Der Stadtbus wird zum Erfolg: Gern und oft betonte OB Erik Pauly vor einem Jahr, dass das einfache System mit drei Linien und dem Halbstundentakt so überzeugend ist, dass die Fahrgäste den blauen Bus gern nutzen würden. Schließlich müsse man sich ja nur zwei Zahlen pro Haltestelle merken.

Ein Jahr ist vergangen: Der Stadtbus hat seine Befürworter, der Stadtbus hat seine Kritiker, so manch einer hat auch nur seinen Frieden mit dem Bus gemacht. Auf dem Papier stimmen die Fahrgastzahlen, doch wenn die großen Busse sich durch die Innenstadt quälen und gemeinsam mit den überregionalen Bussen, dem Liegerverkehr, verirrten Lastwagen und trotzigen Donaueschingern, die aufgrund der Einbahnstraße an der Stadtkirche zum Protest durch die Karlstraße fahren, dann ist das kein Marketing-Clou. Dann können kostenloses Eis, Wasserbälle und eine Geburtstagstorte mit Donaubusmotive noch so gut gemeint sein, bei vielen kommt das nicht an und der Stadtbus baut sein Image-Problem noch weiter aus.

Hinzu kommen dauerhafte Diskussionen zum Thema: Wann ist der Bus ein Erfolg? Kriterien fehlen noch. Stets wird auf die Fahrgastzahlen geschaut, doch irgendwann muss auch einmal abgerechnet werden. Welche Summe bleibt unter dem Strich? Wie hoch ist der Förderbedarf wirklich? Für den Stadtbus leistet man sich eine extra Stelle, während andere Ämter in Arbeit versinken. Die Busfahrer werden besucht, sie werden groß abgelichtet und ihnen wird für die Arbeit gedankt. Doch was ist eigentlich mit den Bauhofmitarbeitern oder denen vom Ordnungsamt, die oft den Frust der Bürger abbekommen? Es scheint, als ob in der Verwaltung alle Themen Ruhen und nur noch der Stadtbus promotet wird. Schließlich soll jeder Bürger den Bus kennen und auch nutzen. Denn das Projekt soll ja ein Erfolg werden. Doch man kann auch den Bogen eindeutig überspannen.

Doch wie soll man den blauen Bus dann in den Vordergrund heben? In Zeiten, in denen nicht mehr viele den Klimawandel leugnen, jagt Donaueschingen drei große Busse im Halbstundentakt durch die Innenstadt. Das ist nicht visionär. Das ist kein neues Konzept. Das ist einfach so, wie man es schon immer gemacht hat. Wie soll es auch anders sein, schließlich lag das Konzept 15 Jahre in der Schublade und wurde nicht wirklich an die aktuellen Visionen angepasst. Bei der Entwicklung waren E-Mobilität und neue Konzepte noch nicht in Sicht. Beispielsweise die Stadtwerke Münster: In absehbarer Zukunft sollen nicht mehr die flächendeckend eingesetzten Stadtbusse, die zu festen Zeiten auf festen Routen unterwegs sind, dominieren. Kleine Busse mit sechs bis acht Plätzen sollen über Handy angefordert werden können. Und irgendwann sollen sie dann auch ganz ohne Fahrer unterwegs sein. In Hamburg, Berlin und in der Rhein-Neckarregion werden Elektrobusse getestet. Und die Stadt Schwäbisch Hall hat sich zum Ziel gesetzt, den öffentlichen Verkehr auf emissionsfreie Fahrzeuge umzustellen. Möglichkeiten gibt es viele und es muss auch nicht immer ein Pilotprojekt sein.

Aber den kommunalen Standard des öffentlichen Nahverkehrs so zu feiern, wenn stets betont wird, dass der Bürger auf sein Auto verzichten soll, um den Verkehr und die damit verbundenen Emissionen zu reduzieren und so die Innenstadt zu entlasten, ist fehl am Platze. Anstatt dessen sollte vielleicht auch ein Stadtbusprojekt eine Vorbildfunktion haben. Wenn es schon keine anderen Antriebsarten sein können, sollte bei der Größe angesetzt werden. Große Busse mit wenigen Fahrgästen? Warum gehen außerhalb des Schülerverkehrs nicht auch die kleineren Fahrzeuge. Schließlich wird der Bürger zum Carsharing animiert, damit die Autos besser ausgelastet sind.