Mit solchen Szenen hatte in der Asylunterkunft in der Friedhofsstraße niemand gerechnet. Der Samstagabend verläuft ruhig. Bis 23.25 Uhr. Dann kommen vier Bewohner der Einrichtung aus der Stadt nach Hause. In der Folge entwickelt sich Tumulte, die ein Großaufgebot der Polizei und bis zu 70 Bewohner der Einrichtung auf die Straße führen.
Die vier Männer sind betrunken und geraten in einen Streit mit dem Sicherheitspersonal der Unterkunft. Laut Polizei entwickelt sich daraus eine handfeste Schlägerei, es wird laut, die Sache droht zu eskalieren.
Durch den Krach werden weitere Bewohner des Gebäudes aufmerksam, sie kommen ins Freie, mischen sich in den Streit ein. Es entsteht ein Tumult aus den Bewohnern der Asylunterkunft und den Sicherheitskräften.
Die bereits alarmierte Polizei trifft mit einem Streifenwagen vor Ort ein. "In der aufgeheizten Stimmung standen der hinzugerufenen Streifenwagenbesatzung rund 70 aufgebrachte Bewohner der Unterkunft entgegen", so die Beamten. Dabei bieten sich unangenehme Szenen: Die Einsatzkräfte werden aus der Menge heraus beleidigt, mehrere Personen streckten den Ordnungshütern ihr entblößtes Hinterteil entgegen. Eine Situation, mit der auch die Polizei nicht alle Tage konfrontiert wird, bestätigt Polizeisprecher Harri Frank: "Das war außergewöhnlich. Wir hatten früher schon ab und zu mal was aus der Asylunterkunft in Donaueschingen, besonders in den Jahren 2016 und 2017. Aber seit da nicht mehr so viele Menschen leben, hat es sich eigentlich beruhigt."
Die Beamten vor Ort rufen schließlich gleich Verstärkung, fordern bis zu acht weitere Streifenwagen an. "Die Besatzungen der Streifenwagen und rund 28 Sicherheitsmitarbeiter konnten die Situation dann unter Kontrolle bringen und verhindern, dass sie weiter eskaliert ist", sagt Frank. Es sei dem massiven Polizeiaufgebot zu verdanken, dass es keine weitere Verschärfung gegeben habe.
Die Stimmung habe sich beruhigt und irgendwann seien die Leute wieder in ihre Unterkünfte zurück. Wie Frank sagt, laufen derzeit die Ermittlungen im Umfeld. Die werden allerdings nicht leicht sein: "So etwas ist schwierig. Wir müssen uns darauf verlassen, dass die Sicherheitsmitarbeiter der Unterkunft die Personen auch kennen, nach denen gesucht wird. Auf deren Aussagen müssen wir uns also verlassen." sagt Frank.
Wie sich die Situation überhaupt derart hochschaukeln konnte, darüber lässt sich bisher nur spekulieren: "Wie schaukelt sich so etwas hoch? Meistens ist es so, dass ein Wort das andere gibt. Dass die vier Männer betrunken waren, tat dann das Übrige hinzu. Alkohol funktioniert da wie ein Katalysator.", so der Polizeisprecher.
Flüchtlinge in der Stadt
Zu Beginn: Zu Spitzenzeiten des Flüchtlingsstroms über den Balkan nach Deutschland waren in Donaueschingen über 3000 Menschen vorübergehend untergebracht. Rund 2700 in der Erstaufnahmeeinrichtung (BEA) an der Friedhofstraße und knapp 300 in der vorläufigen Unterbringung (Wohnheimen) in der Emil-Rehmann-, Hans-Thoma-, und Hans-Jakob-Straße am Hindenburgring.
Aktuell: In der BEA sind es etwa noch 276 Personen und in der Fortsetzungsunterbringung um die 40 Asylbewerber. Zurzeit seien noch zirka 40 Personen in den kreiseigenen Gebäuden Emil-Rehmann-Straße und "Sternen" an der Käferstraße untergebracht, so Heike Frank, Sprecherin des Landratsamts. Die Unterkünfte Hans-Thoma-Straße und Hans-Jakob-Straße habe das Landratsamt bereits aufgegeben und an die BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) zurückgegeben. "Zu Spitzenzeiten waren knapp 300 Personen in unseren Unterkünften in Donaueschingen. In Hüfingen waren es bis zu 40 Personen", sagt Frank.
Anschluss: Derzeit leben im Landkreis noch etwa 200 Personen in den Wohnheimen. "Nach der vorläufigen Unterbringung kommen alle, deren Verfahren beendet ist oder wenn sie bereits 24 Monate in der vorläufigen Unterbringung waren, in die Anschlussunterbringung, das heißt in die Städte und Gemeinden", so Frank.