Donaueschingen – Arbeitseinsatz. Ein Wort, das bei niemandem einen Freudentanz auslöst. Egal, in welchem Verein auch immer er oder sie Mitglied ist. Arbeitseinsätze, das hatten die rund 120 Mitglieder der Donaueschinger Hundefreunde seit Februar dieses Jahres an jedem Samstag. Und die ganz besonders Fleißigen haben auch viele Feierabende unter der Woche im Haberfeld verbracht. Denn wenn ein Hundesportverein samt Clubhaus und 11 000 Quadratmeter Trainingsgelände umzieht, dann gibt‘s immer was zu schaffen, selbst wenn das alte Vereinsgelände vom neuen nur ein paar hundert Meter entfernt liegt.

Die Plackerei hat sich gelohnt: Das neue Vereinsheim ist ein Schmuckkästchen geworden und das weitläufige Trainingsgelände macht es möglich, extra Bereiche für die Erziehungsarbeit von Welpen und Junghunden einzäunen zu können. Und dann ist immer noch genügend Platz vorhanden, mehrere Agility-Parcours gleichzeitig aufzubauen – beste Voraussetzungen also für große Turniere, zumal die Hundesportfreunde einen ausgezeichneten Ruf als Veranstalter von Agility- und Rallye-Obedience-Turnieren haben.
Als den Hundesportlern eröffnet wurde, ihren angestammten Platz im Rahmen des Großprojekts Auewald samt Donauzusammenfluss-Verlegung verlassen zu müssen, da sei die Stimmung am Boden gewesen, erinnert sich Vorsitzender Jörg Liebermann. Dem alten, in den 60er-Jahren gebauten Vereinsheim, habe kein Vereinsmitglied nachgetrauert. Aber dem Übungsplatz mit seinen vielen mächtigen und schattenspendenden Bäumen schon. Einige Mitglieder hätten auch befürchtet, in Zukunft nicht mehr Herr im eigenen Haus zu sein. Denn das alte Vereinsheim ist auf vereinseigenen Grund und Boden gebaut worden, nur das Trainingsgelände war von der Stadt gepachtet. Für ihr neues Domizil gleich neben den Kleingärtnern haben die Hundesportler einen Erbpacht-Vertrag erhalten, der über 99 Jahre geht, die Pachtdauer des Übungsgeländes beträgt 25 Jahre. Gut verhandelt.

„Ich habe die Stadt als fairen Verhandlungspartner erlebt“, sagt Liebermann, der seine Vereinsmitglieder bei mehreren Infornationsveranstaltungen immer wieder über den Stand der Dinge unterrichtet hat. Der damals für Bausachen zuständige Bürgermeister Bernhard Kaiser sei gleich zweimal vor Ort gewesen, genauso wie der frühere Stadtbaumeister Heinz Bunse. Oberbürgermeister Erik Pauly war bei der alles entscheidenden außerordentlichen Mitgliederversammlung anwesend, bei der über den Umzug abgestimmt wurde. Dessen Worte, wonach die Stadt die Hundefreunde nicht im Regen stehen lassen würde, hat Liebermann nicht vergessen. Und mit Hilmar Lutz aus Waldhausen habe der Verein einen engagierten Architekten an seiner Seite gehabt. „Ich habe mich nie alleine gelassen gefühlt“, so der Vorsitzende.
500 000 Euro hat die Stadt an Kosten für das neue Vereinsheim samt kompletter Hundeplatz-Infrastruktur bewilligt. Zwar liegt die Endabrechnung noch nicht vor, doch das Budget sollte ausreichen, prognostiziert Liebermann. Der Verein hat weitere 30 000 bis 40 000 Euro eingesetzt, um den Ausstattungs-Standard von Clubhaus und Anlage zu erhöhen. Die neue Edelstahl-Küche genügend jetzt zum Beispiel den Anforderungen, eine Gaststätten-Konzession beantragen zu können. Ob man das mache, sei aber noch nicht entschieden, betont Liebermann, der sich darüber freuen würde, wenn nahe des neuen Vereinsheims im Rahmen des Auewald-Projekts eine neue Brücke die Brigach überspannen würde. Denn das bedeute Laufkundschaft.
Im neuen Vereinsheim und dem neuen Trainingsplatz steckt viel Eigenleistung. Die Malerarbeiten wurden in Eigenregie übernommen, den Boden im Vorratsraum legten Mitglieder selber und bei den Schuppen und dem neuen Welpenhaus handelt es sich um Eigenkonstruktionen – von den Fundamenten bis zu den Dächern. Sie sind sogar an Strom und Wasser angeschlossen. Da wurde nach dem Motto „Wenn, dann richtig“ gewerkelt. „Wir wollen in ein paar Jahren ja nicht wieder loslegen müssen“, unterstreicht Liebermann.

Im Erdgeschoss des Vereinsheims ist sogar ein Richterzimmer untergebracht worden. Hier können die Vereinsmitgliedern bei Turnieren dann auch ganz in Ruhe die Läufe auswerten. Bisher geschah das im Gastraum zwischen Kuchen und Steak essenden Startern.
Tag der offenen Tür Anfang Oktober
Die am Zaun angebrachten Schilder „R“ (Rüde) und „H“ (Hündin) verraten: Auf dem neuen Platz fand schon eine Begleithundprüfung statt. Seine Feuertaufe erlebt die neue Anlage aber Ende August, dann wird Donaueschingen wieder zum Mittelpunkt der Australian-Shepherd-Freunde aus ganz Deutschland. Rund 160 australische Schäferhunde und deren Halter werden sich dann bei verschiedenen Turnieren inklusive einer Zuchtschau messen. Am ersten Oktoberwochenende ist ein Tag der offenen Tür geplant.
Hunde-Abitur
Wer seinen Hund bei den Donaueschinger Hundesportfreunden ausbilden lassen will, der muss nicht zwangsläufig Mitglied werden. Die verschiedenen Kurse können einzeln gebucht werden (10er-Karten). Los geht‘s in der Welpengruppe. Hier bekommen die Welpen Gelegenheit, unterschiedliche Dinge und Situationen aus dem alltäglichen Leben kennenzulernen (zum Beispiel verschiedene Untergründe, Hindernisse, Wasser, Flatterbänder, Planen, Geräusche, Fahrzeuge, Hunde anderer Rassen, andere Tiere, Umgang mit Kindern). Es folgt die Junghundegruppe, in der unter anderem Formalismen wie Sitz, Platz und Bleib trainiert werden. Dann wird sich auf die Begleithundeprüfung vorbereitet. Sie ist so etwas wie das Hunde-Abitur und gleichzeitig Voraussetzung, um in Deutschland bei Wettbewerben an den Start gehen zu dürfen. Die Donaueschinger Hundesportfreunde bieten Training in drei Sportarten an: Agility, Turnierhundesport und Rallye-Obedience. Und dann gibt es auch noch eine Freizeitgruppe, in der ältere Hunde oder auch Hunde mit einem Handicap beschäftigt werden. (hon)