Von Donaueschingen in die weite Welt hinaus: Das ist ab November leichter. Dann ist der Busbahnhof in Donaueschingen Teil des Flixbus-Netzwerks. Mit Beginn des Winterfahrplans befindet sich die Haltestelle am Bahnhof. Auf Nachfrage bestätigte Stadt-Sprecherin Beatrix Grüninger, was sich vor ein paar Wochen angedeutet hatte: Der deutsche Fernbus-Monopolist richtet seine Haltestelle auf dem Bahnhofsvorplatz ein.

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OB Erik Pauly hatte vor zwei Wochen erstmals von Gesprächen mit dem Fernbus-Anbieter gesprochen. Sollte die Bahn Einwände gegen einen Standort am Busbahnhof haben, könnte die Stadt Flixbus auch einen Haltepunkt auf städtischem Grund auf der Bahnhofsrückseite in Richtung Güterstraße anbieten.

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Flixbus richtet eine West-Ost-Verbindung ein. Von Donaueschingen aus ist Freiburg in 1:10 Stunden errreichbar. In Gegenrichtung liegen Tübingen (1:30 Stunden), der Flughafen Stuttgart (2:30 Stunden), Ulm (3:50 Stunden) oder München (5:35 Stunden) auf dieser Linie. Der genaue Fahrplan, Abfahrtszeiten und Reisetage, liege noch nicht vor, sagte Flixbus-Sprecher Sebastian Meyer.

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Gleichzeitig betonte er, die neue Linienführung stehe in keinem Zusammenhang mit der Tatsache, dass die Haltestelle Hüfingen 2018 vom Netz genommen wurde. Das Netz werde stetig optimiert. Manchmal könnten auch Halte wegfallen. „Die Gründe liegen meist in fehlender Nachfrage oder sind operativer Natur“, sagte der Sprecher, ohne aus Gründen des Wettbewerbs Fahrgastzahlen zu nennen. Weitere Haltestellen in der Region seien nicht in Planung.

Aufgereiht: die Haltestellen am Busbahnhof Donaueschingen
Aufgereiht: die Haltestellen am Busbahnhof Donaueschingen | Bild: Wursthorn, Jens

Auch bei der Stadt liegen keine weiteren Anfragen von Fernbusanbietern vor. Doch Donaueschingen ist als Anbieter eines Haltepunktes nur Anhörungsstelle bei der Einrichtung einer neuen Linie. Für die Genehmigung grenzüberschreitender Linienverkehre nach den Vorgaben des Personenbeförderungsgesetzes ist zwar das Landratsamt zuständig. Doch nur, wenn sich die Linien auf das Kreisgebiet beschränken. „Genehmigungsbehörden seien nämlich jeweils die Landratsämter, in denen neue Linien starten, sagte die Sprecherin des Landratsamtes im Schwarzwald-Baar-Kreis, Heike Frank.

Am Busbahnhof Donaueschingen sind ab November auch die grünen Busse von Flixbus zu sehen.
Am Busbahnhof Donaueschingen sind ab November auch die grünen Busse von Flixbus zu sehen. | Bild: Wursthorn, Jens

Deshalb ist gegenwärtig nicht absehbar, ob weitere Fernbus-Anbieter am Donaueschinger Bahnhof in Konkurrenz mit Bahn und Flixbus treten wollen.

Am Donaueschinger Busbahnhof wird der Linienverkehr gegenwärtig über neun Haltestellen in zwei gegenüberliegenden Haltebuchten abgewickelt. Neben den Donaubus-Linien, die das Stadtgebiet bedienen, führen Kurse ins obere Bregtal, via Bregtal nach Villingen, nach Löffingen und Neustadt sowie nach Geisingen beziehungsweise Bad Dürrheim und Schwenningen. Anbieter sind bei den mitunter kreisübergreifenden Linien der Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar (VSB), die Südbaden Bus (SBG) und die Verkehrsgesellschaft Bregtal als Betreiber des regionalen Stadtverkehrs in Donaueschingen und in Bräunlingen.

