Offenbar verlief der Unfall am Sonntag, bei dem ein vierjähriges Mädchen in den nur wenige Grad kalten Riedsee rutschte, weniger glimpflich als am Montag von der Polizei berichtet. Ein Zeuge und Ersthelfer schilderte am Mittwoch die dramatische Situation. Demnach war der Hüfinger Markus Münzer mit seinen zwölf und 14 Jahre alten Kindern auf der ersten Radtour des Jahres unterwegs, als er beim Überqueren eines Schotterplatzes am Rand des Sees Hilferufe eines Mannes hörte.

Als er sich der Uferkante näherte, sah er, dass ein Mann, brusthoch im Wasser stehend, ein Kind nach oben streckte. "Ich nahm das Kind, legte es ab und reichte dann dem Mann die Hand, um ihn ans Ufer zu ziehen", erinnert sich Münzer. Die Uferkante empfindet er im Nachhinein als tückisch. Im Winter hätten die Wellen den etwa einen Meter hohen Absatz regelrecht abgefräst, ja stellenweise ausgehöhlt. "An dieser Stelle kommt man mit einem Kind auf dem Arm kaum ans Ufer." Zudem fällt der der Seeboden nach einem kaum 20 Zentimeter breiten, knöcheltiefen Wasserstreifen steil ab.

In Richtung Hüfingen führt der Radweg am Riedsee vorbei. Bis er wieder gerichtet ist, wird die Verbindung von der Stadtverwaltung ...
In Richtung Hüfingen führt der Radweg am Riedsee vorbei. Bis er wieder gerichtet ist, wird die Verbindung von der Stadtverwaltung Hüfingen gesperrt. | Bild: Wursthorn, Jens

"Das Kind hatte ganz blaue Lippen und war blass, Adern waren hervorgetreten", schilderte Münzer die folgenden bangen Momente. Und das Schlimmste: "Ich hatte den Eindruck, das Mädchen atmete nicht." Er brachte das Kind in die stabile Seitenlage. Wasser spuckend kam die Vierjährige recht schnell wieder zu Bewusstsein. Von Panik gezeichnet waren die Gesichtszüge des Vaters. Er hatte mit seiner Frau, der Vierjährigen und einem Zweijährigen eine Spielpause am Riedseeufer eingelegt. Diese endete jäh, als das Mädchen ins Wasser fiel. Weil er kein Handy dabei hatte, schickte Münzer seine Kinder auf den Rädern los, um Passanten um einen Notruf zu bitten. Rettungskräfte und Notarzt kümmerten sich danach um das unterkühlte Mädchen.

Die Riedsee Runde führt an der Unfallstelle vorbei.
Die Riedsee Runde führt an der Unfallstelle vorbei. | Bild: Wursthorn, Jens

"So etwas darf nicht mehr passieren", sorgt sich Münzer und wünscht sich zumindest kleine Verbesserungen, die die Gefahr mindern. "Das könnten schon ein paar mit Flatterband verbundene Pfosten sein." Der Vorfall ereignete sich auf Hüfinger Gemarkung auf Höhe des von der Firma Jäggle betriebenen Baggerschiffs. "Alle Kanten kann man nicht absperren", sagte Firmenchef Wolfram Jäggle. Er habe ohnehin ständig das Problem, dass Erholungssuchende und Freizeitsportler in den Baggerbereich eindringen. Und zwar zu Wasser wie zu Land, so sein Hinweis auf Surfer. "Eigentlich stehe ich da mit einem Fuß im Gefängnis", sagt Jäggle zur Haftung. Allerdings sei in den letzten 40 bis 50 Jahren in dem von ihm bewirtschafteten Bereich des Riedsees nie etwas passiert. Wenn Kiesförderung und Freizeitsport rücksichtsvoll miteinander umgingen und Eltern auf ihre Kinder aufpassten, könnten Gefahren reduziert werden.

Die Unfallstelle ist ein Uferbereich auf Hüfinger Gemarkung. Hier endet ein landwirtschaftlicher Weg, der zum Radweg Riedsee-Runde erweitert wurde, in einer Schotterwüste. Erst Richtung Allmendshofener Kreisel ist am Seeufer wieder ein Weg erkennbar. "Der aufgelöste Weg muss erst wieder gerichtet werden", sagte Hauptamtsleiter Horst Vetter, nachdem er sich die Situation angeschaut hatte. Deshalb werde der Radweg vorübergehend gesperrt.