratmeter großen Naturerlebnis werden

Während die Donauquelle in neuem Glanz erstrahlt, ist der Donauzusammenfluss für Touristen nun eher eine Ernüchterung. Auch Einheimische wählen ihn eher weniger als Ausflugsziel. Doch das soll sich ändern.

  • Der Zeitplan: Geplant ist es, noch in diesem Jahr die Planungen abzuschließen. Die Verlegung des Donauzusammenflusses und die Umgestaltung soll dann in den Jahren 2019 und 2020 erfolgen.
  • Das Projekt: Der Donauzusammenfluss soll von der Bundesstraße 27 wegrücken und somit auch näher an die Stadt verlegt werden. Ungefähr dort, wo sich heute noch das Kreistierheim und die Hundefreunde befinden, werden sich zukünftig dann die Brigach und die Breg vereinigen. Dabei soll nicht nur die Schaffung eines neues Ökoraumes im Blick behalten werden, sondern auch der Mensch. Denn geplant ist ein "spannender, strukturreicher Ort zum Beobachten und Verweilen". Der begradigte Flussverlauf soll Vergangenheit werden, die Dynamik des Wassers eine große Rolle spielen. Auf einer Fläche von 25 000 Quadratmetern wird dem Wasser von Brigach und Breg mehr Platz für eine eigendynamische Gestaltung des Auebereichs zur Verfügung gestellt. Die Maßnahme des Landes oll nicht nur den unmittelbaren Mündungsbereich umfassen, sondern reiche rund 1,6 Kilometer die Breg entlang (bis zur Brücke Allmendshofen) und rund einen Kilometer die Brigach aufwärts (bis zu Einleitung des Kraftwerkkanals).
  • Die Bürgerinformation: Das Projekt soll auch den Bürgern vorgestellt werden. Dazu plant das Regierungspräsidium am 22. März eine Informationsveranstaltung. (jak)