Wer um 1900 Grüße aus Neudingen mit einer Postkarte in die Welt verschickte, der konnte auch gleichzeitig seine Freunde und Verwandten mit der Gnadentalkapelle bekannt machen. Denn das kleine Kirchlein oberhalb von Neudingen zierte das eine oder andere Postkartenmotiv. Während Urlaubsgrüße mittlerweile eher per Kurznachricht versendet werden, bewahrt die Gnadentalkapelle ihre Beständigkeit. Doch auch der Zahn der Zeit nagt an ihr. Holzwurm und Hausschwamm machen dem historischen Gebäude und seiner Innenausstattung zu schaffen.

Während der Förderverein zur Erhaltung der Gnadentalkapelle Neudingen rührig Spenden sammelt, um die Innenausstattung des Kleinods sanieren zu können, diskutieren Stadtverwaltung und Kirche darüber, wie genau die Kosten verteilt werden. "Wir haben unterschiedliche Rechtsauffassungen", erklärt Oberbürgermeister Erik Pauly. Aktuell warte man noch auf einen Vorschlag der Kirche, wie die Kosten genau aufgeteilt werden.
Billig wird es auf keinen Fall
Große Teile des Gebälks im Dachstuhl der Kapelle sind vom echten Hausschwamm befallen. Eine Gesundheitsgefährdung bestünde nicht – zum einen ist der Holzschwammbefall weit oben im Dach, zum anderen sei er nicht zu verwechseln mit einem Schimmelbefall, dessen Sporen beim Einatmen gesundheitliche Probleme verursachen können. Doch für die Kapelle selbst ist der Hausschwammbefall alles anderes als gesund.
Eigentlich hätten die Sanierungen auch schon im vergangenen Jahr stattfinden sollen. Zumindest hatte die Stadt schon entsprechende Mittel in Höhe von 300 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Doch letztendlich scheiterte die Großsanierung daran, dass Kirche und Stadt noch immer miteinander verhandeln.

Gefährdet der Zeitverzug die Existenz der Kapelle? OB Pauly gibt eine eindeutige Antwort: "Es besteht keine Gefahr für die Gnadentalkapelle", sagt das Stadtoberhaupt. Mit kleinen Maßnahmen, die nicht viel gekostet haben, wurde laut Stadtbaumeister Christian Unkel die Kapelle gesichert.
Und letztendlich haben beide Seiten ein großes Interesse daran, dass die Barockkirche, die 1276 erstmals erwähnt worden ist und die ihr heutiges Aussehen im Jahr 1619 bekommen hat, erhalten bleibt. In ihrer Verantwortung als untere Denkmalschutzbehörde müsste die Stadt auch die Sanierung anordnen, wenn Gefahr bestünde.
Spenden
Der Förderverein zur Erhaltung der Gnadentalkapelle Neudingen ist nach wie vor aktiv und sammelt Spenden. Auf der Internetseite www.gnadentalkapelle-neudingen.org kann man ein Spendenformular herunterladen und Spenden überweisen.