Vom Busbahnhof Donaueschingen geht es in viele Richtungen.
Vom Busbahnhof Donaueschingen geht es in viele Richtungen. | Bild: Wursthorn, Jens

In den nächsten Jahren wird der Busbahnhof umgebaut. Bis Ende 2022 wird mit geschätzt 1,5 Millionen Euro die Leistungsfähigkeit dieser mobilen Drehscheibe erhöht. Haltestellen in Sägezahnaufstellung und barrierefreie Zustiege gehören zu den neuen Ausstattungsmerkmalen.

Die Riesen-Flotte und die kleinen Rädchen: Flixbus und die Kritiker

Wachstum: Die Liberalisierung des Fernbusverkehrs war 2013 der Start grünen Flixbusflotte. Aus vier täglichen Linien durch Süddeutschland wuchs bis heute ein Angebot aus 350 000 täglichen Verbindungen an 2000 Orte in 28 europäischen Ländern. Seit Start hat der größte deutsche Reisebusanbieter hundert Millionen Passagiere befördert. Schon 2017 betrug der Marktanteil 90 Prozent. Durch Zukäufe dürfe er weiter gestiegen sein. Einverleibt hat sich Flixbus unter anderem die Postbus-Flotte (2016) und in diesem Jahr die Großanbieter Eurolines und Kamil Koc mit Sitz in Frankreich und Türkei.

Müdigkeit: Der Aufstieg wird mit Kritik begleitet. So hebt die Gewerkschaft Verdi auf die schwierigen Arbeitsbedingungen von Flixbus-Fahrern ab. Als Beschäftigten von Subunternehmern seien sie das letzte Glied in der Kette – und häufig überlastet und übermüdet, weil sie als Fahrkartenverkäufer, Kofferträger und Reinigungskraft fungieren müssten. Dabei, so der Vorwurf von Gewerkschaftssekretär Klaus Schroeter, setze Flixbus als Subunternehmer gerne osteuropäische Busunternehmen ein, „denn die fahren besonders billig, weil sie in der Regel nur den in Polen oder Tschechien geltenden Mindestlohn zahlen“, so der Verdi-Mann.

Sicherheit: Bei Übermüdung droht Sekundenschlaf. Nach drei Unfällen mit Flixbussen Ende Mai/Anfang Juni mit einem Todesopfer und Dutzenden Verletzten standen Sicherheitsaspekte im Fokus der Berichterstattung. Strengere Kontrollen bei Ruhezeiten und verpflichtende elektronische Fahr- und Müdigkeitsassistenten wurden gefordert. Der Preiskampf, so hieß es aus der Grünen-Fraktion im Bundestag, dürfe nicht zu Lasten von Fahrern und Passagieren gehen. Flixbus konterte: Die Sicherheitsausstattung der Fahrzeuge gehe weit über die geforderten Standards hinaus. Lenkzeiten würden intern und extern überpüft, die Busse jeden Monat inspiziert. Die rund 7000 Fahrer erhielten zu Beginn ihrer Tätigkeit eine umfangreiche Ausbildung. Zudem zählten Fernbusse zu den sichersten Verkehrsmitteln.

Statistik: Das bestätigt auch der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) Demnach sei das Risiko, mit einem Reisebus zu verunglücken, deutlich geringer als wenn man das eigene Auto nutzt. Laut Statistischem Bundesamt seien Busse nur in etwa 0,7 Prozent aller Verkehrsunfälle außerhalb von Ortschaften involviert. Die deutliche Mehrheit geht auf das Konto der Autofahrer.Im Unfallrisikovergleich schneiden Busse auch besser ab. Von 2011 bis 2015 starben bei Unfällen mit dem Auto etwa 15 mal mehr Menschen als bei Unfällen mit dem Bus.