Im Sommer wird der Riedsee wieder zum Freizeitparadies. Ein Genuss mit Nebenwirkungen. Lärm und Vermüllung, hörbare und sichtbare Probleme, sind Themen, mit denen sich die Anrainerkommunen vor dem Saisonstart beschäftigen.

Lärm und Umweltschäden führten bereits Ende März unter anderem die Campingplatz-Eigner Philipp und Florian Eike, Pfohrens Ortsvorsteher Gerhard Feucht und die Amtsleiter Andreas Dereck (Öffentliche Ordnung) und Andreas Haller bei einem Ortstermin am See zusammen. Sie debattierten über eine Entwicklung im östlichen Teil des Sees, die den Behörden Sorgen bereitet. Insbesondere Jugendliche sind es, in diesem Bereich Partys feiern, wilde Feuerstellen anlegen und Müllberge hinterlassen. Diese „illegalen Freizeitnutzungen“ haben laut Stadt-Sprecherin Vera Mossbrucker erhebliche Auswirkungen auf die Biotope und das Ruhebedürfnis der Campingplatz-Gäste. Beschlossen wurde deshalb ein Besucherlenkungskonzept, das zur besseren Orientierung Abhilfe schaffen soll.
Nächtlicher Partylärm wird für die Gäste des Riedsee-Campingplatzes mitunter aber zur realen Plage, wie Thomas Eicke findet.
„Der Lärm trägt leider unglaublich stark über das Wasser. Auf unserem Campingplatz übernachten in der Hochsaison jede Nacht 1000 Leute. Viele haben am nächsten Morgen etwas vor, werden aber stattdessen um ihre Nachtruhe gebracht“, sagt der Seniorchef, der seit 20 Jahren als Familienbetrieb geführten Anlage.
War es früher besser? „Da gab es nichts Auffälliges“, sagt Thomas Kalmbach, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, nachdem er sich mit Polizeieinsätzen rund um den Riedsee im Zeitraum zwischen April 2018 und April 2019 beschäftigt hatte. Zwei bis drei Fischwildereien, in der Regel von gesetzestreuen Anglern angezeigt, eine Anzeige wegen Exhibitionismus, eine gefährliche Körperverletzung, eine Ruhestörung und eine Trunkenheitsfahrt fanden sich im Vorkommnisbuch der Beamten wieder: In der Summe kein Anlass, etwas zu ändern. Was die Vermüllung der Uferränder anlangt, sei dies primär eine kommunale Aufgabe.
„Die Vermüllung nimmt zu. Es gibt viele Leute, die ihren Müll einfach liegenlassen“, gibt der Hüfinger Hauptamtsleiter Horst Vetter seine Eindrücke wieder. Was ihn besonders ärgert, ist der Umstand, dass inzwischen immer mehr Hausmüll in die bereitgestellten Mülleimer am Riedsee gestopft wird. Dieses rücksichtslose Verhalten, das das Müllaufkommen im heimischen Haushalt reduziert, hat offenbar System. Die Behältnisse sind oft genug schon am Samstagmorgen voll, bevor die Freizeitgäste aus einen großen Umkreis anrücken.

Dieser Mülltourismus konterkariert auch die Arbeit des Hüfinger Bauhofs. Die Mitarbeiter steuern den Riedsee in der Hochsaison am Freitag und am Montag an. Sie leeren die Papierkörbe, sammeln Papier, Plastik, Lebensmittelreste und andere Hinterlassenschaften eines durch Sonne, Baden und Party geprägten Wochenendes ein und klauben Glasscherben aus Kies und Gras. Ordnung schaffen, bevor es noch schlimmer wird. „Wo schon Sauerei ist, kommt noch mehr dazu“, beschreibt Vetter die Symptome einer kollektiven Wegwerfkultur, die Spitzenzeiten einem kleinen Lastwagen die komplette Ladekapazität füllt.
Die in städtischer Regie geführte Parkraumbewirtschaftung mittels Gebührenautomat funktioniere in aller Regel. Zieht ein sehr heißes Wochenende einen außergewöhnlichen Besucheransturm nach sich ziehe, müsse man mitunter auf die offene Rettungsgasse achten. Da könne es passieren, dass Verwarnungsgelder verhängt werden. Mit Ruhestörungen habe man seitens der Stadt weniger zu tun, meint Vetter. Wohl auch, weil die Hüfinger Wohnbebauung doch ein ganzes Stück entfernt liegt vom See. Gleichwohl komme es immer wieder vor, dass am Seeufer „Szenen verfestigen“: Cliquen also, die die laue Nacht und das freie Wochenende mit lauter Musik, reichlich Alkohol, eigentlich verbotenen Grillfeuern und Partystimmung zelebrieren. Fortgesetzt so Vetter, werden die Kontrollgänge einer Sicherheitsfirma an Abenden und am Wochenende.
Für das Jahr 2019 wurde der Riedsee in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt wieder in die Badegewässerkarte aufgenommen. Monatlich wird der Riedsee beprobt. Die Qualität sei in Ordnung, verweist Vetter auf Probe-Beprobungen, die man schon 2018 getätigt habe. Die Rückkehr zu diesem Modus hat mit einer schwerlich einhaltbaren Auflage zusammen. „Wenn man einen See aus der Karte nimmt, muss man ein Badeverbot verhängen und auch einhalten“, erläutert Vetter: am Riedsee ein schier unmögliches Unterfangen.
Was den Müll anlangt, sieht man im Donaueschinger Rathaus keine höhere Belastung gegenüber den Vorjahren. Die zehn 80-Liter-Behältnisse, die im Uferbereich aufgestellt sind, werden von den Besuchern „sehr gut angeommen“, sagt Mossbrucker. Das stelle bei der Reinigung eine große Erleichterung dar. Auch beim Donaueschinger, genauer Pfohrener Riedsee besteht kein Parkplatzproblem. Auch dank der Kontrollen, des Gemeindevollzugsdienstes, der dem unerlaubten Parken auf Grünanlagen oder dem Befahren gesperrter Feldwegen besondere Aufmerksamkeit widmet.
Pflanzenplage
Im Badebereich des Riedsees haben sich Unterwasserpflanzen stark ausgebreitet. Deshalb wird in Kooperation zwischen Stadt, Anglern und Campingplatz mit einer Bodenegge der Großteil der Pflanzen entfernt werden. Hierfür werde ein Genehmigungsantrag an das Landratsamt eingereicht. Zugmaschine und Entsorgung liegen bei der Stadt, das Personal stellt die Anglervereinigung Donaueschingen-Pfohren. Erfahrungsgemäß ist das Problem dann für etwa zehn Jahre behoben. Aufgrund der Schonzeit der Fische ist eine Umsetzung nicht vor Juli möglich. Daher soll die Maßnahme erst nach Ende der Badesaison im Oktober erfolgen.