Stadtverwaltung und Fürstenhaus haben ein gemeinsames Interesse: Beide Parteien wollen den Vertrag, der die Nutzung des Schlossparks während des Reitturniers regeln soll, möglichst bald unterschreiben. „Wir wollen den Vertrag an die aktuelle Situation anpassen – und das möglichst bald“, sagt Bürgermeister Bernhard Kaiser. Auch das Fürstenhaus würde gerne endlich ein Vertragswerk unterzeichnen: "Das von meinem Großvater ins Leben gerufene Reitturnier liegt unserer Familie sehr am Herzen“, betont Erbprinz Christian zu Fürstenberg. Doch beim jüngsten Termin am Freitag wurde die Unterschrift einmal mehr vertagt. Offensichtlich ist man sich doch noch nicht einig geworden.
Doch warum dauert es so lang? Scheinbar ist der Streitpunkt, dass das Fürstenhaus den Schlosspark zwar für das Reitturnier weiterhin kostenlos zur Verfügung stellen möchte, aber für die Instandsetzung jährlich 30 000 Euro verlangt. Ansonsten sollen es nur noch kleinere Punkte sein. Inhaltlich möchte sich Kaiser zu den Vertragsverhandlungen jedoch überhaupt nicht äußern. Nur so viel: Das sei nicht der Grund. Das Vertragswerk sei ein „hochkomplexes und vielschichtiges“ Werk, das auf ganz anderen Grundlagen beruhe, als im Jahr 1978 der ursprüngliche Vertrag abgeschlossen worden sei. „Wir haben heute eine vollkommen andere Konstellation“, sagt Bernhard Kaiser.
Die Reitturnier GmbH habe sich von einer Veranstaltungsgesellschaft zu einer Verpachtungsgesellschaft entwickelt. Denn einst waren Fürstenhaus und Stadt in der Reitturniergesellschaft vertreten. Das Turnier wurde gemeinsam ausgerichtet. 2006 übernahm Escon die Veranstaltung. 2008 zog sich das Fürstenhaus aus der Reitturniergesellschaft zurück. 2014 kam es zum großen Zerwürfnis, als Dauerregen die Wiesen in Schlammgruben verwandelt hat. 2016 gipfelte alles in einem Absperrband, das quer über den Poloturnierplatz gespannt war, um das Adelshaus daran zu erinnern, dass ein öffentlicher Weg über das Gelände läuft.
Seither wird verhandelt: Schon öfters war die Hoffnung aufgekeimt, dass nun alle Streitpunkte ausgeräumt wären und das Reitturnier auch in Hinblick auf die europäischen Herausforderungen auf sichere Beine gestellt sei. Denn immer wieder kommt es zu Diskussionen, wenn nach dem Reitturnier unterschiedliche Meinungen über den Zustand des Schlossparks herrschen.
Ein Thema, das auch den Gemeinderat beschäftigt. In der jüngsten Sitzung gab Markus Kuttruff (FDP) einen Denkanstoß: Anstatt Jahr für Jahr über die Instandsetzungen zu diskutieren und „mit viel Aufwand die Flurschäden“ zu beheben, wäre es seiner Meinung nach sinnvoller, sich einmal Gedanken darüber zu machen, wie Schäden überhaupt „erst gar nicht entstehen“. Beispielsweise über entsprechende Lkw-Abstellplätze, die verhindern, dass das ganze Gelände mit schwerem Gerät befahren wird.
Ansonsten ist der Gemeinderat in die Vertragsverhandlung nicht involviert – auch wenn durch die Reihen hinweg die Hoffnung besteht, dass die Differenzen bald beseitigt sind und sich das Verhältnis zum Fürstenhaus bessert. Doch ins laufende Geschäft wird der Gemeinderat nicht involviert: Erst wenn es um die Unterschrift unter das Vertragswerk geht, wird abgestimmt.